Mal kurz in das ganze Sync-vs-Vinyl-und-Mix-vs-Radio-Hinzundkunze eingeworfen:
Ehrlich gesagt finde ich es super, dass wir in vielen Bereichen des Themenfeldes Musik solch technologische Fortschritte haben. Jeder kann ein Webradio aufmachen oder irgendwo auf einem Stream auf Sendung gehen. Leute, die nicht mit Vinyl jonglieren können, aber einen Rechner bedienen können, haben die Chance, mit recht überschaubarem Lernaufwand selbst zum Wohnzimmer-Party-DJ zu werden. In der Producing-Ecke kann man sich für kleines Geld mit Software eindecken und anfangen, selbst Tracks zusammenzuschrauben. Und selbst die Veröffentlichung auf dinglichen Medien ist eine finanziell überschaubare Kiste; selbst unbekannte Künstler, die meinen, die Welt beglücken zu wollen, können ihre eigenen Scheiben produzieren oder MP3s im Netz zum Verkauf feilbieten.
Was kommt raus? Eine Flut von vielen neuen Dingen, vielen neuen Künstlern, vielen neuen DJs. Und natürlich einhergehend mit einer rasant steigenden "Schrottquote". Der Konsument, bzw. der "Verbraucher", hat nun das Problem, aus alledem auswählen zu müssen. Aber er hat die Wahl. Vor 20-30 Jahren war der Musikmarkt kleiner, die Clublandschaft unterentwickelt, kleine Künstler kamen nie groß raus, wenn kein Major Label sie wollte, viele Dinge wären damals nicht möglich gewesen.
Und die ganzen Hinz-und-Kunz-Radios? Überflüssig? Weil's doch so viele Mixe auf Soundcloud etc. gibt? Lasst es doch die Hörer entscheiden. Wer immer ins Leere broadcastet, der ist vielleicht wirklich überflüssig. Andersereits ist Soundcloud auch voll von austauschbaren, technisch glatt gemixten und saubergebügelten Mixes, die irgendwie absolut seelenlos daherkommen. Weil sie "zu glatt" sind, keine Message mehr transportieren, nur noch als ohrfreundliches Hintergrundrauschen dienen. Wenn ich für ein Webradio auflegen wollen würde, dann mit einer Message, einer Intention. Nicht stumpfes Geplänkel liefern, sondern z. B. 'ne Stunde quer durch die Historie eines Musikstils. Was schönes auf die Ohren, ein wenig erläuternde Moderation dazu, und gar nicht mal zu glatt das ganze. Das wäre auch meine Empfehlung an den TE. Ruhig abheben von den übersauberen 08/15-Mixes, die auf den diversen Plattformen kursieren, stattdessen lieber zielgerichtet etwas vermitteln.
