Hier tut sich mal wieder der Unterschied der verschiedenen DJ-Traditionen auf.
HipHop-DJs entstammen einer DJ-Gattung, die vom Reggae inspiriert ist. Wohl bekanntester Vertreter dieses Crossovers war DJ Cool Herk, der aus Jamaica in die Bronx zog. Dort wurden die instrumentalen Parts von "normalen" Songs genommen und mit Hilfe zweier Plattenspieler geloopt, um dem Rapper ein musikalisches Fundament zu geben. Dieses Prinzip hat schließlich das hervorgebracht, was man in seiner Reinform als "Truntablism" bezeichnet.
DJs der Elektronischen Musik kommen eher aus der Tradition der alten Disco-DJs, die einzelne Songs spielen. Nach dem Untergang der Disco-Ära und mit dem Aufkommen von House wurde Gott sei Dank das Moderieren zwischen den Songs abgeschafft und die Zeit dazwischen mit kurzen Sequenzen aus Beatboxen überbrückt. Daraus entwickelte sich dann das Beatmixing, bei dem zwei Songs in einander überfließen. Ich habe mal irgendwo gelesen, wie jemand den Moment beschreibt, in dem er dies zum ersten mal gehört hat: "It sounded like a long tape." Wenn man dies nun weiter auf die Spitze treibt, kann man auch zwei oder mehr Musikstücke gleichzeitig für längere Zeit zusammen laufen lassen, wobei sich die Rhythmuselemente gegenseitig ergänzen, weshalb diese Einzelstücke nun nur noch als "Tracks", also einzelne Tonspuren bezeichnet werden. Jeder dieser Tracks ist für sich genommen noch kein fertiger Song, sondern erst im Mix wird das ganze zu etwas komplettem. Das setzt aber natürlich ein Mindestmaß an Minimalismus voraus, denn sich überschneidende Gensangsstimmen oder Melodieläufe klingen verdammt scheise. Deshalb gehört sowas auch eher zu loopigen (Sub-)Genres aus dem Techno- und House-Bereich. Trance, vokallastigem House oder eben auch HipHop sind da engere Grenzen gesetzt und dem einzelnen Musikstück wird eine größere Bedeutung eingeräumt.
Spätestens, seit HipHop nicht mehr nur eine Sache für Ghetto-Kids ist, gibt es aber natürlich auch Club-DJs, die HipHop auflegen. Allerdings bedienen diese sich (soweit ich das beurteilen kann) eher aus der Trickkiste der Turntablist, um mit Cuts und Scratches ihre Übergänge zu gestalten. Wenn hier Beatmixing betrieben wird, dann natürlich nur "relativ" kurz.