Was bedeutet es ein "Set" zu machen?

[BeADJ]

Hallo zusammen,

vorab: ich habe leider keinerlei Vorerfahrungen im Bereich "Djing". Ich habe aber schon seit langem vor mich damit zu beschäftigen. Habe mir nun vor ein paar Tagen dann auch einen Controller, Pioneer DDJ-SB2, zugelegt. Nun aber zu meiner Frage..

Nur um Missverständnisse vorzubeugen: Grundsätzlich weiß ich was ein Set ist. Bin in mehreren Foren und Beiträgen über das Thema gestolpert. Nach meinem aktuellen Verständnis handelt es sich dabei mehr oder weniger um die Musikauswahl, die bei einem Gig gespielt werden soll. (Falls ich auch da schon falsch liegen, bitte korrigieren).

Wenn ich mit meiner Vorstellung halbwegs richtig liege, bleiben bei mir aber diesbezüglich immer noch ein paar Fragen offen. Zum einen, ist damit einfach nur ein Ordner/Playlist gemeint, indem der DJ vorher schon bestimmte Lieder herausgesucht hat, um das Thema der Veranstaltung zu treffen oder quasi schone eine vorab festgelegte Abfolge, um auch schon ein paar Übergänge durchzugehen? Wird sowas eher spontan gemacht? Weil bei manchen Performances, die ich in echt oder auch im Internet gesehen habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass das mal eben "aus dem Ärmel geschüttelt wurde".

Letzteres kann ich mir persönlich zwar eher weniger vorstellen, weil ein DJ ja auch die Stimmung des Publikums auffangen möchte um damit zu arbeiten.

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Ich hoffe es wird klar was ich meine.

Grüße

 

[deejaydarkside]

Hallo und willkommen im Forum

Stell dir das Ganze wie bei einer Band vor. Diese spielt an einem Abend ein oder mehrere Sets. Jedes Set ist eine in sich geschlossene Einheit. Zuerst spielt man vielleicht ein Set als Hintergrundmusik, dann ein Warmup und so weiter.

Bei der Band sind die Sets in der Regel relativ genau vorgegeben (Song für Song inklusive Reihenfolge). Der DJ macht sich auch Gedanken über das Set. Wie jeder das im Detail macht, wird sehr individuell sein.

Es gibt vielleicht solche, die eine Playlist haben und diese stur abrattern. Dann gibt es solche, die eine gewisse Vorauswahl an Tracks vorbereiten und daraus dann auswählen und dann gibt es sicher auch noch solche, die ganz spontan ihr Set Track für Track "on the go" entwerfen.

Früher musste man sich entscheiden, welche CDs oder Platten man an den Gig mitnimmt - das war schon eine Vorbereitung des Sets. Heute haben viele "alles" auf der Harddisc und bereiten sich entsprechend anders vor.

Ich persönlich mache mir ein Set im Kopf - überlege, was dort passt und wie ich es etwa spielen könnte. Evtl. höre ich mir den einen oder anderen Track nochmals an. Am Abend entscheide ich dann bei jedem Titel neu, was als nächstes kommt - je nach Reaktion der Leute auf der Tanzfläche.

 

[Paul Axthelm]

Moin ADJ ...

Also ein Dj-Set ist,wenn Du dir z.B. zuhause 100 Tracks zurechtlegst,in Form von einer Liste oder ein Ordner,und das dann auf deinem Gig spielst.

Dann spricht man davon das man sich ein Set vorbereitet hat.

Und ja,das kann verschieden ausfallen. Denn für bestimmte Gig's macht es überhaupt kein Sinn was vorzubereiten. Dazu gehören ganz extrem Hochzeiten.Oder auch Feiern wie Geburtstage und dergleichen. Da man da als Dj immer schaut wie die Stimmung ist,und dann dementsprechend die Musik wählt.
Oft ist auch schwer abzuschätzen wie lang so eine Veranstaltung geht.

Ganz anders ist das bei Gig's bei dem Du kein live Publikum hast. Z.B. wenn Du im Radio online auflegst.
Da macht es durchaus Sinn sich ein Set vorzubereiten. Und das dann evt. auch vorher zu üben,so das es dann wirklich am Ende für den Hörer ein schönes Set ist.
Nachteil natürlich an der Sache: Du kannst schlecht oder garnicht auf Musikwünsche eingehn. Weil dann eben dein mühseelig vorbereitetes Set hinten un vorne nicht mehr stimmt.

Das muss man dann eben vorher wissen,ob Musikwünsche kommen oder nicht. Und wenn ja,ob man drauf eingehn will.

Und diese Videos da im Netz,bei denen man denkt ... boooaaarr so will ich auch auflegen können.
Das sind Set's die bis zur Vergasung einstudiert sind,die Tracks sogar teilsweise extra für so ein Set bearbeitet. Und in der Regel sind das auch langjährig erfahrene Dj's. Da fällt mir spontan Djane Juicy M ein. Die hat auch so Set's.
Mal mit 4 Cdj's mal mit 4 Ipad's. Gibts aber noch ganz viele andere.

Soweit ma von mir.

 

[BØRJE]

Hallöchen,

"das Set" ist das, was Du daraus machst. Von absolut spontan bis komplett vorbereitet inkl. aller CUE Points ist theoretisch alles möglich. Jedes hat seine Vor- und Nachteile und setzt entsprechende Skills und Erfahrung voraus. Das schönste, perfekt gemixte Set nützt Dir am Ende aber gar nichts, wenn Du es vor einem leeren Floor spielst.

Alles hängt natürlich sowohl von der Person, als auch dem Publikum ab - vor allen Dingen geht es ja darum letzteres zu unterhalten. Aktuelles Beispiel: am nächsten Samstag spiele ich ein Warm-Up im Club, ich überlege mir vorab in welche Richtung das Ganze gehen soll, in diesem Fall habe ich dort schon einmal gespielt und weißt, dass knackiger DeepHouse zum Einstieg dort sehr gut ankommt. Hierfür mache ich mir dann einen Pool für den Abend an Tracks, die ich gerne spielen würde und auch gut tanzbar wären (nur kurze Breaks, schon energetisch usw.). Auf diese greife ich dann zurück, spiele aber längst nicht alle. Sollte das nicht ankommen und direkt mehr TechHouse gewünscht werden, greife ich halt auf meine Sammlung zurück und spiele entsprechend, da kommt es dann auf Flexibilität an.

Gruß,
Bö

 

[Danny Who]

Amen, mehr ist dazu nicht zu sagen.

 

[BeADJ]

Wow, wirklich sehr ausführliche Antworten. Danke.

Also ist es ja doch schon so, wie ich es mir gedacht habe. Also zumindest bei Live-Gigs, bleibt immer eine gewisse Spontanität. Gerade wenn man nichts wirklich vorbereiten kann, ist wahrscheinlich die jahrelange Übung gefragt, um immer einen guten Übergang hinzuzaubern.
Bei manchen Videos hatte mich das nämlich echt gewundert, dass der Drop des 2. Tracks wirklich genau mit einem Break des 1. Tracks übereingestimmt hat, sodass es einfach passte. Aber mag natürlich sein, dass das einstudierte Sets waren.

 

[Paul Axthelm]

Eines der wichtigsten Dinge des Dj's ist seine Musik zu kennen. Was hat er wo,und was ist mit was zu mixen.

Und wenn ein erfahrener Dj seine Musik kennt,und diese genau aus dem Grund ja schon oft gespielt hat,dann ist er durchaus in der Lage auch ohne gros probieren und üben bei einem Mix den Drop punktgenau zu positionieren.

Um so ein Mix auch ungeprobt zum machen,ist natürlich ein Grundwissen von Nöten. Alle Tracks bestehen aus Takten und Phasen. Und wenn man diese Takte und Phasen auch genau zählen kann,dann kann man durch genaues abzählen den Drop punktgenau platzieren.
Da ist eine Möglichkeit von vielen.

Beispiel:

Eine Phase hat 16 Takte. Vielleicht kennst Du das zählen beim tanzen. Das 1234 1234 1234 usw.

Hat vom laufenden Track die Break z.B 4 Phasen. Dann kann ich die letzte Phase im Unterbewusstsein mitzählen.
Ich zähle die letzten 4 Takte der 4 Phasen ... also 13 14 15 16 ... Un dann ginge es wieder mit 1 los. Und genau auf diese 1 platziere ich den ersten Takt des Drop's.

Und auf diesem Prinzip basieren diese äusserst energetischen Mixe.

Wie gesagt,in der Regel bis zur vergasung geübte Set's . Aber auch ohne üben,also "on the fly" sozusagen,ist verdammt viel möglich. Wenn's der Dj kann,und seine Musik gut kennt. Und das ist dann eben die Erfahrung die nur über die Jahre kommt.

Was auch noch ein grossen Unterschied macht,ob man alles vor sich auf nem Display hat in einer Waveform. Bei der man also ohne zählen schon sieht wann die Break geginnt und aufhört.
Königsklasse ist und bleibt da eben das auflegen rein mit Vinyl ohne Laptop.

 

[BeADJ]

Macht schon Sinn, man muss sein Set also so weit erstmal halbwegs auswendig können.

Soweit dann hier erstmal alles klar. Danke.

 

[Templeton Peck]

Ein Set und ein Set kann durchaus 2 verschiedene Bedeutungen haben.

Vor Publikum kann und sollte man sich nicht vorbereiten, denn man weiß nie wie sich die Stimmung wandelt. Hier sollte man sich einfach eine Vorauswahl zurechtlegen, so das man auf alles reagieren kann. Seine Tracks dabei zu kennen ist natürlich von Vorteil - im digitalen Zeitalter und bei 40 neuen Tracks pro Woche fällt dies aber natürlich etwas schwerer. Meine Vinyls früher kannte ich im Schlaf auswendig - heute ist dem nicht mehr so. Ich weiss in welche Richtung jeder Track geht, aber in und auswendig kenne ich die meisten Nummern leider nicht mehr.

Bei einer Radio Session ist dies natürlich was anderes. Hier kann man sein Set von vorne bis hinten durchplanen und einen perfekten Spannungsbogen erzeugen. Die Übergänge gehen dann auch weit über reines Beat to Beat Mischen hinaus, sondern erzeugen bei jeweils fast 2 Minuten Übergangsdauer fast einen MashUp Effekt; welchen man in einem Live Set vor Publikum so selten hinbekommen würde (siehe obiger Absatz).

Ich sag mal so: rekordbox ist heutzutage ein guter Freund bei beiden Vorhaben.

 

[RAC]

im digitalen Zeitalter und bei 40 neuen Tracks pro Woche fällt dies aber natürlich etwas schwerer. Meine Vinyls früher kannte ich im Schlaf auswendig - heute ist dem nicht mehr so. Ich weiss in welche Richtung jeder Track geht, aber in und auswendig kenne ich die meisten Nummern leider nicht mehr.

leider wahr und ich vermisse das ein bisschen. die einzelnen lieder verlieren dadurch auch ein stück weit an wert finde ich.
die meisten heute haben sowieso alle das gleiche muster. da ist sogar bei sachen die man nicht kennt oft schon klar wo man rein und raus kann. und dazu noch der blick auf die waveform ... kein problem mehr.

für anfänger natürlich toll weil es dadurch sehr einfach ist. ein problem wird es dann wenn man sich nicht über dieses stadium hinausentwickelt. das wird sich in paar jahren zeigen wenn es genug aktive gibt die außer digital überhaupt nichts mehr kennen.


was ein "set" als solches und dessen zusammenstellung angeht hängt das vom anlass ab. wenn du z.b. als "special guest" wo für 2 stunden oder so gebucht bist spielst deinen stiefel runter und gut. das wird in so einem fall auch erwartet.
andererseits, wie schon angesprochen, wenn es sehr gemischtes publikum ist und der anlass kein festes motto hat mußt maximale flexibilität mitbringen und in der lage sein pläne die du eventuell gehabt hast komplett über den haufen zu schmeißen.

in wie weit und wie strikt man etwas vorbereitet ist individuell unterschiedlich. da gibt es auch kein richtig oder falsch. wenn du deine sachen gut kennst und "handwerklich" nicht ganz ungeschickt bist kommst gut auch mit weniger vorbereitung aus.

 

[Paul Axthelm]

wenn du deine sachen gut kennst und "handwerklich" nicht ganz ungeschickt bist kommst gut auch mit weniger vorbereitung aus.

So isses. Und ich glaube das in dem digitalen Zeitalter,in dem es viel leichter geworden ist Dj zu werden, sich unter anderen Dingen,dadurch auch die Spreu vom Weizen trennt,das man sich was zurecht gelegt hat,DAS dann aber plötzlich über den Haufen geworfen werden muss,und ein ganz anderes Konzept gefahren wird. Und dann zeigt sich eben der Profi der ganz ruhig bleibt und trotzdem top Leistung abliefert.

 

[BØRJE]

Weizen

Schöfferhofer? :d

 

[Paul Axthelm]

Nääää Bø ... )))) Erdinger natürlich. hahahah...

Hör uff jetzt )) ZIG dreht noch am Rad hier.

 

[ZIG]

erdinger exportieren wir nur. wir trinken grünbacher... prost...