Ich lehne mich jetzt mal zu diesem Thema etwas aus dem Fenster zum Thema klassische Grossraumdisko. Ich denke, dass gerade in den Städten und Umgebung die Grossraumdisko früher oder später ausgedient haben wird. Gerade in Norddeutschland ist dieser Trend meiner Meinung nach sehr schön zu beobachten, da hier besonders in den 90er Jahren eine Grossraumdisko nach der anderen aus dem Boden schoss, von denen es einen grossen Teil schon lange nicht mehr gibt. Gründe dafür könnten meiner Meinung nach gerade die Konkurrenz aus den Clubs sein, welche mittlerweile für jede Zielgruppe musikalisch gesehen eigene Veranstaltungen anbieten, so dass der Konsument hier gezielt nach eigenen Vorlieben auswählen kann. Auch sind heutzutage musikalische Trends derart schnelllebig, dass potenzielle Besucher immer neue Arten von Veranstaltungen fordern und dass es auf diese Weise schwieriger wird, jeweils eine breite Masse an Besuchern für ein jeweiliges Event in einer Grossraumdisko anzusprechen, was ja für einen solchen Laden schon auf Grund seiner schieren Grösse die Lebensgrundlage darstellt. Die meisten Grossraumdiskos hier im Bereich Rostock (wo ich halt lebe, doch ich denke, das lässt sich auch auf andere Städte übertragen) haben heute vielleicht einen wirklich guten Tag in der Woche, im Gegensatz zu früher, wo die Bude an sämtlichen Öffnungstagen brechend voll war. Fakt ist natürlich auch, dass Grossraumdiskotheken als Zielgruppe einen bestimmten Altersdurchschnitt (18-25) ansprechen. Die älteren(und damit auch zahlungskräftigeren) gehen ja eher seltener in Grossraumläden. Jedoch sind die Möglichkeiten für die anvisierte Zielgruppe, ihre meistens recht knappe Kohle effektiv auszugeben, heutzutage deutlich vielfältiger, als es noch vor zehn Jahren der Fall war. Man erinnere hier mal an das Handy als Statussymbol und damit verbundene Bezahldienste (Jamba und Konsorten) und sonstige Spielereien. Soziale Entwicklungen wie Hartz IV usw. tun hier ausserdem ihr übriges. Sprich: die Jugend hat immer weniger Kohle, um diese in die Grossraumdiskos zu tragen; Gesetz dem Fall, sie geht überhaupt noch hin.
Dies führt z.T. zu abstrusen Entwicklungen in dieser Branche: Um überhaupt Leute in die Läden zu bekommen, versucht man hier oft, Zielgruppen anzusprechen, welche sich früher überhaupt nicht im eigentlichen Beuteschema befanden. (Eintrittsvergünstigungen für Studis, Ü30-Partys, z.T. irgendwelche Indie-Partys usw.) Oder man versucht's über die Geiz-ist-geil Schiene, d.h. Saufpartys mit Flatrate oder 1 € pro Getränk. Gerade diese sind ein sicheres Anzeichen dafür, dass der Laden stirbt.
Des weiteren kann der interessierte Beobachter vielerorts einen stetigen Wandel der Einlasspolitik wahrnehmen: Fand noch vor 10 Jahren an der Tür eine Art Selektion statt, so wird heute alles reingelassen, was menschenähnliche Gestalt besitzt und geradeaus laufen kann. Oft ist dann auch das Alter (U18) egal. Das gerade Grossraumdiskotheken in den Augen vieler Gäste oft zu einer Art Kinderhüpfburg mit Ausschank mutieren, ist kein Zufall, auch wenn das von den Betreibern gerne bestritten wird. Hauptsache, der Laden ist voll. Ältere und zahlungskräftigere Gäste werden von solchen Entwicklungen zusätzlich abgeschreckt. Im Grunde ein Teufelskreis.
In ländlichen Gegenden denke ich, wird die Grossraumdisko allerdings auch langfristig bestehen können, da sie für die dortige Jugend in einem gewissen Umkreis die einzige Möglichkeit ist, unter Leute zu kommen und zu feiern. In der Stadt allerdings sieht es anders aus, dort ist die Grossraumdisko meiner Meinung nach ein Auslaufmodell.
