TESTBERICHT ECLER AC-6
Vorab möchte ich klarstellen, dass der Testbericht dieses Pultes wesentlich pingeliger erstellt wurde, als ich ein Mischpult im „normalen“ 500Eur Segment beurteilen würde. Alle scheinbar negativen Eigenschaften die ich hier aufzähle sind eigentlich mehr als Kritikpunkte als wirklich negative Mängel zu sehen. Sollte sich jemand wirklich für dieses Pult entscheiden wird er keinesfalls enttäuscht werden. Der Test beruht auf einen 5 monatigen Anwendungszeitraum mit unterschiedlichsten Veranstaltungen. Von Pressekonferenzen bis hin zur 2000Pers. Mobildisco Party.
Ach ja, der Test wurde zwar eigentlich für den Technikgiude vom Houseboard erstellt, aber ich denke hier ist er ebensogut aufgehoben.
Technische Daten:
- 6 Kanäle
- 18 Eingänge (4x Line/CD/Phono, 2x Line/CD/Mikro mit Phantomspeisung)
- 7 Ausgänge (4x XLR, 2x Rec Chinch, 1x Cue/Mix Chinch)
- Phantomspeisung: +18 VDC/5 mA max.
- Netzspannung: 90 - 264 VAC / 47 - 63 Hz
- Leistungsaufnahme: 47 VA
- Maße: 482,6 x 355 x 142,5mm (8HE / 19“)
- Gewicht: 7,3 kg
Erster Eindruck / Ausstattung / Verarbeitung / Lob & Tadel:
Nach dem Auspacken viel sofort die massive / dicke Frontplatte auf. Die sehr edle, aber Staub & Fingerabdruck anfällige Oberfläche fühlt sich gut an und die Fader und Potis gleiten sehr smooth mit einem angenehmen Hauch von Widerstand.
Schauen wir etwas genauer hin:
Beim Ertasten fühlt man die angeblich auf Lebenszeit eingebrannte
Beschriftung als wäre sie aufgedruckt. Ich bin gespannt sie wirklich auf Lebzeit hält, (ich peile da so 10Jahre im wöchentl. Road –Dauereinsatz im Flightcase an). Sollte die wirklich eingebrannt und nicht nur bedruckt sein gehe ich davon aus. Überzeugt davon bin ich aber nicht.
Die
Potiköpfe sind sicherlich nicht, wie im „Raveline Test“ mit dem Ecler wirbt beschrieb, aus gedrehtem Aluminium, sondern aus Kunststoff im Aludesign. Sie sehen sich aber sehr chic aus, fühlen sich angenehm an und rutschen dank der Gummiummantelung kein Stück zw. den Fingern Auch wenn man am Abend verschwitzte Finger hat weil der Club so am kochen ist. Ganz bim Gegensatz z.B. vom M1. Die Entwickler haben sich wirklich Mühe gegeben, der Unterscheid zu Alu fällt einem Laien wohl kaum auf –ich bin allerdings Werkzeugmechaniker… …
Die
Kippschalter sind etwas kurz & fummelig (wenn man sie denn mal braucht). Betätigt man sie aber mal macht es nicht nur zw. den Finger „klick“ sondern auch im Kopf. Es schwirrt einen dann so was vor wie: „Wow“ –so können sich Kippschalter anfühlen!? Nicht schlecht…“ Das ist das was ich selbst als erstes gedacht habe und auch von anderen bestätigt bekommen habe. Bis jetzt erwische ich mich immer wieder ab und an mal dabei das ich beim auflegen zum Spaß einen Kippschalter umlege nur weil es sich so geil anfühlt…
Der
Crossfader ist frei zuweisbar und die Faderkurve stufenlos per Poti einstellbar. Selbst Hip Hopper sollten hiermit klarkommen! Well done!
Die
Druckknöpfe sind leider etwas labberig verbaut und fühlen sich auch nach Plastik an, bzw. sind aus Kunststoff. Sie bieten aber einen angenehmen Druckwiderstand. Dennoch darf man an dieser Stelle wirklich etwas Höherwertiges erwarten.
Die
Pegelanzeige ist sehr gut lesbar und so was von genau das es einen schon fast schlecht wird. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Tontechniker gaben mir das Feedback das das Pult bei ausgepegelten +/-0dB verhältnismäßig leise sei. Vielleicht erklärt sich hierdurch die enorme Leistungsreserve. Selbst bei übersteuernden +10dB wir ein ungeschultes Ohr beim AC-6 nicht viel Störgeräusche hören. Erst hier beginnt der hörbare Übersteuerungsbereich. (getestet auf folgendem System: AC-6 über Camco Amps an NEXO Alpha E (15KW) & at home)
Alle
Anschlüsse sind gut bezeichnet und es mangelt Anschlusstechnisch wie schon vom Hersteller beschrieben an nichts. Schön wäre es vielleicht noch gewesen einen zusätzlichen Ausgang als 2x 6,3mm Klinke bereit zu stellen aber auch das ist nicht wirklich notwendig. Für so etwas gibt es ja Adapter. Sowohl Eingangstechnisch (18 !!! Eingänge) als auch Ausgangstechnisch bin ich bisher mit dem Pult nicht annähernd an die Grenzen gestoßen. Die beiden Hauptausgänge lassen sich Mono schalten und man hält somit 4 vollwertige XLR Ausgänge. Grade bei „Outdoorgeschichten“ wo Stereo sowieso nicht drin ist, ist das sehr vom Vorteil. Sei es bei Pressekonferenzen mit vielen Mikros, bei Bands die über das Mischpult mitliefen, als auch bei Großveranstaltungen mit verschiedenen Beschallungsbereichen, Anschlusstechnisch gab es bisher NIE Probleme.
Ungewöhnlich für Pulte in dieser Region sind die linearen 60mm Wannenfader (sonst meist 100mm logarithmisch üblich). An diese gewöhnt man sich aber schon noch 1-2 Übergängen schnell und ab dann ist wieder alles im Lot.
Der
Talkover funktioniert zuverlässig und spricht auch nur dann an wenn er soll auch wenn es keinen Sensibilitätspoti gibt. Damit kann man arbeiten.
Das Pult ist kompromisslos übersichtlich gebaut. Jeder der außer mir daran gearbeitet hat fühlte sich ohne Einarbeitungszeit sofort wohl.
Die
Kopfhörersektion ist ganz klassisch. Das Mastersignal ist dem Cue Signal hinzumischbar sodass im Zweifel auch ohne Monitore ein abmischen möglich ist. Als besonderes „Schmankerl“ gibt es die Möglichkeit das Kopfhörersignal als Chinch-Signal am Ausgangspanel abzugreifen und auf die Monitore zu legen.
Das einzige,
was wirklich fehlt (allerdings bei der direkten Konkurrenz auch) ist ein USB Anschluss. Das Pult ist im Nov. 2006 auf den Markt gekommen. Zu dem Zeitpunkt war Trend alle möglichen Pulte mit USB zukunftssicher zu machen bereits gut ersichtlich. Hier hat Ecler ganz klar geschlafen. Sicherlich wäre der Mischer dann nicht mehr so Retro aber in spätestens 2 Jahren wird diese Möglichkeit eines Anschlusses einfach schlichtweg fehlen!
Die
Verarbeitung ist wirklich Premium. Man spürt förmlich, dass es sich hierbei nicht um ein Chinapult handelt. VIVA ESPANIA!!!!!!!!
Klang:
Das
Pult klingt sehr ausgewogen. Satte Bässe, knackige High Hats… Bisher habe ich noch keinen Tontechniker erlebt der sich über den Klang beschwert hat. Im Gegenteil bisher waren alle sichtlich überrascht und bei 2 Firmen wird jetzt sogar erwogen von Rodec bzw. Allen& Heath auf das AC-6 umzusteigen. Der Klang ist neben der hochwertigen Verarbeitung und Vielseitigkeit auch ein Hauptargument für Ecler. Wer hier meckert hat keine Ahnung oder hat einfach sehr sonderbare Vorstellung was Klang bedeutet.
Die
EQ´s trennen verdammt sauber und wirklich nur das was sie sollen. Kompromisslos! Wenn man z.B. die Mitten rausdreht ist absolut NICHTS mehr zu hören von Vocals in einem Track, nur noch die Bässe und Highs! Bei Linksanschlag aller EQ´s herrscht Totenstille. Perfekt!
Effekte:
Gibt es ganz einfach nicht! Wer dieses Pult zum Kauf Erwägung zieht hat auch anderes vor als Effektspielereien. Und sollte dennoch jemand mal ein Effektgerät anschließen wollen, für den gibt es die Möglichkeit jeden einzelnen Kanal per Pre & Post ext. Effekte zu zu mischen. Hiermit habe ich allerdings noch nicht gearbeitet. Somit gibt sich der Mischer auch hier nicht die Blöße und ist für die DJ Zukunft vorbereitet.
Fazit:
Wer viele Eingangs- und Ausgangskanäle braucht sowie bedingungslose Klangqualität und Zuverlässigkeit / Übersichtlichkeit sucht ist mit diesem Pult sehr gut beraten. Als Antwort zu Rodec, Dateq, Hi-Level, Dynacord M1 oder auch DJM 1000 ist es echt eine verhältnismäßig günstige Alternative ohne dabei große Einbußen in Kauf zu nehmen. Das AC-6 ist ganz klar ein zuverlässiger Partner für größere Events und Discotheken und nichts für den privaten Heimgebrauch. zw. zwei 1210ern.
Wer sich für das AC-6 entscheidet wird dies nicht bereuen, sondern einen treuen Partner finden der einen nicht im Stich lässt wenn drauf ankommt.
Ich hoffe ihr konntet einen kleinen Eindruck gewinnen und vielleicht habe ich dem ein oder anderen ja sogar beim Kauf beratend geholfen. Auch wenn ich das weniger stark glaube da die Zielgruppe für so ein Gerät doch recht eingeschränkt ist.
Danke noch mal an Kool Snaip der mir zu diesen Pult geraten hat. Ich bin mit der Entscheidung sehr glücklich und habe meinen Deckel gefunden.
Ich habe fertig!
Christoph Deitert / chris|de