Prioritäten bei der Reihenfolge von Songs

[Sevens]

Hallo zusammen,
ich habe hier eine Frage und versucht diese auch selber herauszufinden aber ich habe das Gefühl ich sehe gerade vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Ich bin noch ganz neu und klammere mich gerade an einer Prio Liste fest in welcher Reihenfolge Songs abgespielt werden sollten.

1. Der Song muss einem selber gefallen
2. Die BPM sollte mit max. 2 auseinander passen
3. Der Schlüssel sollte passen nach Camelot-Wheel

Meine Frage ist nun: Richtet Ihr Eure komplette Playlist nach den Schlüsseln aus oder habt ihr auch Titel wo Ihr selber nach gehör geht. Ich habe mich hier glaube ich total an dem Camelot Prinzip festgebissen. Wie Wichtig ist Euch die Harmonie bei der Playlist. Könnt Ihr mir hier bitte einmal Eure Erfahrungen sagen bzw. wie Ihr das seht. Habt Ihr vielleicht eine ganz andere Prioritätenliste bei der Reihenfolge oder eventuelle No Go´s? Habt vielen Dank zusammen.

Bis danni
Sven

 

[deejaydarkside]

Hallo

Na, die Prioritätenliste macht eben den "guten" DJ aus. Und gerade deshalb, weil man das nicht so allgemein sagen kann. Sonst gäbe es heute allgemeingültige Setlisten und es bräuchte keine DJs mehr.

Es kommt dann sehr darauf an, wo und in welchem Kontext du auflegst? Im angesagten Club oder an einem Bierfest/Schlagerparty? Hochzeit oder Industrieevent?

Im allgemeinen macht es Sinn, eine Dramatik zu haben und Songs nach Generes zu ordnen und auch so abzuspielen. Auch hier natürlich die Frage - spielst du den Abend lang progressive oder queer Beet?

1. Der Song muss einem selber gefallen
2. Die BPM sollte mit max. 2 auseinander passen
3. Der Schlüssel sollte passen nach Camelot-Wheel

1. falsch. Es muss dem Publikum gefallen, nicht dir.
2. 2%? Wieso denn? Kommt auf die Musikrichtung an. Es gibt Kollegen, die gerne +/- 8% und mehr pitchen. Ich lass' es der Musik zuliebe eher, wenns mehr als 2.5% ist. Es gibt aber kein Richtig/Falsch....
3. Nie davon gehört und immer erfolgreich ohne den aufgelegt. Man muss seine Musik kennen und wissen, was passt. Das kann auch mal KOMPLETT anders klingen als der Track vorher, sonst schläft den Leuten das Gesicht ein, wenn der ganze Abend wie EIN Song klingt. Die Mischung machts und dass DU erkennst, was als nächstes passt und beim Publikum ankommt.

Das braucht ein gewisses Talent, Kenntnisse über den eigenen Sound und auch Erfahrung. Das kann schon mit der geografischen Region extrem stark variieren, aber auch mit der Zusammensetzung des Publikums.

 

[BØRJE]

Da es keine pauschale Antwort hierfür geben kann, wäre es sehr hilfreich zu wissen welches Genre Du zu welchen Gelegenheiten mit welchem Ziel auflegst.

 

[RAC]

hallo und willkommen

das ist alles komplett subjektiv und kann sich auch je nach genre, anlass, aktuelle stimmung im laden usw. schnell ändern. ich persönlich mache es in den meisten fällen wie folgt:


ein set sollte wie eine kleine reise sein mit einstieg, aufbau, höhepunkt und ausklang. pro genre wohlgemerkt. wenn du relativ lange im gleichen genre bleibst sollte es natürlich mehr als einen höhepunkt geben.
nach tonart gehe ich grundsätzlich nie. das macht das set langweilig und eintönig (wörtlich in diesem fall). du mußt selber beurteilen was passt. das kann man nicht "berechnen" an hand der tonart oder anderem.
bpm spielt solange du im gleichen genre bist in aller regel keine rolle. die sind alle nah genug bei einander. manche stücke sind in deutlich anderer geschwindigkeit sogar besser ... du siehst das ist alles individuell verschieden.

grundsätzlich ist es eine gute idee nicht zu systematisch an die sache ranzugehen. eine grobe idee sollte man natürlich haben aber ein set in stein gemeiselt schon vorher festzulegen nimmt die menschliche komponente wie auch jegliche flexibilität. und die muß man haben.
was das gefallen angeht, in erster linie muß es deinen gästen gefallen und nicht dir. es wirkt sich aber in aller regel positiv auf deine performance generell aus wenn es dir auch gefällt. mit anderen worten, wenn jemand z.b. kein hip-hop mag sollte er eher nicht in einem hip-hop laden arbeiten auch wenn er es handwerklich korrekt macht. man merkt es wenn jemand nicht in seinem element ist.

 

[Sevens]

Vielen Dank für Eure Rückmeldung. Da habe ich wohl ein paar Informationen ausgelassen ... Mein Genre in dem ich mich am wohlsten fühle und mich am meisten mit identifizieren kann ist House und Future House. Ich habe zur Zeit nicht den Anspruch auf Veranstaltungen aufzulegen da ich noch neu bin aber es soll nicht heissen das es mir dadurch weniger wichtig ist die Kenntnisse zu erlangen und auch eine Menge zu üben (das Talent wird sich dann noch rausstellen). Ich versuche manchmal hinter Dingen gewisse Richtlinien zu finden was meist besser wäre wenn nicht ;o). Habt vielen Dank für Euer Feedback

 

[oetZi]

Man kann keine Erfahrungen mit Publikum sammeln, wenn man nicht vor Publikum spielt.

Beim Auflegen geht es vor allem darum, die Stimmung auf der jeweiligen Veranstaltung zu "erfassen" und richtig zu interpretieren. Sprich: Den richtigen Track zur richtigen Zeit spielen, und so die Stimmung richtig aufzufassen.

Vor allem aber: Das gilt für jegliche Veranstaltungen und für jegliche Musikstile.

Du kannst technisch auflegen wie der sprichwörtliche junge Gott, wenn du aber die falschen Tracks wählst, die so absolut nicht zur Stimmung passen, ist das dem Publikum reichlich egal. Es wird so nicht funktionieren, zumindest nicht sonderlich lange...

Also mein Rat an dich: Versuche möglichst viele Erfahrungen vor Publikum zu sammeln.

 

[quinto]

1. Der Song muss einem selber gefallen
2. Die BPM sollte mit max. 2 auseinander passen
3. Der Schlüssel sollte passen nach Camelot-Wheel

1. falsch. Es muss dem Publikum gefallen, nicht dir.

Falsch :d Würde man sich einzig nach dem Publikum richten, kommt diese Situation zustande, dass alle das gleiche spielen; stilistisch und in der Trackauswahl. Das ist dann die eigentliche Kunst beim Auflegen im elektronischen Bereich, wie der TE das ja auch will. Die Erwartungen des Publikums zur jeweiligen Zeit mit dem eigenen Geschmack zusammenbringen. Nicht als Kompromiss, sondern als Erweiterung/Bereicherung.

@TE: ansonsten ist genau das das Spannende beim Auflegen im elektronischen Bereich: ohne Richtlinien Tracks zu mischen, so dass aus den Überlagerungen und Abfolgen, Zufällen und auch Fehlern etwas entsteht.

 

[deejaydarkside]

Falsch :d Würde man sich einzig nach dem Publikum richten, kommt diese Situation zustande, dass alle das gleiche spielen; stilistisch und in der Trackauswahl. Das ist dann die eigentliche Kunst beim Auflegen im elektronischen Bereich, wie der TE das ja auch will. Die Erwartungen des Publikums zur jeweiligen Zeit mit dem eigenen Geschmack zusammenbringen. Nicht als Kompromiss, sondern als Erweiterung/Bereicherung.

Als ich meinen Beitrag geschrieben hatte, wusste ich noch nicht, was der TE für Musik spielt. Es ist schon ein Unterschied, ob ich eine Sparte bediene oder das ganze Spektrum abdecke. Spiele ich in der Schlagerparty nur progressive House, weil mir das besser gefällt, wird der Abend zum Desaster.

Aber auch bei der Sparte muss es dem Publikum gefallen. Vielleicht probiert man Tracks aus, die nicht so bekannt sind, gibt dem Set die eigene Note, ... und doch wollen die Leute hören, was sie kennen.

...und es gibt NIE zweimal das gleiche Publikum. Es mag Orte geben, wo man tatsächlich Abend für Abend die gleiche Playlist in der gleichen Reihenfolge spielen kann, und es geht ab. Aber das ist dann nicht mehr "auflegen".

Aber eben - am Ende definiert sich der gute DJ über das Publikum, das den Sound toll findet. Manchmal hat man da mehr oder weniger Einfluss darauf...

 

[nixdaBLN]

Hallo Sven,

Punkt 1 deiner Prioritäten haut schon mal hin.

Punkt 2 Bei den Geschwindigkeiten würde ich mich nicht so einschränken wollen, es reißt dir keiner den Kopf ab, wenn Du die Geschwindigkeiten innerhalb eines Sets auch mal änderst, ganz im Gegenteil Hinzu kommt, dass manche Tracks auch durchaus mehr als 2 Stufen vertragen, da musst Du dich auf dein Gehör verlassen. Wenn Du mit Vinyl spielst, kannst du ja mal ausprobieren was passiert, wenn Du von 45 auf 33 gehst, da kann es durchaus positive Überraschungen geben.

Punkt 3 Das Camelot Wheel ist eine super Sache. Die Frage ist nur, inwieweit Du diese Mixinghilfe durchdrungen hast. Der einfachste Weg ist natürlich stets in einer Tonlage zu verweilen. Komplizierter wird es, wenn man versucht im Urzeigersinn zu spielen. Darüber hinaus erlaubt das Camelot Wheel auch Sprünge in verschiedene Tonlagen und Richtungen. Weiterhin kann dir das Camelot Wheel sogar die Tonlage für die Set-Time (Warm-up, Peak, After) vorgeben.

Für den Anfang sollte man einfach mal versuchen im Urzeigersinn zu mixen und dann auch mal Sprünge versuchen. Versuche es als eine Art Übungseinheit zu betrachten. erst Urzeigersinn, dann Sprünge (Energie Aufbauen, Energie Abbauen usw.).

Nach einer Zeit wirst Du feststellen, dass Du schon automatisch erkennst, was der nächste Treck laut dem Camelot Wheel verursacht.

Abschließend zeigt deine Prioritätenliste, dass Du die Sache sehr sachlich angehst. Das muss nicht unbedingt falsch sein, bedenke aber, letzt endlich geht es neben deinem theoretischen Wissen und deinen Skills, vor allem um Musik, Intuition und dein Gefühl oder deine Botschaft die Du in einem Set vermitteln möchtest und die darf oder sollte sogar auch Überraschungen parat haben, mit denen der Zuhörer nicht rechnet.

Liebe Grüße

 

[Sevens]

Habt erstmal vielen Dank für Eure Meinungen. Mir hat es geholfen das nicht so verbissen zu sehen. Leider verrenne ich mich hier manchmal und klammere mich an einigen Dingen fest aber Ihr habt ja vollkommen recht ... es ist in erster Linie eine Gefühlsangelegenheit.

@nixdaBLN ... ich werde mal Deine Übungen mit dem Camelot Wheel versuchen ;o) ... Dank Dir

 

[Stephen Nawlins]

Ich versuche manchmal hinter Dingen gewisse Richtlinien zu finden was meist besser wäre wenn nicht

Wenn es beim Auflegen fix definierte Werte geben würde, welche dir das perfekte Set ermöglichen, dann wäre das wohl schon lange bekannt und jemand hätte sicherlich schon eine Maschine programmiert, welche dir Abend für Abend das perfekte Set hinlegt.

Der Faktor Mensch und seine Wahrnehmung spielt eine so immense Rolle.

Es gibt auch nicht den Track der dir 100% Erfolg garantiert z.B.:

Insomnia von Faithless, wird wohl jeder zustimmen, ist ein Hammer Track.
Er wird jedoch eine ganz andere Auswirkung auf die Leute haben ob du Ihn um 22h od. um 02h00 spielst.
Um 02h00 hat die darin enthaltene Textzeile "I Can't Get No Sleep!" eine ganz andere Wirkung auf die Wahrnehmung deines Publikums.

Ich habe, zu Beginn meiner Laufbahn, in einer Dorfdisco aufgelegt und spielte an einem Abend den Song bei dem die versammelte Dorfjugend normalerweise ausflippte, mitgröllte und an der Bar für Umsatz sorgte.
Nur in dieser Woche war ein 18-jähriger bei einem Motrorrad Unfall ums Leben gekommen und alle fielen in Tränen da dieser Song sein Lieblingslied war (Es sah so aus als wäre ich der einzige der dies nicht wusste).

Die Wahrnehmung des Publikums diese ist ausschlaggebend und nur gering beeinflussbar.

 

[Danny Who]

1. vergiss zu viele regeln - kontext ist king. und nur nach schema F zu arbeiten wird alle deine sets schablonenartig langweilig werden lassen auf dauer, weil du nichts neues mehr erforschst. dabei sind die geilsten musikrichtungen und tracks teils aus missbräuchen von techniken und technologien entstanden.

2. ja, natürlich sollten dir sachen gefallen. zugleich aber auch deinem publikum. je nach sparte, kann das marcel dettmann oder helene fischer sein. und zwar auch je nach uhrzeit. lese deine crowd, fühle mit ihr und steuere sie leicht. dabei sind setaufbauen auch nicht nur in eine richtung nötig, sondern über den abend insgesamt immer mal wieder mit einigen berg- und talfahrten. so weit so logisch.

3. reine BPM sagen nix über subjektives tempoempfinden aus, das wird noch viel vom programming des tracks beeinflusst. selbes gilt für genres. deshalb sortiere ich zusätzlich meine musik nach stimmung.

4. harmonic mixing ist eigentlich nur wichtig, wenn du zugleich tonale elemente (harmonien und melodien) übereinanderschichtest. mixt du ne alte bassline auf drums des neuen tracks, ist es ziemlich latte.