Schafft sich das DJing von selbst ab?

[Sprengkommando]

Ok, ich weiss nicht genau, ob es sich wirklich lohnt dafür einen neuen Thread zu eröffnen, aber hier werden für wesentlich schwachsinnigeres Zeug Threads eröffnet .. also mache ich es einfach auch mal.

Das Thema ist nicht neu .. aber ich glaube es hat noch kein eigenen Thread

Ich habe einen sehr interessanten Artikel gelesen ( gut er ist etwas lang) .. in dem der Junge so viele Dinge anspricht und mit vielen Dingen in meinen Augen auch total Recht hat ..

Hier der Artikel: http://djzimmie.com/2013/09/05/end-of-djing/

Mich würde eure Meinung dazu interessieren ..

P.S. das soll keine Werbung für seine Homepage sein!

 

[Bran Helicase]

Habs heut früh schon gelesen, glaub Laurin hatte es auf FB.
Ich denke da steht viel Wahrheit drin - war auch ein bisschen erschrocken...

 

[DJ Bi]

Stimmt nachdenklich...

Leider viel wahres dran!

 

[marvis]

Ich kann die Position nachvollziehen und habe ähnliches schon öfter gehört oder gelesen. Ich find's aber schwer übertrieben.

Ja, es gibt doofe Leute. Na und? Man kann ihnen aus dem Weg gehen.
Ja, manche Veranstalter schätzen einen guten DJ nicht. Na und? Ich kenne genug Veranstalter, die sich die Finger mit unpassenden Bookings verbrannt haben und daraus gelernt haben. Und ja, es gibt doofe Musik. Na und? Es gibt mehr als genug gute Musik und auch Orte, wo diese erwünscht sind.

Ich musste an einigen Stellen sehr an das Buch "Der Klang der Familie" denken, das die Anfänge der Techno-Szene in Berlin beschreibt (tolles Buch übrigens, kann ich nur empfehlen). Die Geschichten über "damals" sind toll und spannend, aber nur wenige von den damaligen Stars sind noch aktiv - viele konnten oder wollten sich einfach nicht an Veränderungen anpassen. Ich war damals noch nicht dabei, aber für mich wirkt vieles, was dort so abging, zwar interessant, aber keinesfalls attraktiv (abbruchreife Locations, miese Technik, Drogen ohne Ende...). Was aber passiert ist: Viele der "alten Hasen" stiegen aus und machten was anderes, und nur einige wenige konnten sich anpassen, machten weiter und sind immer noch aktiv (und scheinbar auch zufrieden).

Ja, Dinge ändern sich. Ja, manches davon ist doof. Aber ist alles doof? Und hat es nicht manchmal auch einen Grund, dass sich Dinge ändern?

Ich mag mir ehrlich gesagt nicht ständig Scratch-Götter mit den undergroundigsten und seltensten Platten anhören. Manche davon sind toll, aber manche geben auch einfach nur an - die Auswahl ist IMO wichtiger als (fast) alles andere. Ich kann ebenfalls nichts mit dem Erfolgsrezept anfangen, dass Produzenten ihren Marktwert als DJs steigern, indem sie tolle Produktionen raushauen. Was hat das bitte miteinander zu tun? Das sind nur mal zwei Dinge, die sich von mir aus gerne ändern dürfen - die aber aus Sicht eines Star-DJs sicher eher negativ sind.

 

[Sprengkommando]

Aber das ist ja garnicht der Kernpunkt des Artikels .. Vergangenheit schön und gut .. er schreibt aber über die Gegenwart Stichwort Festivals und so weiter

 

[Skaby]

Recht hat er. Ich leg hier seit zwei Jahren auch nur noch für mich (oder mal ev. nem kleinen Kreis an Freunden auf), da ich einfach diesen Chartsound nicht mehr hören kann und das aber genau das - und nix anderes - ist, was die Leute hier in der Provinz hören wollen. Ich habs damals nicht verstanden und tue es jetzt auch nicht. Den ****** hören sie den ganzen Tag über Wochen von morgens bis abends im Radio, warum dann auch noch abends wenn man geil Party machen könnte?! Ich bin damit durch...

OT, wo ich doch grade dabei bin: Wenn ich dann die ganzen Bengels mit ihren Smartphones durch die Gegend laufen sehe, Mukke über den Bordlautsprecher schön laut an...Man Leute hat denn keiner Interesse an gutem Sound? Warum macht man das?

 

[marvis]

Aber das ist ja garnicht der Kernpunkt des Artikels .. Vergangenheit schön und gut .. er schreibt aber über die Gegenwart Stichwort Festivals und so weiter

Klar, aber er vergleicht all das mit der Vergangenheit, die er wahrgenommen hat.

 

[Bran Helicase]

Naja, über Geschmack lässt sich streiten.
Ich selber bin mittlerweile auch bei Charts und Partysound angelangt, mir machts Spaß und man verdient nicht schlecht. Mein Anspruch ist aber (und das funktioniert erstaunlich gut) die Leute über bekannte Sachen abzuholen und trotzdem einen gewissen Standard an Qualität (musikalisch, nicht technisch) zu halten. Und man kann auch verwöhnte Kommerzkiddies gute Musik in jeder Richtung nahe bringen. Ich bin immer wieder erstaunt und erfreut, bekomme immer wieder gutes Feedback. Es muss nicht immer das Neueste und Bekannteste sein, solange es gut ist und die Leute mitzieht. Sehr viele Gäste kommen dann her und Fragen nach dem Track etc.

Was ich auch noch wichtig finde: Professionalität. Sauber und korrekt arbeiten, höflich und zuverlässig sein, nicht saufen etc. Waren schon einige da, die der Betreiber der Bar, in der ich regelmäßig spiele aus diesen Gründen nicht wieder gebucht hat. Ich bin vielleicht nicht der Obersuperduper-Hengst, aber einen guten Job zu machen hat sich ausgezahlt.

 

[ads disco kid]

Na ja ist doch voll normal.

Alles hat ein Ende wie der Wendehals schon singt. Jede bekanntere Musikrichtung jede Szene jede Kunst. Hat halt seine Blühtezeit und irgendwan is sie welg.

Wenn etwas "Hip" wird wollen alle damit Geld verdienen was dazu führt das es oft langweilig wird.
Und nun ist es halt die Clubmusik und die Clubs ansich. Gab ja auch mal den Rockschuppen und die Disco. Rockclub war cool bis jedes Waneeikel seinen eigen hatte.
Ebendso gabs dann irgendwan im jeden Kaff nen Studio54. Und heute versucht jede Disse nen Bergheim zu immiteiren.
Dazu kommt dann wenn so Stiel bummt. Wollen viele Geld damit verdienen die keine Ahnung haben, da wird dann schnell nen Gettua gebastelt. Der verkauft dann gut weil die Musik auch für Muttisgehörgang kompertiebel gemacht wird, allso Massen tauglich.
Das machen dann andere genauso nach und irgendwann ist die Musik einerlei. Gabs auch bei Rock oder Disco schon.
Und nun wo Clubs und Klubkultur Komerz ist. Haben sich die kreativen Kids etwas davon entfernt, und es kommen ehr die die bespasst werden wollen. Weil ja grad in is.

Aber das muß ja nicht schlecht sein.
Die Kids die mehr wollen, als Konserve. Gibts ja noch sind ja nicht verschwunden nur die gehen halt nicht mehr in den Club.
Deshalb weden es weniger und auch weniger gut.
Ich seh da aber neuerdings viele Party die im Sommer drausen legal o. illegal waren. Ich war lange nicht mehr auf so vielen kleien umsonst OpenAirs wie dieses Jahr.
Oder höre von Teenis das man zu Hause im garten oder Keller feiert. Da man ja mit som Controller super selber Musik machen kann.
Wo wir zur Snyc Diskussion kommen. Klar jeder kann jetzt auflegen. Aber ist das wirklich schlecht. ich denk da neuerdings immer an Punk. Da haben die Kids auch keine Tonleitern gekonnt oder sich mit Harmonien aus einander gesetzt. Billige Gitarre 3 Arkorde das hat gereicht, war´s Gitarist. Heute hast nen billigen Controller und brauchst nen paar Knöpfe zum Software bedienen.
Wozu da noch in einem teuren Club gehen und viel Gekd ausgeben. Zumal da nur der Einheitsbrei läuft.
Wär ich Heute Kid würde ich lieber meinen Controller nehmen bei mit im Haus oder irgendwo feier. Das ist billiger und man hat die Musik auf die man bock hat.
Und genauso kam es mir dieses jahr hier in Hamburg vor. Zich Partys die irgenwo illigal mit Controller und kleiner Anlage gestaret wurden. Viel in Jugenzentren gibt es kleine Partys,

Ich denke nicht das feier und elektronische Tanzmusik out ist. Sonder eher das die Zeit den Club überholt hat.

 

[Patrick]

Das, was dort geschrieben wird (MP3 kopieren, Preisdumping), habe ich 2007 schon hier im DJF geschrieben. Mal eben einen Controller gekauft, Musik kopiert, und jeder meint, er wäre DJ. Auch das hatte ich 2007 schon geschrieben... und wollte keiner hören.

Wenn ich mir heute die Threads ansehe, da geht es zu 99% um Probleme mit Controllern oder DJ Software.

Da zeichnet sich sowas, wie in dem Bericht, doch auch schon längere Zeit ab.

 

[Sprengkommando]

mir ging es eigentlich eher darum, dass die eigentliche Tätigkeit als Dj am aussterben ist ... das wird immer mehr durch Automaten ersetzt .. Stück für Stück

 

[Patrick]

mir ging es eigentlich eher darum, dass die eigentliche Tätigkeit als Dj am aussterben ist ... das wird immer mehr durch Automaten ersetzt .. Stück für Stück

Und auch das zeichnete sich schon ab.

Das konnten aber nur die merken, die noch Oldschool gelernt und weiterhin aufgelegt haben (CDJ oder Vinyl ohne Computer). Die Knöpfendrückerfraktion kann so etwas nicht merken, da sie bereits Teil des Ganzen ist.

Auf der einen Seite interessant, dass das jetzt mal öffentlich geschrieben wurde, andererseits traurig, dass es soweit gekommen ist. Noch trauriger ist, dass man die letzten 6 Jahre einfach verpennt hat.

Und womit hat's angefangen: Mit den CD Brennern und letztendlich der MP3. Gäbe es beides nicht, müssten wir nicht heulen, und der Musikindustrie ginge es auch besser. Wahrscheinlich wäre der Technics dann nicht oder erst viiiieeel später ausgestorben.

Ich denke nicht das feier und elektronische Tanzmusik out ist. Sonder eher das die Zeit den Club überholt hat.

Auch dieser Ansatz ist sehr interessant.

 

[bossa]

Aber ehrlich Jungs, die alte Heulerei. Nein ich hab irgendwann nicht mehr weiter gelesen.



Ist doch irgendwie alles schon durchgekaut. Und wenn ich meine Beispiele im Fernsehen (im Fernsehen!!!) suche, dann kann ich ja nur negative Beispiele finden.


Ich hab das Gefühl, dass einige "Alte Hasen" einfach selbst nicht mehr den Ehrgeiz aufbringen, um Techno in ihrem Sinne zu leben. Was nützt es mir, zu Hause zu sitzen, MTV zu glotzen, Smartphone-Kids im Fernsehen anzuschauen und mich selbst nur nach Bezahlung buchen zu lassen und mich am Ende von allem über meinen Eindruck der aktuellen Techno-Szene aufzuregen?

Ich komm derzeit nicht viel rum, aber hier in Berlin kann ich sagen finde ich noch ne gute Technoszene, wenn ich ihn suche.


Und nein, sicher kann ich nicht jedes WE die ultimative Party des Jahrhunderts erleben. Und natürlich ist mein Empfinden - geprägt von zahlreichen Erfahrungen, Gewöhnung, emotionaler Abstumpfung - auch nicht mehr so leicht zu triggern, wie in der "guten alten Zeit".


Die Leute nehmen sich selbst einfach nicht wahr.

 

[Patrick]

Die Leute nehmen sich selbst einfach nicht wahr.

Was will man auch von Leuten verlangen, deren Smartphone das Leben von ihnen bestimmt? Die leben doch nur noch im Web und nicht mehr in der Realität. Trifft man sich mal mit so einem und trinkt im Bistro oder so einen Cappuccino, dann merkt man, wie der unter Strom steht und dauernd zwischendurch auf sein Smartphone schaut. Hat ein Kollege von mir schon gemacht. Dem habe ich dann gesagt, dass es besser ist, wenn ich gehe, da ihm die virtuelle Welt ja wichtiger zu sein scheint, als persönliche Kontakte und Kommunikation. Er wusste erstmal nicht, was ich meinte, hat sich aber dann ein paar Tage später gemeldet und sich bedankt, weil er mal darüber nachgedacht hat. Es wäre ihm gar nicht aufgefallen.

Nimmt man denen das Smartphone weg, dann sind die wie verlassen und finden sich nicht mehr zurecht. Gleiches ist, wenn man Whatsapp und Facebook abschalten würde.

Solange es für solche Leute keine Realität gibt, ist das Djing auf Abwegen.

 

[marvis]

Ich hab das Gefühl, dass einige "Alte Hasen" einfach selbst nicht mehr den Ehrgeiz aufbringen, um Techno in ihrem Sinne zu leben. Was nützt es mir, zu Hause zu sitzen, MTV zu glotzen, Smartphone-Kids im Fernsehen anzuschauen und mich selbst nur nach Bezahlung buchen zu lassen und mich am Ende von allem über meinen Eindruck der aktuellen Techno-Szene aufzuregen?

Ich komm derzeit nicht viel rum, aber hier in Berlin kann ich sagen finde ich noch ne gute Technoszene, wenn ich ihn suche.

Guter Punkt! Ja, die Welt ändert sich, aber die eigene Wahrnehmung verändert sich eben auch - das sollte man nicht vergessen.

 

[bossa]

Guter Punkt! Ja, die Welt ändert sich, aber die eigene Wahrnehmung verändert sich eben auch - das sollte man nicht vergessen.

Ja, es ist absolut der selbe Grund, warum die "Alten Hasen" des Forums das Forum heute langweilig finden.

Wir nehmen das Forum genauso wie das Partywesen da draußen anders wahr, als damals wo auch wir frisch drin waren. Und wir nehmen uns selbst nicht wahr, um das zu bemerken.


Deshalb, alles nur Heulerei. Ich kann rumheulen oder mir das Leben so organisieren, dass es mir Spaß macht.




@Patrick:

Facebook? What'sApp?

 

[TCMuc]

Vorneweg:

Ich bin selber einer von denen, die sich gerne und ausgiebig über die im Artikel beschriebenen (musikalischen) Phämomene aufregt, bei dem das blutende Herz zu ****en anfängt, wenn jemand über House redet und dabei Avicii meint, oder der hysterisch lachend den Glauben an den gesunden Menschenverstand verliert, wenn jemand einen sechsstelligen Betrag dafür kassiert eine Stunde lang zu einer Mix-CD von der Bühne zu winken.


Es regt mich also ziemlich auf. Aber wird irgendwas davon eine Einfluss auf die Musik und die Form des DJing haben, die ich liebe?

Wird deswegen in meinem Lieblingsclub statt deepem House mit Seele auf einmal Radiomucke laufen?
Wird irgendein dahergelaufener Jungspund mit seinem Controller und den Youtube-Rips Kerri Chandler die Gigs streitig machen, weil er billiger ist?
Werden die vielen talentierten lokalen Künstler, die die Szene am Leben halten und weiterentwicklen auf einmal anfangen, vorgemixte Sets zu spielen um an hoch bezahlte Gigs in Vegas zu kommen?

Die Liste ließe sich so ebenso lange fortsetzen wie die Liste mit den Kritikpunkten an der aktuellen Entwicklung. Was sich dabei nicht ändern würde: die Antwort auf jede einzelne Frage ist und bleibt ein klares NEIN.

Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann das Ende des DJing blüht, weil es in der Wahrnehmung der breiten Massen derzeit zur Hampelmannnummer verkommt ist ungefahr so groß wie die, dass es irgendwann keine Sterneküche mehr gibt, weil immer mehr Leute Fastfood essen.

 

[ads disco kid]

Sicherlich deswegen werden die Clubs nuicht ganz verschwinden. Es wird auch immer DJ geben.
Aber die große Zeit der Clubs und des House ist meiner Meineung am Ende des Weges angelangt.
Das ist aber normal und auch gut so sonst würden wir ja Heute noch im Bunker zu 160Beats up Raven oder Trancen.
Nur weil neue Leute kommen die es anders machen wollen ensteht ja Veränderung. So ändert sich die Mucke die Ideale und die Lokations.
Die Disco war der anfang, als das dann langweilig war kam Techno und ging in leere Industriegebäude und machten Partys mit 1000 Menschen. Dann kam Goa Trance man ging aus den Gebäuden raus und feierte im Wald. Danach kam halt die Clubzeit mit Techouse / House. Und nun steht die elektronische Musik wieder an einem Wendepunkt da nun jeder DJ sein kann, man nicht mehr angewiesen ist auf teures Equiment.
Was natürlich zu Veränderung führt in der Musik in der Art zu feiern weil den Jungen jetzt Möglichkeiten haben die wir nicht hatten.

Aber elektronische Musik und DJ´s wirds immer geben.

 

[TCMuc]

Die Disco war der anfang, als das dann langweilig war kam Techno und ging in leere Industriegebäude und machten Partys mit 1000 Menschen. Dann kam Goa Trance man ging aus den Gebäuden raus und feierte im Wald. Danach kam halt die Clubzeit mit Techouse / House.

House gibt es seit Anfang/Mitte der 80er Jahre. Das kam definitiv nicht nach Techno und erst recht nicht nach Goa (bei Techno lässt sich vielleicht noch über Gleichzeitigkeit streiten).

Und ich sehe die aktuelle EDM Welle auch definitiv nicht als "neue Wendung" in der elektronischen Musik. Das Ganze ist mehr ein Hype als eine nachhaltige Entwicklung, und wird innerhalb einiger Jahre wieder relativ spurlos verschwinden und vom nächsten Popphänomen abgelöst werden.

House wird trotzdem weiter existieren, genauso wie es immer noch Rockmusik gibt, obwohl ihre Hochzeit lange vorbei ist.

 

[Varian]

Ich denke es steckt auch viel Frustration dahinter, was verständlich ist. Das Ansehen, was man als Deejay für gute Übergänge, eine große Plattensammlung und Selektion bekam, fällt heutzutage weg. Man braucht nicht mehr Stunden in Recordstores verbringen, es gibt Beatport und iTunes; man braucht keine geschulten sensomotorischen Fähigkeiten, es gibt sync; man braucht kein feines Gehör und eine gute Kenntnis der eigenen Tracks, es gibt Keyanalyzer... rein technisch betrachtet, sind von Programmen erstellte Playlisten eines tages vielleicht tatsächlich die besseren !
Der Computer anstelle des Menschen, das Problem gibt es auch in anderen Lebensbereichen

 

[marvis]

Der Computer anstelle des Menschen, das Problem gibt es auch in anderen Lebensbereichen

Im Grundsatz stimmt das, in naher Zukunft wird ein Großteil der heutigen Jobs durch automatisieren wegfallen.

Die Frage ist nur, was genau die Konsequenz daraus ist. War die Erfindung des Automobils der Untergang der Mobilität? War das Verschwinden des "Fräuleins vom Amt" der Untergang des Telefons oder der Kommunikation? Hat die Erfindung der Ampel die Verkehrspolizei überflüssig gemacht?

All diese Bereiche haben sich verändert, und mit ausreichend großem Abstand würde kaum jemand gerne wieder zum Zustand davor zurückkehren. Dennoch wurde all das am Anfang teils erbittert bekämpft. Wen das Thema interessiert, dem Empfehle ich Kathrin Passigs Artikel "Standardsituationen der Technologiekritik" - da gibt es viele schöne Beispiele.

Genau so wird sich das DJing und die Clubkultur verändern. Ich wage mal zwei Prognosen:
- Der klassische DJ, der "nur" Musik auswählt und mixt, wird weiter existieren. Seine Bedeutung wird aber tendenziell stagnieren oder abnehmen und steigende Gagen sind hier auch nicht zu erwarten. Nur wenige Star-DJs, die zugleich produzieren, werden weiterhin satte Gagen kassieren.

- Lokal agierende DJs werden zunehmend Aufgaben neben dem reinen Auflegen übernehmen, um ihren Wert zu steigern oder zu sichern. Das kann z.B. die Bildung von Veranstaltungs-Crews sein, oder auch das Ausbauen der eigenen Performance durch Visuals, Instrumentalisten, Show-Elemente etc.. Das bedeutet, dass sich DJs neben dem rein musikalischen und technischen Wissen weitere Fähigkeiten aneignen müssen, z.B. Veranstaltungsplanung, Koordination, Marketing, Lichttechnik etc..

 

[Patrick]

Ich denke es steckt auch viel Frustration dahinter, was verständlich ist.

Das ist nicht selbstverständlich.

Das Ansehen, was man als Deejay für gute Übergänge, eine große Plattensammlung und Selektion bekam, fällt heutzutage weg.

Denke ich nicht, es hat sich verlagert. Eine Selektion nimmt auch der Knöpfchendrücker-DJ vor.

Man braucht nicht mehr Stunden in Recordstores verbringen,

Korrelation und Kausalität: Wenn es keine Läden mehr gibt, kann ich mich dort auch nicht aufhalten.

es gibt Beatport und iTunes;

In der heutigen Kurzlebigkeit der Musik auch vorteilhaft

man braucht keine geschulten sensomotorischen Fähigkeiten, es gibt sync;

Trotzdem muss man wissen, worauf man synct. Viele syncen nämlich falsch.

man braucht kein feines Gehör und eine gute Kenntnis der eigenen Tracks, es gibt Keyanalyzer...

Somit hat man auch keinen Bezug mehr zur Musik. Früher hat man sich mehr damit befasst.

rein technisch betrachtet, sind von Programmen erstellte Playlisten eines tages vielleicht tatsächlich die besseren !

Der Computer kann also die Crowd lesen. Sehr interessant!

Der Computer anstelle des Menschen, das Problem gibt es auch in anderen Lebensbereichen

Darum geht es hier aber nicht. Es geht ums DJing.

Lokal agierende DJs werden zunehmend Aufgaben neben dem reinen Auflegen übernehmen, um ihren Wert zu steigern oder zu sichern. Das kann z.B. die Bildung von Veranstaltungs-Crews sein, oder auch das Ausbauen der eigenen Performance durch Visuals, Instrumentalisten, Show-Elemente etc.. Das bedeutet, dass sich DJs neben dem rein musikalischen und technischen Wissen weitere Fähigkeiten aneignen müssen, z.B. Veranstaltungsplanung, Koordination, Marketing, Lichttechnik etc..

Und wann soll der DJ sich um die Musik kümmern? DJing heißt nicht: "Ich kaufe Musik und lege sie auf". DJing bedeutet auch: "Ich kaufe Musik, höre sie genau durch, probiere aus, was wann wie passt und stelle mir evtl. ein grobes Set zusammen"

 

[bossa]

Hm, Patrick, ich glaube du denkst da tatsächlich zu nostalgisch...



Und die Plattenläden verschwanden, weil wir nicht mehr hingegangen sind, nicht andersrum. Würden wir hingehen, hätten sie keinen Grund zu schließen.

 

[m.o.e.]

Der Computer kann also die Crowd lesen. Sehr interessant!

Klar kann der Computer die Crowd lesen.

Da gibt es doch diese Antiterrorsoftware, die mittels Kamera-Scan verdächtiges Verhalten (Tasche wird irgendwo abgestellt und liegen gelassen) meldet.

Und dann gibt es noch den Gesichtsscan in fast jedem Fotohandy, der erst dann knippst wenn man lacht.

Die beiden Programme zusammen könnten praktisch die Publikumsmenge und deren Stimmung scannen und entsprechende Meldung an die eingesetzte DJ Software senden, welche dann den nächsten Track aussucht.

Klingt schon beängstigent was?! :d



Ach ja...
Ich hab mir den Bericht gar nicht erst durchgelesen.
Zeitverschwendung finde ich.
Macht euch keine Sorgen und zieht euer Ding durch.

 

[dan99]

Mal abseits von der Frage, ob sich klassiches DJing durch Technik ersetzen lässt:

Die Frage nach der Publikumsseite finde ich überaus interessant. Warum gehen Leute auf irgendeine Party, in irgendeinen Club oder wohinauchimmer? Der im Ausgangsbeitrag verlinke Text spricht das Thema recht zynisch und IMHO treffend an. Es gibt irgendwelche Gruppendynamiken, die da maßgeblich sind. Aber nur noch recht wenig um Musik. Und wenn auf der Prioliste beim Ausgehen die Musik weit hinten steht, dann ist auch die Frage, wie gut der DJ ist, was da technisch hinterm Pult abgeht etc., nicht mehr so relevant wie vor einigen Jahren mal.

Ich gehöre ja nun auch nicht mehr zu den Jüngsten. Da gibt's im erweiterten Bekanntenkreis einige, die 20 Jahre jünger sind. Wenn man die mal beschallt, dann gibt's zwar öfter Kommentare, dass sie die Mucke richtig geil finden würden. Wenn man denen dann mal Tipps gibt, wo sie vielleicht mehr davon finden könnten, oder einfach mal zur nächsten Runde im erweiterten Bekanntenkreis einlädt, tauchen sie dennoch nicht auf. Gute Musik ist anscheinend für viele kein Argument mehr, sich irgendwo hinzubegeben. Als ich so alt war wie die damals, da sind wir am Wochenende hunterte von Kilometern mit der Bahn zu irgendwelchen "Insider-Tipp"-Parties gefahren, um uns 'nen halbes Wochenende nur gegenseitig anzugrinsen, weil der Sound und das ganze Drumherum so endgeil waren. Das tut heute anscheinend kaum noch jemand.

Mir soll's egal sein. Seit wir unsere Zwischennutzungs-Location nicht mehr haben ist ja leider unser kleiner Semiprivatparty-Kreis auch am Ende. Dann leg' ich eben nur noch für mich selbst und vielleicht drei, vier Freunde zu Besuch auf. Das eigene Wohnzimmer, mit etwas Licht und Deko als persönliches Paralleluniversum, passt doch.

Und wenn sich vielleicht in ein paar Jahren die allgemeine Stimmung bzw. Musikwahrnehmung nochmal wieder wandelt (und davon gehe ich aus, ohne dafür eine zeitliche Prognose abgeben zu wollen), dann kann man immer noch überlegen, ob man's wieder in etwas größerem Stile aufzieht.