So, ich muss jetzt auch mal was dazu sagen. Ich hab' mir bisher jede Ausgabe geholt, allerdings aus Gründen, die irgendwo zwischen Unterhaltung und Mitleid liegen. Rein konzeptionell habe ich das ganze Projekt nie so ganz durchschaut. Es ist eben wie bei so vielem, wenn man zu viel auf einmal will.
Plattenkritiken
Sie mögen zwar manchmal amüsant sein, sind aber gerade bei Singles überflüssig. Erstens gibt es dafür bereits reichlich Magazine (Raveline, Groove ...) und zweitens gehört es sowieso zu der fundermentalen Arbeit eines jeden DJs, sich seine Platten selber und eigenständig zu beschaffen. Plattenrezensionen lohnen sich daher ihmo nur bei Alben, wo dann auch mal ausführlicher drüber geschrieben und vielleicht ein paar Hintergründe recherchiert werden können. Wenn ich das so richtig verfolgt habe, dann gab es diesbezüglich wohl ein paar Leseranfragen, denn in der ersten Ausgabe gab es diese sinnlosen Ergüsse über ein paar neue Platten noch nicht. In meinen Augen einfach eine falsche redaktionelle Entscheidung.
Zusammenhang von Anzeige und Artikel
Gut, das ist wohl bei jeder Fachzeitschrift so, aber es fällt doch auf: Sobald ein Gerät getestet wurde oder sonstige Aktivitäten der Industrie zu unserem Wohl beleuchet wurden (mir fällt da spontan eine dieser (imho) schwachsinnigen DJ-Schools von Ecler ein) findet sich auch eine dicke Anzeige des Anbieters im gleichen Heft. Kommt man so an Testgeräte und Pressetermine, indem man Anzeigenplatz zur Verfügung stellt? Das ist jetzt zwar eine gewagte These, aber von diversen anderen "Fachmagazinen" zumindest gerüchteweise bekannt.
BTW: Richtig lustig an der neuen Ausgabe finde ich das Zusammenspiel von Deckblatt und die Rückseite
(Wer sie nicht hat: Vorne dieser neue hässliche Reloop Turnie und hinten das gleiche Teil von American Audio)
Gerätetests
Ich nehme mir mal exemplarisch einen raus, der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist:
Pioneer DJM 3000
..., Pitch (ändert die Geschwindigkeit des Songs, leider mit Mickey-Mouse- Effekt)...
Quelle: djmagazine 1/02 (erste Ausgabe) / Markus Erdmann
Aha, der Pitch-Shifter vom DJM ändert also die Geschwindigkeit des Songs, soso. Also bei jedem DJM 500/600, welches ich bisher unter den Fingern hatte (ich glaube kaum, dass sich das beim 3000 auf einmal geändert hat), bei jedem anderen Multieffektprozessor inkl. diverser Tools von PC- Waveeditoren und auch nach Langenscheidts Taschenwörterbuch Deutsch - Englisch bedeutet "Pitch-Shift" eine Änderung der Tonhöhe. Der sog. Mickey-Mouse-Effekt ist also gerade erwünscht. Anders könnten gewissen Chartmucker wohl gar keine Vocals in ihren Produktionen unterbringen.
Man mag das vielleicht als Noob noch verwechseln dürfen, weil das durch den analogen Zusammenhang beim Plattenspieler nicht trennscharf auseinander gehalten werden kann und in folge bei jedem Terchnics der "Pitch"-Fader die Geschwindigkeit ändert, aber als jemand der (a) für ein Magazin schreibt und (b) seit 20 Jahren dabei ist, finde ich sowas "etwas" schwach. Das ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber so grundlegend, dass sie bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Interviews
Man kann natürlich vorzüglich darüber streiten, ob man sowas "braucht", denn schließlich sollte allein die Musik zählen, manchmal ist sowas aber sicher ganz unterhaltsam. Leider habe ich da auch wieder ein paar Kritikpunkte.
Ganz aktuell in der neuen Ausgabe ist ein Interview mit PvD. Lustigerweise habe ich auch noch eine andere Zeitschrift des gleichen Verlags hier rumfliegen (Keyboards 01/04). Als ich das djmagazine also aufschlug, da dachte ich zuerst, man hätte den Keyboards Artikel einfach übernommen. Scheinbar hat man aber wohl nur die gleichen Photos aus dem Archiv gekramt (Paule in seinem Studio und Paule beim Kaffeetrinken). Was mich nun interessiert: Ist das ein einziges Interview, das geteilt und auf beide Zeitschriften aufgeteilt wurde, oder sind es tatsächlich zwei verschiedene? Übrigens fand ich das in der Keyboards sehr viel tiefgründiger und interessanter, falls man z.Z. beim Paule überhaupt von Tiefgründigkeit sprechen kann... .
Ähnliches "Bilderraten" kann man auch in der Ausgabe 6/03 praktizieren. Um das Interview mit Afrika Bambaataa sind Photos verstreut, auf denen teilweise unser Mr.X Afrika Islam zu sehen ist. Nein, das ist nicht ein und die selbe Person!
Bei aller Kritik muss ich sagen, dass mir die ersten Ausgaben trotz des "Pitch-Shift-Fehlers" sehr viel besser gefallen haben, als die späteren, weil sie noch eine gewisse Klasse erfüllten. Sehr viel Technik (gut, das mag nicht jeden so interessieren wie mich), ein paar Interviews, aber immer sehr weit weg vom Boulevard. So ein Magazin kann man wohl auch nur zweimal im Jahr rausbringen. Das, was man da jetzt mit diesen ganzen (sorry) Grützartikel (Wohl das aller schlimmste: "DJ-Psyche - Der Test" hahaha) versucht zu machen, ist für mich nichts anderes als der Ausverkauf der Szene. Wenn dann die zehnte DJ-School besprochen wurde ist man endlich auf dem Daisy-Doof Niveau angekommen, wo kleinen Jungs die große DJ-Traumwelt in ihre Kinderzimmer gebracht wird, mit denen wir uns dann hier wieder rumschlagen dürfen. Das ist dann die Bravo der DJs. Dafür würde ich auch keine 5€ mehr ausgeben wollen.
