AW: Wer ist für euch noch ein "DJ" bzw. wer darf sich als solcher bezeichnen?!
Muss ein DJ also deiner Meinung nach seine 20 Jahre Musikgeschichte durchlebt haben, oder reicht es dir, wenn er dieses Spektrum abdeckt?
Ich habe selbst erst 7 Jahre Musikgeschichte, lege aber auch gerne mal älteres auf, die 20 Jahre kommen da locker hin. Originalplatten von damals habe ich zwar nicht (bis auf zwei Beatles Alben, aber die würde ich niemals zum Auflegen missbrauchen), ich besitze aber genug Re-Edits, die weiter als 1988 zurückgehen.
Nun ich denke, dass es mir egal ist wie lange ein DJ auflegt und wie alt Er ist und wenn Er einen guten Sound mal zwischendurch aus den 80igern spielt, finde ich das persönlich sehr OK.
Der Hintergrund warum ich das geschrieben habe ist folgender.
Die Kunst neben dem künstlerischen Aspekt wie man seine Show gestaltet und präsentiert, ist der finanzielle Aspekt, aber auch die eigene Absicherung.
Ein DJ kann immer nur das Publikum bedienen, mit dem was Er an Wissen und Musik zur Verfügung hat und manch ein Discothekenchef erwartet von seinem DJ auch ein sehr weites Spektrum.
Die Gründe hierzu sind einfach. Ein Gast der um die 30 – 40 Jahre alt oder älter ist, finanziell gesichert dasteht, lässt im Allgemeinen gegenüber einen Auszubildenden oder Jemanden der sich gerade seine Existenz aufbaut, mehr Geld über den Abend da.
Auch diese Gäste wollen musikalisch bedient werden und das schlimme an der Sache ist, dass es so einige gibt, die mit der Prahlerei alias schau mal wie viel Kohle ich hier lasse und dafür erwarte ich….blablabla… bist dahin, dass Sie sich beim Chef beschweren, was Er für eine Pfeife von DJ eingestellt hat – obwohl im Gegensatz, die Einsicht fehlt, dass ein junger DJ, weder – ich möchte es mal als „Das Gefühl der damaligen Zeit“ bezeichnen kennen kann, noch irgendwelche speziellen Scheiben kennt, die als Sahnestücken im Untergrund gelaufen waren und nicht in den Top 100 auftauchen.
Es gibt aber auch sehr liebe Gast, die sich wirklich freuen, wenn Sie mal wieder was feines aus Ihrer Zeit hören – dass muss auch gesagt werden.
Noch ein weiterer Aspekt können mobile Discotheken sein, da hier die Aufträge sehr unterschiedlich sind, angefangen von Hochzeit, Geburtstag, Abschlussfete bis hin zu Präsentationen. *grins* oder Trauerfeiern um mal endlich wieder „Highway to Hell“ von AC/DC spielen zu können.
Vielleicht noch ein letzter Aspekt den ich sehe.
Wo die Reise als DJ hingeht weiß man nie, ich kann nur soviel sagen, dass mit zunehmenden Alter trotz Interesse, sich nach ca. 25 Jahren ein gewisses Leck mich Gefühl einstellt weil einem die Neue Musik nicht mehr anpeppt und auch kein wirkliches Feeling dazu entwickeln kann. Manch Einer hört in dieser Situation auf, wiederum ein anderer wird Remixer, Produzent oder Radiomoderator vielleicht auch Musik Journalist.
An dieser Stelle kann einem nur noch das Fachwissen und Musikkenntnisse weiterhelfen die man gesammelt hat, da Musik als solche, nie in den Schritten der Revolution, sondern in Schritten der Evolution voranschreitet bzw. vorangeschritten ist und wenn man dann noch genügend Zeit besitzt, sich in die Materie zu vertiefen, kann man aus der Vergangenheit sich auch seine Zukunft gestallten.
Von daher finde ich es gut auch wenn Du „erst“ 7 Jahre drehst, dass Du u.a. auch tief in die Plattenkiste greifst und den Sound aus den 70 oder 80iger Jahren präsentierst und viellicht bleibst auch Du bei einem Stück hängen, wo sich ein feiner Remix auf die heutige Zeit produzieren lässt, wer weiß?
Es ist also immer noch aus meiner Sichtweise wahres Gold, wenn man sich mit der Materie Musik vor 20 oder 30 Jahren beschäftigt und diese auch präsentieren kann.
LG Coolchen
