Ich sehe das ein bisschen anders und denke, dass die GEMA oft zu Unrecht und gedankenlos angegriffen wird. Fakt ist, dass die Konsumenten einerseits nicht mehr bereit sind, Geld für CDs etc. ausgeben, andererseits der Musikkonsum in der Gesellschaft aber steigt.
Die GEMA wurde in 2012 zu keinem Zeitpunkt zu unrecht angegriffen sondern bekam das Echo ihrer Aktivitäten zu spüren. Zudem wurde sachlich mathematisch dargelegt, dass die geplanten Tarife das Aus für zahlreiche Discotheken, Clubs, Varietes, Kleinkunstbühnen etc. bedeutet hätten. Dies alles konnte mathematisch durchgerechnet werden und nur die Petition mit 305.000 Unterschriften und der Druck von DeHoGa und Politik konnte es abwenden, die Tarife wurden am 19.12.2012 ausgesetzt.
Mehrere Untersuchungen haben dies bereits widerlegt. Ergebnis in drei Untersuchungen war, dass diejenigen die sich auf Tauschbörsen illegal bedienen zugleich die sind, die am meisten in Musik auf legalen Plattformen investieren. Zu 40% wurde bei einer Untersuchung der Grund genannt, dass sie illegale Plattformen nur nutzen, weil sie die gesuchte Musik auf keiner legalen Plattform finden. Auch bei Musik gibt es immer mehr Flatrates und somit stimmen die Zeilen zum Teil, aber diese bekommt man nur auf legalem Weg und die Personen zahlen dafür den vorgesehenen Preis.
Die Entscheidung ist deshalb, ob man akzeptiert, dass Musik grundsätzlich annähernd gratis ist und die diejenigen, die Musik produzieren, nicht davon leben können oder nicht.
Die Problematik ist nicht in der Gesellschaft sondern zum größten Teil in der GEMA verankert. Die Verteilungsprozesse der GEMA führen nicht dazu, dass derjenige dessen Werke gespielt werden auch seine Tantiemen 1:1 erhält. Dies ist bei der GEMA de facto nicht vorgesehen und einer der größten Töpfe, der der Tonträgerveranstaltungen, wird nicht werkbezogen abgerechnet, obgelich es in der heutigen Zeit kein Problem darstellt. Man sehe sich andere Verwertungsgesellschaften an, die dies schon seit Jahren und Jahrzehnten mit Tracklisten machen oder per Musikerkennung (
www.djmonitor.com). Die GEMA streubt sich und wehrt sich obgleich andere Verwertungsgesellschaften diese Möglichkeiten mit Freude empfangen und anwenden. Ein Schelm wer böses dabei denkt. Kurzum, die Verteilungsschlüssel der GEMA selbst verhindern, dass eine gerechte playtime-bezogene Abrechnung außerhalb von Konzerten und Radio vorliegt.
Ich finde, dass es möglich sein muss, von seiner Musik zu leben. Deshalb gibt es die GEMA und die hat dafür zu sorgen, dass diejenigen, die Musik erschaffen, davon auch leben können.
Genau das sehen wir auch so, die GEMA selbst verhindert aktiv, dass dies im Elektronischen Bereich auch möglich ist, in dem mittels Tonträgerveranstaltungen ohne Werkliste abgerechnet wird. Die GEMA wirft alles in einen großen Topf und verteilt nach internem Schlüssel, der von den Nutznießern aufgestellt wurde. Die tatsächlichen Urheber sehen i.d.R. erst etwas davon wenn sie Radio-Playtime haben oder international gespielt werden, also erst wenn die eigentliche Förderung durch die Tantiemen keine Rolle mehr spielt. Während der Anfangszeit werden die Werke auf Tonträgerveranstaltungen verwendet und nicht erfasst. Das System ist optimiert für den Nutzen weniger und dies zu lasten der Mehrheit der angeschlossenen Urheber. Noch gibt es keine Alternative, aber sobald die C3S vorliegt, werden der GEMA schlicht zwei Dinge abhanden kommen, Urheber und die GEMA-Vermutung.
Das heißt, wenn ein Konsument in eine Disco oder ein Konzert geht, dann muss er einfach den Eintrittspreis zahlen, der den GEMA Betrag mit abdeckt. Basta. Wir reden hier von ca. 1 EURO mehr pro Person und damit ist der neue GEMA Betrag mehr als abgedeckt.
Diese Rechnung stimmt auf die ursprünglich geplanten Tarife hinten und vorne nicht, wurde aber genau so immer wieder von der GEMA in die Welt hinausgeschrien. Schon damals wurde es widerlegt und diese Rechnungen finden sich entweder noch in den Tiefen des GEMA-Dialogs oder sie fielen wie so viele kritische faktenbasierte Aussagen und Richtigstellungen der Zensur der GEMA zum Opfer. Die GEMA hat ihre Tarife zwar im Dez 2012 ausgesetzt, aber sie steht nun wieder in Verhandlungen. Bisherige Informationen die mir zukommen zeigen, dass leider nichts verstanden wurde und es nur durch personelle Konsequenzen eine Rückkehr zur Realität geben kann. Alles dreht sich um die Definition von 'angemessen'.
Außerdem glaube ich, dass diejenigen, auch Künstler, die ständig Fundamentalkritik an der GEMA üben, einfach zu faul sind, sich mit diesem hochkomplexen System zu beschäftigen - da ist rumkritisieren oft die einfachere Variante, als sich eingehend und sachlich mit den Fakten auseinanderzusetzen.
Ihr Glaube bleibe Ihnen unbenommen, aber leider haben sie selbst in diesen Zeilen gezeigt, dass sie keinen Einblick in die Materie haben oder aber die Materie verzerrt und verfärbt darstellen wollen. Ich tippe auf Letzteres.
Die Kritik sollte klar vom Shitstorm getrennt betrachtet werden und - welch Wunder - dann kommt hier handfeste Kritik zu Tage und es wird jedem, der das Gesetzt lesen kann, offensichtlich, dass die GEMA gegen Gesetze verstößt und sie zu ihren Gunsten verbiegt ohne gerügt zu werden.
Allerdings bin ich schon der Meinung, dass bei der GEMA manches schief läuft und bin auch sicher, dass es bei den Tarifen Verbesserungsmöglichkeiten gibt, über die man diskutieren kann. Allerdings sind meiner Meinung nach die propagierten Alternativen oft blauäugig und nicht durchdacht.
Es sollte klar sein, dass echte Alternativen und Forderungen nur in Verhandlungen mit der GEMA auf den Tisch kommen und nicht in irgendwelchen Foren. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die in Foren geäußerten Vorschläge nicht durchdacht sind. Die neuen Tarife sind zum großen Teil nicht gesetzeskonform und ähnliche Tarifvorschläge der GEMA wurden schon zwei Mal in der Vergangenheit von DPMA einkassiert. Leider ist die jetzige Leitung der Schiedsstelle des DPMA überfordert oder aber keiner kritisch-sachlichen Betrachtung fähig. Sonst wäre ihnen aufgefallen, dass sie sich nicht an ihre eigene Spruchpraxis halten.
Die Gratis-Mentalität, die bedeutet, dass man selbst von seinem Beruf leben möchte, anderen das aber abspricht, geht mir auf die Nerven. Wir reden auch nicht nur von - relativ preiswert produzierbarer - elektronischer Musik, sondern auch von handgemachter Musik, bis zum Orchester reichend.
Nun wird alles in einen Topf geworfen und unreflektiert herumgestochert. Wer sagt, dass ein Song einer Band mehr Aufwand inne hat als eine elektronische Produktion? Bei vielen Radio-Plays dürfte es sogar anders herum sein. Die Zeilen von Ihnen/Dir untermauern die völlig willkürliche und unsinnige Unterscheidung von E- und U-Musik bei der GEMA. Wegen der hochpreisigen Lizenzen der E-Musik wird diese jedoch zunehmend weniger aufgeführt. Komponisten betteln z.T. darum nicht in E-Musik eingereiht zu werden, weil sie genau wissen, dass ihre Stücke dann kaum aufgeführt werden. Die Einteilung in E- und U-Musik ist reine Willkür und nicht transparent.
Ich bin übrigens nicht von der GEMA und habe auch keine Verwandten oder Freunde von der GEMA. Es ist einfach nur meine subjektive Meinung.
Selbst wenn Sie ein Mitarbeiter des innersten Zirkels der GEMA wären, würde es nichts an den Zeilen ändern. Sie sind unreflektiert, haben nur einen tatsächlich zutreffenden Kritikpunkt, der die Jugend betrifft und Detailwissen ist nicht vorhanden. Auf der Basis von Halbwissen sollte man keine Kritik aufbauen, aber wie ich schon sagte, vermutlich ist hier mehr Wissen vorhanden als in diesen Zeilen preisgegeben wird.
Dies kann sich nun jeder selbst überlegen, es kommt jemand daher, meldet sich vor Monaten in einem Deejay-Forum an, ließt ständig im Stillen mit ohne einen Beitrag zu schreiben und der einzige Beitrag ist dann nach Monaten gezielt hier beim GEMA-Thema zu finden. Es ist mir zudem bekannt, dass die GEMA beabsichtigt sich in DJ-Foren einzubringen um Adressen, Namen und Kontaktdaten zu sammeln.
Also sage ich einfach herzlich willkommen liebe GEMA und ich hoffe einfach, dass sie erkennen, dass wir eines gemeinsam haben: Urheber sollten von ihrer Arbeit leben können! Danach trennen sich die Wege, da die GEMA Strukturen beherbergt, die sie nur aufrecht erhalten kann, weil sie als wirtschaftlicher Verein diese Möglichkeiten hat.
Alles weitere gerne am Verhandlungstisch.
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