Na ja, in einer Weltuntergangsstimmung bin ich nicht, wie manch anderer. Das Fersehen ist als Medium - nomen est omen - erstmal nur ein Vermittler von Inhalten. Man kann also nicht das Fernsehen als solches, sondern höchstens die Inhalte kritisieren und da bin ich nicht ganz so pessimistisch. Klar ist, dass das Fernsehen als Informationsquelle immer mehr an Bedeutung verliert und so zum reinen Unterhaltungsinstrument wird. Aber noch ist das Internet nicht das Massenmedium, das es vielleicht mal sein wird und so finde ich den prinzipiellen Zugang zum Fernsehen durchaus wichtig. Es geht ja nicht darum, alles mit ja und amen abzusegnen und unreflektiert aufzunehmen. Auch das Fernsehen ist nur ein Fragment bei der Informationsbeschaffung. Mir ist es alle mal lieber, wenn jemand zumindest mal eine Nachrichtensendung sieht, als überhaupt nicht zu wissen, was in anderen Teilen der Welt vor sich geht.
Ich bin auch kein Fan von diesen pseudowissenschaftlichen Formaten wie Galileo. Mir kommt das so vor wie die Sendung mit der Maus nur weniger pfiffig aufgemacht und ohne das Etikett einer Kindersendung. Wohl kaum einer, der das ernsthaft sieht weiß überhaput, wer Galileo Galilei war. Wird aber jemand angeregt, der eigentlich mit Wissenschaft nichts am Hut hat, wegen einer solchen Sendung z.B. zum Thema Astronomie, sich auch mal ernsthafter damit zu beschäftigen, so sehe ich da nichts schlimmes dran.
Die Sache mit dem "Unterschichtenfernsehen" gibt mir in sofern zu denken, als dass es hier nicht um das Fersehen als eigentliches Problem geht. Die Privatsender sind per Definition bestrebt, ihren Gewinn zu maximieren, in dem sie große Marktanteile erobern, die von ihren Werbekunden honoriert werden. Wer also immer gegen das Öffentlich-Rechtliche wettert, der sollte sich darüber im klaren sein, dass der Hang zum Populismus durch das Ausschalten eines Wettbewerbs zu mindest im Ansatz gemindert wird. Kommerzielle Sender, egal ob finanziert durch Werbung oder das direkte Bezahlen durch den Kunden werden immer den Mainstream verfolgen und kaum einer Nieschensendung Platz bieten. Sie befriedigen ganz simpel eine Nachfrage. Also muss man sich die Frage stellen, woher diese Nachfrage kommt. Dabei landet man bei dem recht harmlosen Bedürfnis nach Zerstreuung und banaler Unterhaltung, die jeder wo anders sucht und findet. Man kommt aber auch zu heikleren Themen wie soziale Ausgrenzung, fehlender familiärer Rückhalt, Verwarlosung und so weiter.
Gefährlich wird es, wenn das Klientel eines solchen Programms sich selbst prostituiert. Das sehen wir seit Jahren in diversen Nachmittagstalkshows. Auch kein Wunder ist, wenn Formate großen Zulauf finden, in denen das schnelle Geld versprochen wird. In den USA gibt es imho sogar so eine Sendung, bei der sich die Kandidaten in Lebensgefahr begeben.
Leichte Unterhaltung ist nicht schlimmes und wer meint, Seifenopern gucken zu müssen, soll das gerne tun. Letztlich ist das genauso blöd oder banal, wie ein Comic aufzuschlagen oder ins Kino zu gehen. Auch das Theater ist kein Tempel für elitäre Intellektuelle, denn auch dort gibt es wie überall Ernstes und Unterhaltendes. Wer den Fernseher ganz aus seinem Leben verbannt, der kannl auch dies tun, aber wenn die selbsternannte Bildungselite irgendwann kollektiv nicht mehr registriert, was in anderen Medien abläuft, dann kann das auch nichts gutes sein.