fest angestellt als DJ?

[felly]

Hallo,

ich habe das Angebot bekommen, dass ich in einer Disco fest angestellt werde als Arbeitnehmer.
Leider ist das Gehalt nicht gerade üppig. Bei 30 Stunden pro Woche (5 Stunden an 6 Tagen) soll ich 1400€ brutto bekommen.

Würdet ihr das tun? Macht das Sinn?

Ich bin mir im Moment sehr unsicher, weil ich eigentlich ja arbeite und da auch besser verdiene. Aber es wäre schon mein Traum.

Was denkt ihr sollte ich an Gehalt verlangen?

 

[Pornodarsteller]

Du möchtest 24 Gigs um 1400 brutto machen? Das wären dann so ca. 58,- pro Gig und davon musst du noch Steuern abziehen. Um deine Frage zu beantworten: Nein, das würde ICH nicht tun. Warum? 6 Tage Woche, denkbar grottige Bezahlung und du verbaust dir die Möglichkeit komplett, woanders aufzulegen: du hast dann ja keine Zeit.

Ich finde es vom Arbeitgeber eine Frechheit, dir das so anzubieten. Aber wenn du dankend ablehnst, findet er sicher irgend jemand, der es macht.

Grüße, Chris

 

[Patrick]

Einfach mal die rosa Brille absetzen, dann fällt die Entscheidung leichter.

 

[deejaydarkside]

Es gibt imho zwei Betrachtungsweisen der Frage:

- DJ-ing als Beruf: Dazu braucht es einen ordendlichen Arbeitsvertrag mit allem was dazu gehört. Dann geht das mit dem erwähnten Lohn gar nicht. Es macht auch künfitge Jobs fast unmöglich - wieso soll jemand mehr bezahlen wenn er dich buchen will, als der eigentliche Arbeitgeber. Ausserdem machen solche DJ-Gagen den Markt kaputt. Ein NOGO!

- DJ-ing als Abenteuer: Quasi um eine temporäre Phase zu überbrücken, etwas zu erleben und ein paar Erfahrungen zu sammeln. Die Kohle ist völlig egal und die Zeit absehbar. So kann man das für ein paar Monate machen - aber auch damit macht man den Markt kaputt.

Ausserdem ist zu sagen, dass es extrem schnell extrem langweilig wird, wenn man 6 Tage die Woche im gleichen Laden auflegt. Mir wurde es oft schon extrem langweilig, wenn ich nur 6 mal im Monat im gleichen Laden war. Hängt natürlich auch mit dem eigenen Anspruch zusammen. Mir war es immer wichtig, nicht zwei Tage hintereinander quasi das gleiche Set zu spielen, sondern doch klare Unterschiede zu machen. Das ist bei 6 Tagen in der Woche fast unmöglich. Man wird (speziell heute mit den PCs) schnell dazu tendieren, die ewig gleiche Playlist in kleinen Variationen zu spielen...

 

[Patrick]

Man wird (speziell heute mit den PCs) schnell dazu tendieren, die ewig gleiche Playlist in kleinen Variationen zu spielen...

So ist das leider

 

[GeneralPatton]

Ich würde auch sagen Finger weg.
Wenn man 6x pro Woche im gleichen Laden auflegt, braucht man auch eine entsprechende Musiksammlung. Hat man die nicht, wirds auch für die Gäste schnell langweilig.

So eine Musiksammlung kostet aber jede Menge Geld. Ohne jetzt wirklich mal genauer nachzurechnen: Bei 1400€ brutto zahlst du am Ende vom Monat wahrscheinlich sogar noch drauf, wenn du deine Aufgabe als DJ nur halbwegs vernünftig verfolgst.

 

[BØRJE]

Bei den laufenden Ausgaben eines DJs kannst Du damit höchstens Deine Altersarmut finanzieren.

Etwas anderes wäre ein Gehalt von sagen wir mal 2000 € Fix + Umsatzbeteiligung, aber bei dem Dir vorliegenden Angebot ist das wohl "leicht" unrealistisch.

 

[DJ Bi]

Bei den laufenden Ausgaben eines DJs kannst Du damit höchstens Deine Altersarmut finanzieren.

Arbeitsmittel werden einem Angestellten idR gestellt! Wenn das so wäre sind 1400,- EUR für 30 Std/Woche nicht soo schlecht bezahlt.
Gibt Arbeitnehmer die deutlich weniger bekommen.

Ich würd's wegen der aufkommenden Langeweile nicht machen. Und weil ich in meinem Beruf deutlich mehr verdiene

 

[ZIG]

Arbeitsmittel werden einem Angestellten idR gestellt! Wenn das so wäre sind 1400,- EUR für 30 Std/Woche nicht soo schlecht bezahlt.

eine sechs tage woche für 1400 brutto ist absolut schlecht bezahlt...

 

[DJ Bi]

eine sechs tage woche für 1400 brutto ist absolut schlecht bezahlt...

(Sag das mal einem Azubi!)

Kommt aber immer auf die Branche an - Im Gesundheitswesen hast du das oder sogar weniger als Einstiegsgehalt!
Gar nicht zu reden von meinem Berufszweig...

Edit:

Hab grad gesehen: das Einstiegsgehalt für Friseure liegt sogar noch drunter!

 

[BØRJE]

Ist richtig, die Ausgaben werden geringer sein, weil der Club das Equipment stellt, das habe ich irgendwie ausgeblendet.

Aber am Ende ist es aber einfach verdammt wenig Geld, was unter dem Strich übrig bleibt.

 

[Jan.S]

Möchte mal versuchen einen anderen Blickwinkel rein zu bringen.
Vorab: ja, es ist nicht besonders gut bezahlt. Wenn ich meine reguläre Gage auf 6 Tage die Woche rechne, könnte ich bald einen Ferrari fahren - unterm Strich ist es aber auf monatlicher Basis gering bezahlt.

Wir wissen hier nicht:

• welche Musikrichtung wird gespielt
• welche Art von Etablissement wird beschallt
• wie viel Repertoire hat unser TE bereits und kann oder muss er täglich Genres oder Playlisten rotieren.
• wird an unterschiedlichen Tagen unterschiedliche Musik gespielt.
• Alter und derzeitige Verdienstsituation des TEs

Diese Fragen haben alles noch nichts mit dem Verdienst zu tun. Selbst wenn er "nur" 1.400 € pro Woche bekommt. Für den AG sind es die brutto angegeben Aufwendungen wesentlich mehr. Theoretisch könnte er es auf selbständiger Basis anbieten und dann mehr kassieren - aber auch mehr Anteilig davon abdrücken. Dazu muss man sagen, wir kennen seine jetzige Verdienstsituation nicht. Wie wir gelesen haben gibt es Verdienstgruppen, welche noch schlechter dran sind (und es gibt noch mehr Leute die weniger verdienen).

Sei es drum, was wären mögliche positive Aspekte:

• im DJ-Lebenslauf kann man eine feste Anstellung / Residency vorweisen
• man kann sich eine gewisse Zeit wirklich 100 % um sein DJ Dasein / Hobby kümmern
• wenn der Beruf als richtig Angestellter ausgeführt ist, müsste man ja Ausgaben für Musik und weiteres zu 100 % steuerlich geltend machen können, da es der Arbeitgeber nicht übernimm für Dich Musik zu kaufen.
• Krankenkasse und Rentenkasse und Altersvorsorge sind in der festen Anstellungszeit durch den AG bezahlt

Für jemanden der Musik liebt und sich erstmal irgendwo etablieren will, wir wissen weiter nicht um was es sich dreht, ist es definitiv eine Chance / Option. Niemand hier sagt oder hat geschrieben, dass diese Art der Bezahlung auf die nächsten 15 Jahre in Stein gemeißelt ist.
Von meiner Seite aus kann ich nur sagen, dass ich noch nie in einer solchen Situation mit einem solchen Angebot war. Würde es mir aber gründlich überlegen, habe damals vor X-Jahren eine hauptberufliche "DJ Karriere" abgelehnt. Wenn er, in welchem Genre oder Branche auch immer, einen professionellen Weg gehen möchte - wäre dies eventuell ein Anfang und eine Chance, welche mit einem gewissen Risiko behaftet ist.

 

[felly]

hey, danke für eure Meinungen!
Ich schwanke ja auch noch. Also 30 Stunden sind eben doch deutlich weniger als ich in meinem jetzigen Job bringen muss (eher so 45-50 Stunden wenn man alles mitrechnet). Dort wärns eben 6 mal pro Woche 5 Stunden, immer ab Nachmittags. Dafür verdien ich in meinem Job etwas mehr. 1800 brutto, wobei das eben eher ein harter Job ist und Netto kommt da auch ned soviel mehr raus.
Bin 30 Jahre alt. Ich dürfte auch weiterhin noch in Clubs auf selbständiger Arbeit auflegen.

Ja Equipement wird komplett bestellt. Essen/trinken ist gratis für mich während der Arbeitszeit bzw. kurz danach/davor.

Jeden Tag in etwa die gleiche Playlist wäre wohl okay, darf aber auch gewechselt werden. Ist ein Tourismusbetrieb und es geht um "Aprés Ski" Tracks..

 

[Jan.S]

Frag doch mal nach ob das ganze noch verhandelbar ist. Evtl. mehr Gage zur Hochsaison über die Feiertage und Ferienzeit Weihnachten, Neujahr und Ostern, oder ob eine Beteiligung am Eintritt oder ähnlichem drin ist.

 

[ads disco kid]

Sehe das ein bisschen wie Jan,

Sicher wenn ich an die 90er denke hätte ich gelacht. Aber wor haben jetzt und Dj gibts wie Sand am Meer da finde ich das schon nen ordentlichs Angebot nicht üppig, aber auch grade da du wie du schreibst Habhaba kriegst Kranken versichert bist, nicht schlecht.

Aber wichtiger ist du kannst dir einen Namen machen, hast was im DJ Lebenslauf, was nicht jeder hat. Bin DJ nur noch Hobby Bedroom, mach aber eine auf Fotokünstler das macht mir riesen Spass und ich will da mehr drauß machen. Da bin ich bereit auch mal drauf zu zahlen ( Ausstellung ) oder erstmal nir nen Appel und nen Ei für Projekte zubekommen. Denn man kann nicht erwarten gleich davon seinen Lebensunterhalt bestreite. , da muß man erstmal nen Namen haben. Sich bekannt machen, was vorweisen könne. Da ist fast alles recht denn nur so kann ich dann vieleicht meine Brötchen davon bezahlen oder ne Villa in Spanien kaufen.Wenn ich da so ein Angebot bekommen sollte sofort.
Die Vorteil überwiegen da meiner Meinung. Und wenn ich in meinem Normalen Job das für 30 Std bekommen würde, wär der gut bezahlt. Und man muß das ja auch nicht ewig machen, wenn man da gut ist kommt man auf icher auch ander Angebote.

 

[Patrick]

da muß man erstmal nen Namen haben.

wenn man da gut ist kommt man auf icher auch ander Angebote.

Das war mal so.
Heute macht man sich als DJ einen Namen, wenn man etwas released.

 

[ads disco kid]

Na ja, kommt drauf an was man auflegt, bei Techno ist das bestimmt genau so wichtig Tracks raus zubringen oder den ein oder andere Remix.

Denke aber Apres Ski oder Chart DJ ist das eher nebensächlich. Da kommt es immer noch auf präsents an.

 

[EiGudeWie]

Was man, wie ich finde, auch nicht vernachlässigen sollte:
Hättest du daran längerfristig deinen Spaß?
Ich meine Apres Ski in Ehren, mag mal ganz lustig sein, aber willst du das auf Dauer machen? Ist das das, was du dir unter "DJ-Sein" vorstellst?
Mir stellen sich die Haare zu Berge, wenn ich mir vorstelle, ich "müsste" sowas machen. Das ist ja mit das primitivste an Musik, was es gibt (Sorry, ich hasse einfach Schlager und "Unterhaltungsmusik" ).
Natürlich ist hier auch die zentrale Frage, ob du kein Problem damit hast das zu spielen, was dein Publikum verlangt. Was das bei diesem Job sein wird, weiß sicher jeder. Klar, einige denken sich jetzt vielleicht: "Häh, das ist doch gerade das, was ein DJ macht?!"
Ich könnte es halt z.b. nicht, dafür verstehe ich mich selbst viel zu sehr als "Künstler" und experimentiere viel zu gerne mit Musik, auch spiele ich lieber das was mir gefällt und nicht das, was der Masse zusagt (Überschneidungen sind da keinesfalls ausgeschlossen). Aber das ist ja auch wieder ein ganz anderes Thema....

Also viel Gerede, letztendlich solltest du einfach die ganzen Impressionen hier abwägen und selbst entscheiden.
Denn grundsätzlich gilt doch:
Ein Job (im Sinne von Beruf) sollte dir Spaß machen, dich fordern und fördern und im Optimalfall auch noch für ein außreichendes, korrigiere, für ein gutes Einkommen sorgen. Wenn dir die Vorstellung gefällt, warum also nicht? Achso, eines solltest du aber auch nicht vergesse: Die Rückfallebene nicht alles läuft glatt...