DJM-400: Master reparieren - so funktioniert's!
Hui, gerade mal wieder ein paar alte Mixerfreds durchforstet und gesehen, dass hier ja immer noch mein Problemfall gepostet ist.
Vorab: Ich habe es schon längst behoben
Für alle, die ähnliche Probleme mit ihrem Masterausgang am DJM-400 (und ggf. DJM-700/800) haben, erläutere ich nochmal meine Vorgehensweise. Da es schon etwas länger her ist, habe ich das ein oder andere Detail natürlich nicht mehr im Kopf. Aber die folgende Anleitung sowie das Foto können auch Euch bei der Fehlersuche unterstützen. Ein zuständiger Moderator kann diese Beschreibung auch gerne auf entsprechende Hilfeseiten verlinken. Jetzt aber los!
Problem: Einer der beiden oder vielleicht sogar alle 2 Masterstereokanäle (L/R) hat/haben einen Defekt.
Symptome: Wir haben einen deutlich hörbaren Pegelabfall am betroffenden Kanal, auch ein Rauschen ist wahrzunehmen.
Genau überprüfen: Als einfache und sichere Methode empfehle ich, den betroffenden Ausgang über Line-In mit einem Rechner zu verbinden und z.B. mit N°23 Recorder eine kurze Aufnahme zu machen. Diese dann mit Audacity öffnen und die beiden Wellenanzeigen der Kanäle L und R miteinander vergleichen. Bei mir hatte der rechte Kanal deutlich kleinere Amplituden und bei starker Vergrößerung konnte man auch das Rauschen gut erkennen. Wer ein entsprechendes Messgerät zur Hand hat, kann auch damit arbeiten. Einfach die Ausgangsspannungen miteinader vergleichen, der defekte Kanal hat eine deutlich niedrigere Spannung als der Intakte.
Eingänge: Checken, ob alle Eingänge soweit funktionieren und als Ursache nicht in Betracht kommen. Einfach das selbe Abspielgerät an die verschiedenen Eingänge stöpseln und vergleichen, der Sound sollte überall gleich gut (bzw. schlecht) sein.
Desweiteren: Funktionieren die VU-Pegel und Kopfhörerausgang wie gewohnt? Wenn ja, werfen wir mal einen Blick auf die Rückseite der Bedienungsanleitung, dort ist ein Blockschaltbild abgebildet. Betrachten wir die untere Grafik: Es ist zu sehen, dass das Signal für den Master-VU-Meter sowie die Kopfhörer "zwischen" den Master-Level-Poti und den Ausgangsbuchsen abgegriffen wird. Spätestens jetzt können wir uns sicher sein, dass der Defekt tatsächlich unmittelbar am Masterausgang liegt.
Master Buchsen-Check: Die unwahrscheinliche Möglichkeit, dass (nur) eine defekte RCA-Buchse das Problem verursacht, kann beim DJM-400 schnell ermittelt werden: Hier wissen wir, dass Master 1 und 2 identische Ausgänge sind. Tritt das Problem bei beiden Stereopaaren auf, kann ein Kontaktfehler einer einzelnen Buchse ausgeschlossen werden. So lässt sich unsere Fehlersuche auf die Anschlussplatine eingrenzen. Mehr können wir soweit nicht tuen. Es wird Zeit die Bolide aufzuschrauben!
Gehäuse öffnen: Natürlich weiß ich nicht mehr exakt, wo und wie jede einzelne Schraube sitzt, das wichtigste habe ich aber noch im Kopf
. Entfernt die 4 Schrauben auf der Frontseite des DJMs, anschließend die 4 Schrauben an den Ecken der Oberplatte. Sollte sich diese noch immer nicht ablösen lassen, entfernt auch die beiden Schrauben rechts und links auf jeweils mittlerer Kantenposition des Randes. Weitere Schrauben (etwa bei den Fadern, Potis und CUE-Sektion brauchen nicht entfernt zu werden!). Nachdem ihr die Oberplatte abgenommen habt, könnt ihr das DJM wie ein Buch "aufklappen" (CDJ-Schrauber kennen das bereits^^) und die Verbindungskabelstränge, die die Oberplatte samt Platine mit der Hauptplatine verbinden, vorsichtig ablösen. Zu guter letzt entfernt ihr die Deckplatte des Anschlussfeld, indem ihr auch dort alle Schrauben löst. Der Mixer ist nun offen auf den Seziertisch
.
In der Höhle des DJM: Achtung, jetzt wird es kompliziert und mitunter sehr frustrierend! Wir müssen zuerst die DSP-Einheit im Zentrum entfernen. Dazu lösen wir hier die 4 Schrauben und merken uns, wie rum die quadratische Einheit verbaut war. Am besten ein Foto machen. Jetzt ist die untere große Platine, unser Ziel, endlich "angreifbar". Diese Platine ist sowol mit einigen Schrauben wie auch weißen Klammerstiften mit den Boden fixiert und die haben es in sich: Erstgenannte sind zum Teil recht fies versteckt und schwer erreichbar, Zweitere neigen dazu, sobald man erstmal einige von Ihnen äußerst (!) mühsam (am besten mit einer Greifzange) gelöst hat, unerwartet zurückzuschnellen, so dass es ohne ein dritte helfende Hand äußerst haarig wird, diese Platine abzulösen. Und um etwas biegen und rütteln der Platine werden wir ebenfalls nicht herumkommen, vorallem hier aufpassen. Irgenwann sollte es geschafft sein und wir halten unsere "Problemplatine" in den Händen. Drehen wir diese um und es offenbart sich nun folgendes Bild:
Der Elektroniker ist nun gefragt: Endlich haben wir uns zum Ziel durchgeschlagen. Zu sehen ist der unmittelbare Bereich an den Masterausgängen, welches sich in zwei Bereiche, MST(R) und MST(L), gliedert. Mit dem Messgerät arbeiten wir uns an von unten (Anschlüsse) nach oben (zum IC-507) durch. In meinem Fall war auf der Seite von M(R) der angezeigte mV-Wert deutlich niedriger als der intakte M(L). Typisch für den DJM-400 sind die von mir markierten Brücken. Diese tuen nichts anderes, als das Mastersignal zu klonen, jetzt wird klar wo das Signal auf die beiden RCA-Paare verteilt wird! Wer übrigens schon länger darüber nachdachte, sich einen eigenen integrierten Booth-Regler zu basteln, merke sich am besten diese Stelle
. Während mein Dad und Ich uns an den SMD-Widerständen vorarbeiteten, passiert es ab Widerstand R589 plötzlich, dass die Spannung wieder mit M(L) übereinstimmte. Der Fehler war damit gefunden: Es war R586, der sich aus unerklärlichen Grunden verabschiedet hat und dadurch den Spannungsabfall wie das Rauschen verursacht hat! Je nach Fall kann bei Euch das betroffende Bauteil variieren, aber höchstwahrscheinlich ist es ein R-Widerstand in diesem Sektor, vermutlich noch vor den Transistoren (Q). Nun braucht ihr einen guten regelbaren Lötkolben mit feiner Spitze, eine feine Pinzette, ein entsprechendes SMD-Ersatzteil und eine ruhige Hand (oder eben einen Elektroniker, der bietet alles
). Wir selber haben sowol den R586 wie auch seinen Zwillingsbruder für M(L), R608, durch gleichohmige Pendanten ausgewechselt, nur um sicherzugehen, dass auch der zweite in nächster Zeit nicht ausfällt. Erneut einige Messungen durchführen und tadaa, an den Buchsen liegt nun endlich wieder auf beiden Stereokanälen die Sollspannung an. Gute Arbeit! Jetzt darf der DJM wieder in genau umgekehrter Reihenfolge zusammengebaut werden. :3
Schlusswort: Kleines Bauteil - große Wirkung! Wer elektronisch versiert ist und Zugang zu SMD-Widerständen hat (die Werte bei sämtlichen Messungen weiß ich leider nicht mehr), kann mit viel Aufwand aber nahezu ohne Kosten sein Schätzchen wieder in Gang bringen. Im Zweifelsfall sollte das Gerät aber lieber zu einer Fachkraft gebracht werden, ich gebe auf alle Angaben keine Gewähr. Mein DJM läuft aber seit 1 Monat wieder par excellence. Viel Erfolg bei eurem Vorhaben! Ich hoffe ich konnte euch mit meinem Bericht etwas helfen