Moin.
Ich bin unentschlossen bzgl. eines EU-Beitritts der Türkei. Dabei geht es mir nicht um die ach so tolle EU, sondern um die Türkei.
Viele sagen die Türkei sei nicht demokratisch genug für die EU.
Wer hat uns denn gefragt, ob wir Hartz IV, den Euro, die Gesundheitsreform haben wollen? Eben keiner.
Hier in Europa herrscht größtenteils eine Pseudodemokratie, so wie in der Türkei (leider, teilweise) auch noch.
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Die EU als eine rein chrisliche Vereinigung anzusehen steht im Gegensatz zu den Zielen der EU. Schließlich geht es hier um eine wirtschaftliche und kulturelle Vereinigung, die das Ziel einer gemeinsamen, friedlichen Organisation hat und zum Wohle aller handelt.
Das die Türkei (haupsächlich im Osten des Landes) noch viel mit dem Laizismus und den Menschenrechten zu kämpfen hat ist allerdings schon lange kein Geheimnis mehr.
Und das es noch ein langer Weg bis zu einer EU-fähigen Verfassung ist will ich auch nicht leugnen. Schließlich muss ich das auch "am eigenen Leibe erfahren". Denn genau so wie die Christen in der Türkei noch nicht die gesellschaftlich und verfassungsrechtliche Akzeptanz erfahren, so erfahren wir (alevitsche Muslime) diese auch noch nicht.
Dank der islamistisch geprägten Regierung dürfte es wohl auch noch eine Weile so bleiben. Aber die türkische Regierung ist lernfähig und befindet sich noch am Anfang eines Prozesses, der im Laufe der nächsten Jahre Vorteile für die das Land selbst und auch einen eventuellen EU-Beitritt bringen wird. Davon bin ich überzeugt.
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Ich habe ja bereits das Problem mit dem Osten der Türkei schon angesprochen. Dieses Problem stellt in meinen Augen das größte in diesem Land dar.
Ich habe auf Grund meiner vielen Urlaubsaufenthalte sowohl den Westen, als auch den östlichen Teil kennen gelernt, und sehe einen stellenweise unglaublichen Verfall. Während im Westen (hauptsächlich an den Mittelmeergebieten) eine durch und durch europäische Ansichts- und Lebensweise vorherrscht, nimmt diese im inneren und vor allem im Osten des Landes rapide ab.
Da denke ich, dass die EU während den Beitrittsverhandlungen ihren Teil dazu beitragen muss, um in der Türkei ein Gleichgewicht herzustellen.
Es mag zwar vielleicht weit her geholt klingen, aber eine Aufnahme der ehemaligen DDR in die EU wäre wirtschaftlich gesehen auch mehr als unklug gewesen. Aber mit der Hilfe vom ehemaligen Westdeutschland und der EU hat es auch realitv gut geklappt.
Diese Bestrebung muss meiner Meinung nach auch für die Türkei gelten.
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Die Türkei hat kurz nach dem Tod Atatürks auch seine Reformen beerdigt. Danach gab es immer wieder bestreben von fundamentalistisch ausgerichteten Parteien, die Türkei in einen islamischen Staat (so wie es das osmanische war) "zurück zu verwandeln". Als die AK-Partei (derzeitige Regierungspartei von Recep Tayyip Erdogan) an die Macht kam, sah es dann auch schon fast so aus, als wenn die Hinterweltler es fast geschafft hätten.
Und ausgerechnet dann ziehen die EU-Länder es in Betracht, die Türkei vielleicht doch noch in die Union aufzunehmen. Ein durchaus kluger Schachzug, der bisher nur Vorteile für beide Seiten gebracht hat.
Einige Menschen scheinen dies aber nicht mitbekommen zu haben... schließlich ist es DIE Chance, die Türkei nun endlich auf den richtigen Weg zu bringen, und ihr wenigstens das Gefühl zu geben, als könnte das alles in einer Vollmitgliedschaft enden.
Wenn dann nach 10, 20 oder 30 Jahren der Zeitpunkt kommt, in der die Türkei tatsächlich bereit für die EU ist - warum nicht?
Dann wären alles Kontraargumente eh aus dem Weg geräumt und eine Diskussion überflüssig.
In Zeiten von Terroranschlägen, islamisch-christlichen Auseinandersetzungen und der "Zerspaltung der Welt" in böse Moslems und gute Christen, sollte man nicht aufgrund von dämlichen, und vor allem unbegründeten "die Türkei hat in der EU nichts verloren" Kommentaren absehen und dem "Sorgenkind Türkei" helfen, den endlich eingeschlagenen Weg weiter zu gehen und sich von den anderen Staaten des nahen Ostens abzugrenzen.
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Obwohl ich das von mir oben geschriebene als ein gutes Schlusswort betrachte, möchte ich noch einen Punkt ansprechen:
Es wird immer wieder das lächerliche Argument gebracht, die Türkei läge mit nur 3% seiner Fläche auf Europa.
Interessant, da - mal abgesehen davon, dass es sich bei Europa nur um einen von menschenhand geschaffenen Subkontinenten handelt - z.B. Zypern zu 100% auf asiatischem Boden befindet und trotzdem Mitglied der EU ist.
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Es ist lächerlich zu glauben, dass direkt nach dem EU-Beitritt gleich viele millionen Türken in die EU-Länder auswandern werden.
Denn wenn es so weit ist, dass die Türkei Vollmitglied werden kann, wird sie eh an einem Punkt angekommen sein, in der es den Menschen dort genau so gut/schlecht gehen wird, wie in den anderen Ländern Europas auch.
Mal ganz davon abesehen, dass man bei dem wirtschaftlichen Wachstum der Türkei eh davon ausgehen kann, dass es dann von jeder "Ich-wandere-aus-Deutschland-aus-TV-Sendung" ein mehrstündiges Türkei-Special geben wird
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Ich könnte noch vielmehr ausholen, noch viel mehr schreiben und sonst noch was machen. So lange aber weiter subjektiv und oberflächlich auf diese brisante Thematik eingegangen wird, so wie es in diesem Thread zu 90% der Fall ist, bringt es nichts weiter darüber zu diskutieren.
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Fazit:
Ob die Türkei nun in die EU soll oder nicht, ist meines Erachtens garnicht mal die Frage. OK, es werden Beitrittsverhandlungen geführt... und das sollte auch uneingeschränkt so bleiben, denn noch ist die Türkei weit davon entfernt, ein Vollmitglied zu werden.
Aber es geht derzeit doch allein darum die politisch stark gespaltene Türkei auch ein bisschen an die Hand zu nehmen und ihr (und vor allem den Bürgern) die Tür nach Europa offen zu halten.
Das wird definitv in etwas Fruchten, was sowohl für die EU als auch für die Türkei sehr sehr positiv sein wird. Und wie ich bereits erähnte, wird sich dann die Frage über die Mitgliedschaft der Türkei in der EU schon längst geklärt haben.
Grüße, Serkan