ADJ schrieb:
Man hustet doch nicht von ungefähr Blut oder?
//edit: s-tek hat's ja schon gesagt
Aus Teatradens gesamter Story ergab sich eigentlich von selbst, das der Bluthusten die Folge von Drogenkonsum war. Einfach mal genau lesen, nicht überfliegen.
Weiter gehts.
Okee, Liebesstory kombiniert mit Drama, da hätte ich auch noch was.
Man kennt das ja - man ist jung und verliebt sich das erste mal. Oh man, das wird jetzt ne lange Story, sorry Jungx. Ich war in der 8ten Klasse. Eine Schülerin aus Amerika kam nach Deutschland und wurde in unsere Klasse versetzt. Sie saß am Anfang ganz hinten in der Klasse, ich relativ weit vorne, und sie war mir von anfang an ziemlich unsymphatisch. Ihr deutsch war gebrochen, unterhalten mit ihr war unmöglich.
Frauen sind ja ein Phänomen. Die kommen irgendwo hin und haben direkt 1000 neue Freundinnen. So war's auch bei... wir nennen sie mal Kim
Sie war sehr anpassungsfähig und lernte schnell gutes deutsch. Irgendwann saß ich in der ersten Reihe - sie in der zweiten, direkt schräg hinter mir. Wie das halt so ist, da entwickelte sich langsam was und ich saß folglich fast immer mit dem Rücken nach vorne, um mit ihr reden zu können. Wir telefonierten jeden Tag. Trafen uns in der Freizeit. Machten irgendwann schließlich fast alles zusammen und machten gemeinsam erste Erfahrungen jeglicher Art. Oha, wir waren jung aber derbe verliebt ineinander. Auch heute bin ich noch der Meinung: Das war sie.
Angelangt in der 10ten Klasse, wir standen kurz vor dem Abschluss. Sie kam mit verheulten Augen zu mir, und teilte mir mit, das sie wieder zurück nach Amerika müsse. Ihre Eltern hatten sich getrennt, der Vater zieht back to USA, die Mutter blieb in Deutschland. Doch da ihr Halbbruder mit ihrem Vater ging, und sie hang SEHR an ihrem kleinen Halbbruder, stand ihr Entschluss fest. Auch sie würde wieder nach Florida ziehen. Sie bot mir an, das ich doch mitkommen könnte. Doch ich stand kurz vorm unterschreiben meines Ausbildungsvertrages und hatte natürlich selbst Familie, an die ich sehr hang.
Als sie mir ihren Entschluss mitteilte, hatten wir noch 6 Monate. Ich Depp dachte mir "okay, du nimmst jetzt langsam Abschied, und vermeidest am besten jeglichen unnötigen kontakt". In meiner unendlichen weißheit wollte ich aufeinmal einen "cut" machen, um besser damit klar zu kommen. Sie hatte das nicht verstanden, doch ich habe sie so sehr geliebt, das ich das ganze einfach nicht wahrhaben wollte. Am letzten Tag, als sie in Deutschland war, war ich mit ihr am Airport. Ich hatte bis dahin den Kontakt mit allen mitteln unterdrückt, hatte nicht mehr angerufen oder wenn sie anrief abgewimmelt, verkroch mich zu hause oder schloss sie einfach aus meinen Freizeitaktivitäten völlig aus. Wir sprachen nicht viel. Ich konnte das auch gar nicht, da ich den Tränen sehr nah war. Ihr letzter Satz zu mir war, "Ich werde dich nicht vergessen. Aber ich werde dir für den ****** den du mir angetan hast auch nicht verzeihen."
Schwupp, sie ging rein, ich stand draußen und lief blind die Straße entlang, ziellos. Wir schrieben uns genau 2 Briefe (Briefe - keine Mails
) innerhalb 2 Monate danach. Dann brach der Kontakt ab.
Zeitsprung. Wir schreiben das Jahr 2005, um genau zu sein Anfang 2005. Es war viel Zeit vergangen und ich stand im März am Ende einer 1,5-Jahres-Beziehung, die so schmerzhaft ende, das ich es in Worten nicht ausdrücken konnte und hier auch nicht näher darauf eingehen möchte, da es mich bis heute beschäftigt.
Ich war unzufrieden, mit mir, mit dem Leben, mit dieser gescheiterten Beziehung. Im Hinterkopf hatte ich bis dato immer wieder Kim. Ich hatte sie ja nun mittlerweile Jahre nicht mehr gesehen, aber dennoch schwirrte sie als absolutes Ideal in meinem Kopf herum. Keine Frau würde jemals an sie herankommen, da war ich absolut sicher. Also handelte ich.
Ich bewarb mich für ein Praktikum einer kleinen lokalen Tageszeitung in Florida, machte ein Hotel klar und jemanden, der mit mir kam (Kumpel...). Mir wurde diese Gelegenheit während der Ausbildung angeboten, also wollte ich sie auch wahrnehmen. Ich musste einfach mal abschalten von Deutschland, zu viele schlechte Erinnerungen. Als Praktikant in Florida wollte ich dann nebenher Kim ausfindig machen (war in der gleichen Stadt von der ich wusste, das sie da zumindest 2003 noch wohnte).
Doch das lief natürlich nicht so, mir wurde abgesagt, alle Planungen waren umsonst. Und langsam wurde ich sauer, aufgrund der Tatsache, das mir alles misslang.
Ich wusste das Kim's Vater eigenständig war. Also suchte ich nach seiner Firma. Problem nur: Ihr Nachname ist in etwa so verbreitet, wie Wasser. Also gleiches Level wie "Fischer", "Müller" oder "Schneider". Nach einem Monat hatte war ich 90%ig sicher, die richtige Firma gefunden zu haben.
Ich zögerte 2 Wochen. Dann schrieb ich eine Mail in übelst schlechtem English an den Chef der Firma.
Weitere 2 Wochen. Ich wartete eigentlich nicht mehr auf eine Antwort, ich saß auf Arbeit und trank meinen Kaffe.... *pling* Ich hatte Post, die da in etwa lautete wie
"Ja Hallo, am besten wir schreiben auf deutsch weiter, den Englisch ist ******e. Hier hast du die Festnetznummer von Kim, wenn du ihr eine Mail schreiben willst schickst du die dahin: ..."
Okay, dicker Schockmoment, ich hatte den richtigen erwischt, und ich hatte alle nötigen Kontaktdaten. Also erstmal schnell raus ausm Büro, 10 Etagen nach unten gefahren, raus gelaufen und zwei Zigaretten gequarzt. Langsam beruhigen. Geile Sache, das!... dachte ich.
Gemütlich setzte ich mich wieder im Büro angelangt hin und las die Mail nochmal in Ruhe. Die war zwar kurz, aber für mich überraschend erfreulich.
Beim zweiten lesen fiel mir dann was auf, was mein Herz auf 200 brachte. Ihre Telefonnummer. Das war ne Festnetznummer. Und die begann mit 030. 030!!! Die Vorwahl Berlins. Der Stadt, in der ich mein ganzes Leben wohnte. Sie war zurück! Schei*endreck, warum hat die sich nicht bei mir gemeldet??
Nachdem die 10 Etagen wieder runtergelaufen war, um nochmal eine zu rauchen, machte ich Feierabend. Darauf kam ich echt nicht klar.
Dann folgten lange Diskussionen mit meinem Freundeskreis. Warum hatte sie sich nicht gemeldet???
Wiedermal 2 Wochen später. Ich rief an.
"Moin"
- "Ja Hallo, wer ist denn da?"
"Vielleicht kennst du mich ja noch, ich bin's, Martin"
- "Wer?"
"Ehm.. Martin!!"
- "Sorry, helf mir mal auf die Sprünge..."
*ich nervös wie eine klapperschlange*
"Ehm, ja also, bevor du nach Amerika gegangen bist... da saßen ich vor dir in der Schule..."
*eine trillionste sekunde später die erkenntniss: was für ein dummer satz*
Ja okay, sie konnte sich dann doch wieder erinnern, und ein paar Tage trafen wir uns. Als sie ankam: Verband um linken Unterarm. "Was hastn da gemacht?" - "Geritzt" - "Wie, geritzt?" - "Na geritzt..."
Langes Gespräch über alte Zeiten und die Zeit danach. Ich erkannte schnell: Sie war ein Frack. Vom insolventen, hochverschuldetem Vater geschlagen, Mutter Drogensüchtig, Halbbruder im Heim, ihr Ex-Freund in den USA hatte sich erhangen... zuviel für ihre junge Seele, sie war am Ende.
Ich wollte ihr da raushelfen. Doch sie began zu klammern. Sie hatte hier niemanden, nichtmal Freunde, und war selbst Suizid gefährdet. Das wurde immer extremer. Ich tat alles, wir besorgten ihr Arbeit und Wohnung, ich unterstüzte sie wo ich konnte. Irgendwann war ich ausgepowert, konnte nicht mehr. War ich schlecht drauf, war sie auch schlecht drauf - sie war einfach keine eigenständige Person mehr, sondern vielmehr ein Abbild ihrer Umgebung... und wegen der ganzen Sche*ße war sie auch schon in Behandlung.
Wir hatten alles soweit geregelt, sie stand auch finanziell halbwegs auf eigenen Beinen, und meinte, ich könne doch zu ihr ziehen. "Nee" meinte ich, auch wenn ich was für sie empfand, war ich mir sehr wohl darüber im klaren, das dies alte Gefühle waren, und nichts mehr von der Kim übrig war, die ich damals kennen lernte. Darauf hin folgten natürlich Streits, sie drohte sich was anzutun. Das riss mich dann selbst immer weiter runter. Und ein zweites Mal setzte ich einen Schlusspunkt.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich dachte ich hätte sie im Stich gelassen. Es folgten Telefonterror und fast schon Stalkin-Attaken ihrerseits. Doch ich brach mal wieder alles ab.
Einen Monat später war sie tot.
Ich weiß heute nicht viel. Und klar kommen tu ich damit auch immernoch nicht. Aber ich "vergesse" einfach, ich rede kaum drüber und ignoriere, was vorgefallen ist. Ich weiß eigentlich nur eines: Das man jeden Tag so nutzen sollte, als wäre es der letzte. Das hört man oft, aber das ist einfach wahr. Ich bereue die 6 Monate von damals, in denen ich begann "abzuschließen". Viel lieber hätte ich aus heutiger Sicht diese Zeit intensiv mit ihr genutzt. Es war gut, das ich sie Anfang 2005 wieder ausfindig machte, weil ich lernte, das es keine zeitlosen Ideale gibt. Ob sie heute noch leben würde, hätte ich mich nicht gemeldet, weiß ich nicht. War ich der i-punkt, der tropfen auf den heißen stein, der sie dazu brachte, oder war ich eher jemand, der ihr noch eine gewisse schöne zeit gab, bevor sie ihren willen doch durchsetzte? Keine Ahnung.