AW: Nachbarn!!!
ich will eine kleine story erzählen, dass es bei der gastro genauso ein problem ist (wird etwas länger):
einer meiner besten freundinnen hatte anfang 2000 eine gemütliche kleine bar ca. 60 qm gefunden, mitten in der city im ausgehviertel.
der vertrag wurde unterschrieben und ich habe ihr auch versprochen, dass ihr helfen werde, als dj und mit ideen, wie die bar zum laufen kommt.
die wurde wundervoll eingerichtet, sogar ein maler hatte die wände in sand meeres und wolkenfarben gestrichen und von der toilette bis zu den tischen wurde alles super gemütlich in wohnzimmer atmosphäre eingerichtet. Pflanzen, Lavalampen, Sitzkissen, Kerzen, Lounge Atmosphäre etc.
von den vorbesitzern war sogar noch in einem kleinen zimmer mit durchkuckfenster die anlage vorhanden.
die bar befindet sich in der city in einem mischviertel. das bedeutet, dass unten in der strasse die bars, cafes und restaurants sind und darüber miets bzw. eigentumswohnungen.
alle bars u. cafes hatten eine 3-4 uhr lizenz bzw. seit wenigen jahren wurde dann die sperrstunde aufgehobgen. das lokal selbst hatte eine musiklizenz als "musiklokal".
die bar lief wunderbar an, war fast jeden abend, vor allem ab donnerstag rammelvoll und auch als dj habe ich da gerne meist ab donnerstag oder weekends musikalisch geholfen, was sehr gut ankam.
sogar mit allen nachbar bars verstanden wir uns prima und man half sich gegenseitig aus, wenn mal ein Wodka oder anderes ausgegangen war.
wir haben sogar eine auszeichnung von einem stadtmagazin zu den top20 bars in der stadt bekommen.
nun zum problem, das zum ewigen problem wurde:
Uns wurde schon dezent von einigen Ex Stammkunden der Vorbesitzer (die das der Freundin verheimlicht hatten) erzählt, dass es bereits 6 Vorbesitzer dieser Bar gab und keiner es länger als 1-2 Jahre ausgehalten hat.
Man warnte uns auch vor der Wohungsbesitzerin über dem Lokal, die zugleich noch Hausbesitzern des ganzen Hauses war.
Nachträglich wurde der Freundin auch gesagt, dass dieses Lokal dem Bruder der Besitzerin gehört, sie aber die Hausverwaltung aller Eigentumgswohnungen darüber im Haus ist. Und anscheinend ein jahrelanger Streit zwischen diesen Geschwistern herrscht.
Da die Freundin ja eine Musiklizenz hatte, war es eben kein Problem, eben auch Live per DJ am Abend zu spielen, am Freitag Samstag durchgehend bis meist 3 Uhr früh, wo es dann leer wurde.
Wir hatten uns sogar vorab um einen Tontechniker gekümmert, der uns Tips und Tricks zeigte wegen der Lärmbelästigung und wir haben alle Tips befolgt, Boxen zentral in den Raum auf Betonplatten und halbierten Tennisbällen gestellt, so dass die Wände durch die Übertragung der Schallwellen nicht betroffen waren.
Nach den ersten Wochen fingen dann die eigentlichen Probleme an, weil ständig die Polizei zu uns in die Bar kam, dass sich die Dame darüber wegen Lärmbelästigung beschwert hatte, immer kurz nach 22 Uhr (die Bar hatte aber eine 3-4 Uhr Lizenz)
Die Polizei machte natürlich immer darauf aufmerksam, dass sie bei Anrufen wegen Beschwerden kommen müssen und nach dem 3. Besuch Schluss sein muss, weil es sonst eine Anzeige gibt.
Danach folgten weitere Attacken, als meist am Tag darauf Freitag, Samstag oder Sonntag die Eingangstüre mit verfaulten Eiern beschmiert war. Einmal eine Klorolle mit Fäkalien vor der Türe lag und ständig die Türe mit irgendetwas ekligem beschmiert wurde.
Anonyme Anrufe folgten dann jeden Freitag und Samstag ab 22 Uhr, dass wir die Musik ausmachen sollen. (richtig voll wurde es aber meist ab 21.30 Uhr in der Bar und wir machten nur so laut, dass es die Stimmen der Leute leicht übertönte und vor der Türe man die Musik nicht hörte)
Als nach zig Wochen und unzähligen Polizeibesuchen der Terror dieser Frau nicht aufhörte, machte die Freundin einen Gegenangriff und ging zur Beratungsstelle der Polizei für Gastroleute.
Ebenfalls hatte sie in einem Rundschreiben an alle Hausbewohner eine Mitteilung über das Problem geschildert und alle Hausewohner herzlichst eingeladen, um über dieses Problem zu sprechen.
Keiner der Hausbewohner hatte etwas gegen die Bar und Niemand hat das Lärmproblem jemals bemerkt.
Aufeinmal erschien die Hausbesitzerin, die darüber wohnte mit ihre jungen Nichte (Anfang 20) und verhielt sich überraschend sehr freundlich, aber auch zurückhaltend und betont und meinte zu der Freundin: ich habe nichts gegen ihr Cafe/ihre Bar, aber um 22 Uhr geht man ins Bett und macht keine Musik mehr.
Obwohl wir eine Bestätigung seitens der Polizei und sogar das Gewerbeamt war zweimal da, hatten, ging der Terror weiter.
Sogar die Polizei war auf Dauer sehr verzweifelt, weil sie bestätigen konnten, dass im Lokal die Musik nicht zu laut ist, aber die Hausbesitzerin letztendlich im Recht stehe und ihnen die Hände gebunden sind.
Auch wegen diesen Türattacken mussten wir mit dem Geschäft gegenüber vereinbaren, eine Kamera über Nacht laufen zu lassen, um beweiskräftige Fotos zu haben, dass sie die Übeltäterin für diese Attacken ist.
Es war natürlich nicht vorteilhaft gegenüber den Gästen, wenn jede Woche die Polizei mal wieder im Raume stand und die üblichen Diskussionen losgingen.
Dann ging es soweit, dass sie sich auch an Tagen beschwert hatte, wo keine Musik vorhanden war, oder kein DJ Betrieb war und die Musik ganz leise im Hintergrund zu hören war.
Als die Polizei die Wohnung von Ihr oben überprüfen wollte wegen dem Lärm, hatte sie nicht aufgemacht.
Weitere Versuche, ein vernünftiges Gespräch mit der Dame zu führen, waren vergeblich. Sie rief weiterhin anonym ab 22 Uhr an mit den kurzen Worten "stellen sie die musik ab, das ist lärmbelästigung!"
Naja, das Ganze hat die Freundin ca. 1,5 Jahre durchgehalten, dann waren ihre Nerven auch kaputt und sie hat dann freiwillig aufgegeben.
Erst mit näheren Gesprächen mit der Vertrags-Brauerei wurde letztendlich bestätigt, dass alle 6 Vorbesitzer das gleiche Problem hatten. Auf die Frage, warum man einen Pächter nicht vor Vertragsabschluss darüber aufklärt oder warnt, kam keine Antwort.
Anhand dieses Beispiels zeigt, dass die Nachbarn immer im Recht sind, egal wie die reale Lage auch sein mag. Auch Versuche, alle Störfaktoren auszuschalten, haben daran nichts geändert, weil die Frau letztendlich nur wollte, dass darunter ein "Tages Cafe" ist, dass um Punkt 22 Uhr die Türen schliesst.
Und all das in einer Großstadt, mitten in der City in einem Weggeh-Viertel, wo hunderte von Bars ähnliche Probleme hatten.
Aktuell: Danach hatte sich nach einigen Monaten ein Nachfolger für die Bar gefunden. Die Bar schloss nach wenigen Monaten wieder und es kam ein weiterer Nachfolger rein.
Ihren Namen wollte sie mir trotz freundlicher Nachfrage nie mitteilen. 
