Wiedererkennungswert elekronischer Tanzmusik

[Jazoo]

Hallo Members,

da ich gerade wieder einmal ein paar 90's/2000er Dance Trance House Traxx höre wollte ich euch mal etwas fragen was vielleicht auch eine kleine Diskussion zur Aussprache bringen könnte.

Ich bin jetzt fast 34, ausgewachsen mit Music von Charly Lownoise/Mental Theo, Mark Oh, Paul van Dyk etc.
Für mich haben diese Songs der einzelnen Interpreten einen so hohen Wiedererkennungswert. Auch heute noch. 15-20 Jahre später. Wenn ich mir dazu die Traxx im elektronischen Dance Bereich anhöre, glaube ich kaum, dass diese Traxx noch in 20Jahren gelauscht werden.
Ich will euch mal ein paar Beispiele sagen.
Charly Lownoise/Mental Theo - Wonderful Days
Mark Oh - Love Song/Tears Dont Lie
Ian Van Dahl - Reason/Castles in the Sky
Lasgo - Something
Paul van Dyk - For an Angel

Selbst die von Paul van Dyk heutzutage produzierten Stücke kommen meiner Meinung nach nicht an die in der Vergangenheit ran.

Was denkt Ihr woran liegt das? An der Kreativität der Künstler, an der Masse die es draußen gibt?

Freue mich mit euch darüber zu diskutieren.

 

[Patrick]

Es ist einfach so, dass diese Songs Deine Jugend bzw. Kindheit geprägt haben. Jeder neue Song am Markt wird unbewusst von Dir mit diesen Songs verglichen. Da aber immer neue Musik auf den Markt kommt und keine alte (geht ja auch schlecht, es sei denn, es kommt mal wieder der 12. Remix von einem alten Lied raus ... k.otz...), wirst Du immer das Gefühl haben, dass die neue Musik schlecht ist.

Das wird den Leuten, die heute aufwachsen, ebenfalls so ergehen, wenn sie mal 30 sind.

 

[producer72]

da kann ich Patrick völlig uneingeschränkt beipflichten - es ist eine feelingsache. Meine Tochter, die heute Rihanna und Co. geil findet, wird dieses in 20 Jahren noch tun :d
Du wirst Musik nie wieder im Leben so hören/empfinden wie im Alter zwischen sagen wir mal 12-knapp 20. Du verbindest all diese Stücke mit .... naja, ihr wisst schon, erste Erlebnisse, Herzklopfen, Liebe uswusf

 

[Volksbad]

Da kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen.

Ich habe etwa 1992 angefangen, elektronische Musik zu hören mit "Marusha on the Air". DT64 war zum Glück auch in Franken zu empfangen.
Mit dem Ausgehen hab ich aber erst Ende 1993/Anfang 1994 angefangen und von daher ist das auch die Zeit, die am intensivsten wahrgenommen habe.
Unter der Woche habe ich die aufgenommenen Mixtapes damals noch mit dem Walkman immer wieder durch gehört bzw. durch erlebt.
Dadurch bleibt die Musik einfach hängen.

Als dann Die Rave und (Hard-)Trance Zeit vorbei war, war dann auch meine "Ausgehzeit" vorbei.
Auch heute kaufe ich hauptsächlich alten Trance, oder was aktuelles, was so klingt, wie vor 10 oder 20 Jahren.

Deswegen gibt es auch so viele Schlager oder 70er/80er/90er Parties. Die Musik, die man "verinnerlicht" hat, möchte man hören.

 

[Jazoo]

Vielen Dank für eure Antworten.

Bei vielen muss ich euch auch zustimmen. Es kommen, wenn man die Musik wirklich die Erinnerungen von damals durch. Was ich allerdings noch beeindruckend finde. Wenn ich mir auf Youtube z.b. Livesets von Charly Lownoise/Mental Theo anschauen. Viele Personen dort sind anfang 20, wenige mitte 30 und trotzdem feiern die ohne ende auf z.b. RMB - Redemption, da es einscheinend jeder kennt.

 

[Tobi Agudo]

Ich war vor ein paar Monaten in Mannheim auf einer großen Party, wo Charly Lownoise und Marusha am Ende aufgelegt haben. Hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich selbst davor keinen großen Bezug dazu hatte.

Musikgeschmack ist immer subjektiv und die Musik heute ist weder besser, noch schlechter als früher oder zukünftig. Wenn das immer so objektiv nach gut/schlecht getrennt werden könnte, gäbe es vermutlich keine DJs.

 

[quinto]

zu dem Thema gabs neulich gerade etwas Objektiveres:
-> Studie: Ab 33 hört man kaum noch neue Musik / Warum Musik früher immer besser war
http://www.tonspion.de/neues/neueste/5639225

 

[Missb4]

Natürlich ist Musik immer Geschmackssache, aber mir ist aufgefallen, daß es weniger Tracks gibt, die mir wirklich beim ersten Hören auffallen und gefallen. Die meisten klingen wie Einheitsbrei mit ähnlichen Sounds und Aufbau. Oder mein Anspruch ist gestiegen, keine Ahnung denn wenn, möchte ich gerne was spielen, etwas nicht jeder hat und sich von anderen abhebt.

 

[marvis]

Zu dem Nostalgie-Phänomen wurde hier schon so ziemlich alles gesagt - man empfindet Musik eben in bestimmten Lebensphasen intensiver.

Ich glaube, dass jedes Genre auch seine Entwicklungsphasen hat. Techno, House, Trance und jedes andere Genre klingt heute eben anders als 1995. Manche Leute begeistert das, andere eben nicht. Generell kann man aber nicht sagen, dass aktuelle elektronische Tanzmusik keine begeisterten Fans hat.

Ich persönlich habe gute Erfahrungen damit gemacht, nicht an bestimmten Genres zu hängen, sondern immer mal wieder auch ganz andere Einflüsse mitzunehmen. Damit habe ich immer noch sehr viel Spaß an neuer Musik und weine keinen vergangenen Zeiten hinterher. Gerade höre ich z.B. viel japanischen Metal oder Glitch Hop. Das ist nicht unbedingt das, was ich auch auflege, aber es macht auf jeden Fall Spaß.

 

[Maltodextrino]

Moin. Wenn es erlaubt ist reaktiviere ich , zum Einstig quasi, mal diesen Threat, denn ich find die Frage komischerweise recht interessant. Ich bin selber kein DJ sondern versuch mich eher selber als Musiker, bin offenbar im selben Jahrzehnt wie der Threatersteller recht jung gewesen, und sobald ich irgendwas elektronisches mache krieg ich dann immer zu hören "Ah, das kling ja wie 90er! Das geht ja gar nicht!" ^^. Ja schön und gut, aber das war gerade mal vor 20 Jahren die 90er, waren die Leute damals so schräg drauf, dass sie das gut fanden? Ich glaube damals waren die Musiker vielleicht kreativer weil es neu war und sowieso alles erstmal "schräg" klang. Es gab halt keine Vorbilder. Außerdem war es wohl Sinn der Sache irgendwas total abgefahrenes zu machen. Später dann hatte sich schon eine Art Ästhetik herausgebildet an der man sich dann zu orientieren hatte... Heute wird jeder Nachwuchsmusiker runter gemacht sobald er nicht so hochprofessionell wie Avicii, Faithless oder David Guetta klingt. Ich hab das Gefühl, heute geht es weniger darum kreativ neue Sachen zu komponieren, es scheint mehr darum zu gehen bestehende Erwartungen zu erfüllen oder sein spezielles Genree zu bedienen. Wenn ich an Sachen wie "Wizard of the Sonic" von Westbam aud den 90ern denke. Das find ich total originell aber das würde heute keiner hören oder auflegen weil es halt weder wie professioneller Dance Charts Mainstream klingt, aber auch nicht ein spezielles Genree wie "Black" oder "Goa" oder was weiß ich bedient. Problem ist auch: Heutzutage ist die elektronische Musik so ausgefeilt, dass alles sofort hochprofessionell klingen muss um anzukommen. Wenn ein Musiker keine superteure Software und passende Instrumente hat, dann kann er noch so kreativ sein, er wird nicht durchkommen, da die Leute sich so an den Klang bestimmter tonangebender Produzenten gewöhnt haben und es einfach heute nicht mehr akzeptiert wird wenn jemand mit "billigem" 90er Sound vorbeischaut. Wie kann es sein, dass solche Sachen wie von Felix Jähn oder Robin Schultz so ankommen? Wo ist denn bei diesem "Aint Nobody" Remix denn bitte die Kreativität?? Meiner Meinung nach nirgendwo (ich finde es klingt auch in der Disco nicht gut, aber wird halt trotzdem gespielt..) aber es klingt halt total professionell produziert und das überzeugt die Leute. Und die Kickdrum hörst du sogar im Taschenradio. Aber wie gesagt, vom musikalischen find ich das langweilig. Was ich mich nur frage, warum sich dann "meine Generation" dann nicht lauter zu Wort meldet und Musik verlang die "nach 90er" klingt. 80er ist ja wieder in irgendwie, aber 90er hat irgendwie nen schlechten Ruf... Naja, soweit mein Senf dazu.

 

[Maltodextrino]

Wobei ich vergaß, es gibt ja auch 90er Partys, und da funktioniert die Musik (Westbam hör ich da leider nicht mehr, aber Charly Lownoise usw...) ja auch immer noch und wird auch ganz selbstverständlich von jungen Leuten, die damals noch gar nicht geboren wurden akzeptiert und angenommen. Ich glaube es liegt auch daran, viele der heutigen Musikstücke funktionieren im Radio oder Fernsehen, aber in ner Großraumdisco ist das was ganz anderes, da funktionieren auch die "billigen" 90er Sounds, finde ich. Aber wie gesagt, ich glaube der Hauptunterschied ist, damals gab es keine Vorbilder, deshalb waren die Musiker zwangsläufig kreativ. Heute achtet jeder darauf, dass er auch so gut (so sauber...) klingt wie die Vorbilder. Und das klingt dann zwar irgendwie hochprofessionell, aber nicht mehr originell.