Hmm, ich merke beim Lesen dieses Threats, dass ich wohl entweder in einem sehr speziellem Forum gelandet bin, oder die Ansichten des DJ-seins doch sehr weit auseinanderdriften.
Ich selbst spiele Musiktitel quer durch die Bank weg, sprich aus nahezu allen Musikrichtungen. Únd dies tue ich, weil ich aus der sprichwörtlichen Liebe zur Musik der Meinung bin, das nahezu jede Musikrichtung ihre Daseinsberechtigung hat. So höre ich genauso gerne House- als auch z.B. Rockmusik, da ich finde, das es in jeder Musikrichtung richtig gute Titel und richtig schlechte Titel gibt. Und nur die guten, die auch ich gerne höre, lege ich dann auf, weil ich selbst von diesen überzeugt bin. Und ich behaupte mal weiterhin, dass ein DJ nur eben dann gut auflegen bzw. sein Publikum mitreißen kann, wenn er eben selbst von seiner aufgelegten Musik überzeugt ist. Legt er andere Titel auf, nur weil die gerade bei bestimmten Leuten "in" sind, oder sowas, so wird dies das Publikum merken, und weniger darauf reagieren, weil es im gesamten halt nicht richtig "wirkt".
Natrürlich ist das Ganze erstmal Geschmacksache, wie bei Musik eigentlich immer, was das Thema in meinen Augen auch so schwer Diskussionsfähig macht. Jedoch hat meine oben beschriebene Titelauswahl somit erstmal nichts mit Kommerz oder Charts zu tun, denn sicher sind einige dieser Titel durch die Charts einem großen Publikum bekannt, andere dafür werden wieder nur weniger Leute kennen, da sie eben nicht so in den einschlägigen Charts vertreten waren.
Natürlich lege auch ich lieber House oder Musik aus dem "Dance-Bereich" im allgemeinen auf, da ich doch schließlich aus der guten alten Eurodance heraus mit dem DJ-ing begonnen habe, aber je nach Veranstaltung, Pulikum und persönlicher Laune mische ich halt gerne andere Musikrichtungen mit rein. Oder aber lege mal nur nach einem "Motto" auf, wie Oldienight, Back to the 70ies, oder halt auch mal ´ne simple stimmungsparty.
Die letzten ca. 50 Jahre Musikgeschichte geben soviele gute Titel her, dass man nicht alles, was von seinem Lieblingsgeschmack abweicht und in den Charts vertreten ist verteufeln muss.
Was ich nicht leiden kann, und nun wirklich als Kommerz abtue, das sind diesen ganzen Casting-Geschichten usw. aus dem TV, die die letzten paar Jahre die Charts mitbestimmten. Auch die große Cover-Welle, bei denen wirklich gute Coverversionen eine Rarität waren und sind, die sind füpr mich wirklich Kommerz, weil da nur das schnelle Geld hinter der Absicht steht. Zudem sind es doch immer die Titel, die bei den Kiddies wunderbar ankommen, die Topplazierungen ausmachen, denn die alles sich durch die Medien am leichtesten beeinflussen.
Doch wenn ich mir die Charts der vergangenen Zeit anschaue, dann habe ich das Gefühl, dass sich die Situation wieder ein Stück weit bessert. Mal von den Spitzenpostionen abgesehen, sind wieder häufiger Bands und Interpreten zu finden, die ihre Musik noch selbst schreiben und vortragen, und sowas kommt an.
Ich geb einem meiner Vorredner hier recht, dass nur die wenigsten, die einen Titel schreiben und veröfftlichen, dies wohl nur so just for fun machen. da hofft doch jeder auf ein wenig Erfolg und Geld.
Wenn cih mir so die Newkommer-Band des letzten Jahres "Juli" anschaue (mal ganz unabhänig davon, ob ich die gut finde oder nicht, bzw. ob ich sie auflegen würde oder nicht), die wurden nicht irgendwie zusammen-gecasted. Die haben einfach irgendwie ihre eigene Musik gemacht, und haben damit plötzlich den Nerv einiger Leute getroffen, das sie den Sprung in die Charts und schließlich auch nach ganz oben schafften. Ihre Absicht war dies aber in der Weise sicher nicht, sondern einfach nur ein rießen Glück für diese Band. Nur weil sie die Nummer 1 der Charts waren und man sie so oft im Radio spielte, dass man es eigentlich schon nicht mehr hören konnte, sie jetzt als "geldgeile Kommerzgruppe" abzustempeln fände aber absolut unpassend.
Also man sollte in Sachen charts und Gruppen/Interpreten doch ein wenig mehr differenzieren!
Um aber wieder auf´s DJ-ing zurück zu kommen, sicher gibt es Diskotheken, Veranstaltungen u.ä, wo nur Chartmusik gefragt ist, jedoch habe ich seltenst DJ´s erlebt, die da nur Titel an Titel gehängt haben, wie hier beschrieben wurde. OK, ich bin selbst nicht mehr soviel in solchen Diskotheken unterwegs, vielleicht hat sich da was mit der Zeit geändert, oder erzählt ihr jetzt nur von solchen "Pseudo-Kiddie-DJ´s" die mit ihre PC-Sammlung auf irgendwelchen "Dorf-Kimes-Disco-Geschichten" rummachen?
Ich lege wie gesagt selbst durch alle Musikrichtungen hindurch auf, und da kann man sehr wohl sehr feine Mixe zaubern, wenn man sich eben damit befasst! Im Gegenteil, ich empfinde es sogar als große Herausforderung, neue Mixmöglichkeiten zwischen den verschiedenen Musikstilen oder den Musik-Jahrzehnten zu finden. Sicher kann man z.B. bei Rocktiteln ein wirklich gescheites "Beatmixing" nicht wirklich zur Anwendung bringen, dass das Ganze auch noch wirkt. Jedoch finde ich es etwas engstirnig, das DJ-ing ansich, nur durch den perfekten Mix zu definieren, Titelauswahl, einen Spannungsbogen zu kreieren, die Leute dann zu pushen, wenn man es selbst will, und sie genauso auch wieder nach eigenen Willen wieder zu bremsen, sprich die Leute mit seiner Musik zu "führen", dass ist die wahre Kunst des Dj´s - der Mix nur eines von vielen Mitteln auf dem Weg dahin.
Mit all diesen Mitteln, schaffe ich mein ureigenes Set, ja quasi schon meinen eingen Stil, auch wenn dieser eben nicht nur "Underground"-Musik beinhaltet. Und obwohl ich beispielsweise das Ganze nur noch als Hobbie betreibe (außer es kommt doch noch mal ein Clubbesitzer, der mich unbedingt haben möchte) und recht selten auflege, fragen mich immer wieder Leute, wann ich denn mal wieder auflegen würde. Es klingt zwar sehr selbstbezogen, aber es gibt also ein gewisses Publikum, dass nicht einfach nur einen "x-beliebigen Chart-Musik-spielenden-DJ" hören, die es ja laut der Ausasagen hier, wie Sand am Meer gibt, sondern die eben mich mit meiner ureigenen Art aufzulegen höhren möchten. Demnach kann man nicht jeden DJ, nur weil auch was nicht "undergroundiges" spielt, als "Nichtskönner" über einem Kamm scheren.
Wie gesagt, Musik ist halt in erster Linie erstmal Geschmacksache, und über Geschmack lässt sich nunmal schwer streiten. Jedoch alles, was vom eigenen Geschmack abweicht, pauschal als "schlecht" oder "unfähig" zu titulieren, wäre doch sehr engstirnig gedacht.
Das klingt genauso engstirnig, wie ältere Generationen und sicherlich auch die meisten eurer Elter meinen, dass elektronische Musik doch eigentlich keine Musik sei, und nur auf "ihren" Schlager, Pop oder Rock schwören. Es hat halt alles irgenwo seine Daseinsberechtigung, und es hat alles seine Sonnnen- und seine Schattenseiten!
