Ich werde dann auch mal meinen Kommentar abgeben. Von der Mainstream-gegen-Underground-Schiene komme ich jetzt aber ein bisschen weg.
Zunächst sollte man festhalten, dass es manche kritische Begriffe gibt, die einfach mehrdeutig sind und auch häufig mal in der einen Bedeutung, mal in der anderen Bedeutung verwendet werden. Dazu zähle ich "Techno" und "Trance".
Techno
Der Begriff wird als Sammel- oder Obergriff vor allem in den Massenmedien aufgegriffen; häufig um
elektronische Tanzmusik von Rock, Black oder Jazz abzugrenzen. So weit, so gut. Wenn ich so überlege würde mir spontan auch kein besserer Begriff einfallen.
Dem geneigten Hörer, d.h. denen, die "Techno" (also als Oberbegriff) auch hören (und ihn nicht nur durch die Medien und Hörensagen wahrnehmen), stellen sich immer dann die Nackenhaare auf, wenn irgendeine elektronische Musik wahllos, ob sie nun in den Charts vertreten ist oder nicht, über einen Kamm, nämlich "Techno" geschoren wird. Der
Insider kennt nämlich auch die speziellere Bedeutung des Begriffes, die da eher in Richtung Detroit usw. weist. Zugegeben, auch hier scheiden sich die Geister, aber euch hier dürfte klar sein, was ich meine.
Trance
Hier stehen sich auch wieder zwei weit verbreitete Bedeutungen gegenüber. Auf der einen Seite wieder die Bedeutung, die dem geneigten Hörer, der abseits der Charts Hörerfahrung hat schmeichelt, aber auch die andere, die meiner Meinung nach am häufigsten von Jugendmedien (miss-)braucht wird, um meistens all jene elektronische Tanzmusik zu meinen, die es in die Charts schafft. Das liegt in sofern nahe, als dass Groove Coverage, Rocco, Special D. und andere Konsorten häufig charakteristische Synthies verwenden, wie man sie von "Techno" (spezieller) nicht kennt, den Flächen des "Trance" (spezieller) aber ähneln, zumindest, wenn man sich nicht eingehender mit der Materie befasst (hat). Eine (korrektere?) Alternative für den Begriff "Trance" kann ich hier kaum anbieten, da sich diese kommerziell erfolgreichen Werke häufig zu sehr voneinander unterscheiden, als dass z.B. "Dance" passend wäre. Gerade da muss man weiter differenzieren. Gerade das wird aber in den großen Medien nicht geschehen, weshalb man sich mit diesem zweispurigen Schubladendenken Wohl oder Übel wird arrangieren müssen.
Persönlich habe ich mich an den Gebrauch des Wortes "Techno" schon gewöhnt, welche Schindluder mit "Trance" getrieben wird, geht mir allerdings deutlich gegen den Strich.
Noch ein paar allgemeine Worte:
Gerade bei der Kategorisierung von (seit langem) kommerziell erfolgreichen Acts (obwohl es ja eigentlich immer um den einzelnen Titel gehen sollte), sollte man Abstand von den alteingesässenen Genres Techno, House, Trance nehmen. Daran stören sich (zu Recht) vor allem die Insider, die mit etwas mehr Herzblut dabei sind, als der Karstadt-, oder gar Bravoraver. Persönlich greife ich dann gerne zu Genres vom Schlage Eurodance (vor allem bei alten Sachen von Scooter oder so, die aber fast schon wieder "Eurotrash" sind
), hin zu Vocaltrance (Sylver, Lasgo). Nur für diese neue House-Spielart (zumindest entspricht das Grundgerüst meiner Meinung nach eher House als allem anderen) der jüngsten Coverwelle von Disco-Hits (und ich meine
Disco) oder den Hymnen der Hippies der 60er, 70er oder 80er wie z.B. zu hören bei Global Deejays usw. ist mir noch nichts treffendes eingefallen.
Bei Künstlern, die kommerziell nicht so etabliert sind, ist die Zuordnung zu Genres, die ich im Übrigen unterstütze*, leichter. Da hier die Begriffswelt des Mainstream nicht so auf die des Under- oder
Middleground
prallt. Die Zuordnung ist hier meist klarer, weil die meisten wissen, wovon sie reden und die Musik noch differenzierter zugeordnet werden kann.
*Kategorisierung anhand von Genres als Schubladendenken abzutun (ich finden der Begriff ist eindeutig negativ belastet) finde ich nicht gut. Es ist einfach praktisch, wenn man im Gespräch mit Gleichgesinnten aus einer Menge von Begriffen wählen kann und der andere dann weiß was Sache ist. Ansonsten müsste man weit, weit ausholen um sich anderen verständlich zu machen, oder? Genres dürfen dabei nicht missbraucht werden, um sich beispielsweise selbst auf eine kleine Zahl von Genres festzulegen bzw. -zufahren. Man muss schon offen für neues bleiben.
Also: Peace! Und
keep your mind open oder so ähnlich.
PS: Huh. Ein echtes Machwerk! Mir geht nach über einer halben Stunde Schreibarbeit nun keiner mehr dabei ab, alles noch einmal durchzulesen und Fehler zu jagen. Verzeiht.
Wenn ihr welche findet, könnt ihr sie ja per PM melden.
