Eine der Hauptsächlichen Thesen scheint wohl zu sein, dass eine Beeinflussung durch die Medien stattfindet, die viele Konsumenten davon abhält wirklich gute Musik zu konsumieren.(?)
Ob das nun wirklich so dermaßen schlimm ist sei mal dahingestellt, denn eigentlich bleibt es ja jedem selbst überlassen, wie er mit dem Angebot an sich umgeht, auch wenn ein bisschen mehr Kompetenz des Konsumenten in praktisch allen Bereichen schon wünschenswert wäre.
Ok, aber wo genau ist denn nun wirklich das Problem der Anhänger der angeblich so künstlerisch anspruchsvollen elektronischen Tanzmusik, oder Underground, wie manch schmerzbefreiter Klischeemensch zu sagen pflegt. Es gibt eine große Aktive Szenerie, Clubs und Plattenläden die es jedem Konsumenten jederzeit ermöglichen die präferierte Stilistik zu hören ohne jemals in Kontakt mit Scooter oder anderem kommerziellem Material zu kommen.
Das scheint aber nicht zu reichen, oder? Die "Anderen" sollen ja gefälligst auch das Gut finden was man selber gut findet? Sie sollen ja missioniert werden, bekehrt werden und von den Irrwegen der geschmacklichen Verirrungen abgebracht werden?
Nagut, wer sich das als Ziel gesetzt hat, der soll es dann auch bitte machen, und zwar in einer Form die dem eines musikalisch interessiertem anspruchsvollem Hörers angemessen ist.
Aber warum sollte man es sich schwerer machen, als es sowieso schon ist - gibt es doch eigentlich auch recht einfache Wege seinen momentanen Frust zumindest temporär etwas abzumildern, sei es durch prepubertäre sinnlose Sätze wie "Scooter muss sterben" oder einfach nur durch leises vor sich hin weinen und lamentieren über die gemeine Industrie. Mit Zustimmung ist in entsprechenden Foren immer zu rechnen und man fühlt sich eben mal wieder bestätigt und einen Tick besser, weiss man doch das man selbst zu den Guten gehört un ja auch irgendwie ein Stufe über den doofen Kommerz-konsumenten steht.
Ändern wird man damit natürlich nichts, aber will man das überhaupt? Weinen und sich Beschweren ist doch eigentlich eine feine Sache, lässt sich wunderbar kultivieren und spricht einen selbst von Verantwortung frei.
Und ehrlich gesagt - Ich finde es zum ****en, die meisten Äußerungen in diesem Thread sind einfach Schläge ins Gesicht für alle, die versuchen die Dinge irgendwie voran zu bringen. Beschwerden über einen Status Quo oder Schuldzuweisungen an "die anderen" sind immer Stillstand und eine Bankrotterklärung für das eigene tun.
Gut, sicherlich ist das ganze zu relativieren, da die meisten hier weder Produzieren, noch legen oder überhaupt wissen wie sie die Vorzüge ihrer bevorzugten musikalischen Stilistik jemandem adäquat vermitteln können, aber dennoch hätte ich ein paar Vorschläge.
Sich über kommerzielles Fernsehen und Radio zu beschweren ist in etwa so wie gegen eine Wand zu laufen und sich über die Wand zu beschweren, die einem eine blutige Nase beschert hat.
Die meisten kennen das was auf Musiksendern läuft, kennen die einschlägigen Klingeltöne und sind sich nicht zu Schade darüber in entsprechenden Foren zu schreiben. Vielleicht wäre es besser diese Zeit dafür zu nutzen sich ein paar Platten die dem eigenen Geschmack entsprechen zu besorgen, und über positive Erfahrungen mit diesen zu berichten? Zu Anstrengend? Weinen ist einfacher? Alles Gewöhnungssache und einen Versuch Wert.
Was die Freunde und Partner betrifft, da fällt mir spontan ein - etweder ihr habt die falschen, oder ihr habt die falschen Themen. Warum soll ich mit meiner über die Zubereitung von Hackfleisch Gerichten diskutieren, wenn sie Vegetarierin ist?
Sicher - schwierige Angelegenhit, wenn man sich das ganze noch nicht so ausuchen kann. Dann muss man eben knallhart die Konsequenz ziehen. Ich bin selber praktisch bis Anfang 20 mit meinen Freunden zu keinen Partys oder Diskos gegangen, weil es für mich musikalisch unerträglich war. Erst als als ich dann wirklich die Menschen gefunden habe, die zu mir gepasst haben hat sich dass wirklich geändert.
Und was die kreative Ecke betrifft.
Grade das Gejammer von Nachwuchs-DJs über schlechte Partys und Kommerz-Publikum - denke da gerade auch an andere Threads -, dazu kann man nur sagen: Ihr habt einfach den falschen Job oder könnt es einfach überhaupt nicht. Wer nicht die richtige Musik, PA, Kabel was auch immerf für eine Veranstaltung hat für die er gebucht wurde, der ist einfach fehl am Platze so einfach ist das.
Auf der anderen Seite kenne ich zumindest einen DJ, der es durchaus schafft Kommerzpublikum mit einem völlig individuellem und eben unkommerziellem Programm zu begeistern und mitzureißen. Vor allem seine Denkweise ist eine ganz spezifische, denn er sieht es als Herausforderung jegliches Publikum von sich selbst und "seiner" Musik zu überzeugen. Das ist etwas was ich persönlich sehr beeindrucken finde und respektiere im Gegensatz zu den ewigen peinlichen Beschwerden über Publikum und Veranstaltern, die man hier zu hauf ließt.
Ach und was die Produktion betrifft - Den eigentlichen Knackpunkt - die Unterschiede sind aus kreativer Sicht einfach marginal. Mag sein, dass tatsächlich Musik nur aus Gründen des Geldverdienens produziert wird, doch stellt sich dann doch gleich die Frage, ob das nicht vielleicht sogar die größere kreativere Leistung ist. Auf jeden Fall ist es äußerst unprofessionell kommerzielle Musik pauschal auch sofort als minderwertig zu betrachten, aber anscheinend geht es bei derartigen Klassifizierungen auch gar nicht wirklich um Musik sondern nur um all die oben schon erwähnten Probleme.
Im übrigen - Scooter als kommerziell zu bezeichnen ist in einer Zeit in der Dancemusic zwischen schlechter Rockmusik und Kiddies neben brennen Mülltonnen allerhöchstens noch eine Millimeterbreite Nische besetzt schon ganz schön gewagt, denn wäre Scooter nicht Scooter und gäbe es kein Hyper Hyper, dann wäre Scooter wohl tiefster Underground.
Achja eins noch - Meine Lieblingsaussage "Scooter macht Techno kaputt", echt schade, dass sie noch niemand gebracht, denn das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Es stimmt schon, wenn es einer musikalischen Stilistik schlecht geht, dann kommen die Plagiate und der Kommerz. Das war schon immer so, sei es beim Punk oder sogar in der Klassik. Aber der Kommerz kommt immer dann wenn die Zeit der Innovation vorbei ist, wenn es im nicht kommerziellen Bereich Zeit für etwas neues ist.
