Mit dem Hören und dem Sehen ist es so, dass von festen Werten ausgegangen wird, die vom menschlichen Auge bzw. Ohr noch wahrgenommen werden können. Da es immer wieder mal jemanden gibt, der diese Grenze unter/überbieten kann, gibt es auch 110% oder mehr an Hör. bzw. Sehvermögen.
Wenn mir jetzt einer erzählt, er höre seit 10 Jahren immer laut und das über lange Stunden am Stück und dann keine Probleme hat ... naja ... sprechen wir uns in 10 Jahren nochmal. Lärmschädigung tritt in den meisten Fällen nicht plötzlich ein, sondern wirkt über mehrere Jahre hinweg. Ich meine, es gibt zwar erste Ansätze die Haarsinneszellen wieder reparieren zu können, aber irgendwann einmal mehrere tausend Euro pro Haarsinneszelle hinlegen zu wollen, nein danke.
Ich würde gerne mal solche Experten mit mir vergleichen. Ich habe viele Leute in meinem Freundeskreis, die auch exzessiv laut Musik hören. Die wundern sich dann immer, wenn wir mal einen gemeinsamen DVD-Abend machen oder an der Spielekonsole hängen, dass ich mich immer über die Lautstärke beschwere. Dann kommen dann Argumente, man könne nichts hören, wenn die Chipstüte raschelt. Ebenso dreh ich an meinem Mischpult die Headphone-Lautstärke immer auf ein minimales Maß zurück (HD25 + Rane Empath --> Regler max. bei 1 von 10!!), während andere bei einer gemeinsamen Session gleich wieder hochdrehen müssen, weil sie sonst die einzelnen Frequenzen nicht raushören können. Komisch auch, dass die Stimme solcher Leute mit der Zeit auch immer lauter wird. Schon mal bemerkt?
Es muss ja auch nichts so sein, dass gleich das gesamte Gehör flöten geht, nein, vielmehr wird das Spektrum des Hörbaren viel kleiner. Statt 20 bis 20.000 Hertz kann man dann im Laufe der Zeit nur noch 35 bis 14.000 Hertz wahrnehmen. Aber ist doch egal. Solange man den Bass noch im Magen spürt.
Gut, soll doch jeder selber entscheiden, wie laut er hören will. Das Problem ist nur, dass es für das Gehör keinen direkten absoluten Maßstab gibt. Das Gehör passt sich der Lautstärke zu einem gewissen Grad an. Jeder empfindet Lärm mal störend, mal besonders toll. Allerdings ist da Klingeln nach der Lärmeinwirkung ein mehr als deutliches Zeichen, dass das zuviel war.
Und woher wissen denn die vielen MP3-Kiddies, das Lärm schädlich ist, wenn sich das Ganze erst Jahre später bemerkbar macht. Heutzutage ist es doch cool, wenn man die Hörer im Ohr hat und die Kumpels dennoch alles mithören können. Insofern ist es schon sinnvoll, bei Audio-Geräten einen zumindest zuschaltbaren Schutz bzw. eine Begrenzung der Lautstärke einzubauen.
Ebenso kann man doch auch die ganzen älteren Musiker befragen. Wie war das gleich noch bei den Leuten von den Rolling Stones? Nach einer halben Stunde im Studio unter der Abhöre brauchen die den restlichen Tag eine Pause, weil sie vom Lärm einen am Rappel bekommen. Oder Bauarbeiter, die mit dem Presslufthammer arbeiten und keine Mickeymouse aufhaben. Und das schon seit Jahren. Oder die ganzen Leute, die ein Hörgerät tragen müssen?
Speziell als DJ bzw. Produzent sollte man etwas mehr auf seine Ohren achten und schließlich hat man ja auch diverse Möglichkeiten: gute Abhörmonitore, die den Klang differenziert und präzise wiedergeben, so dass man nicht voll aufdrehen muss. Des Weiteren ebenso gute Kopfhörer, die möglichst stark das Umfeld wegdämpfen, so dass man auch nicht gegen dieses mit mehr Lautstärke ankämpfen muss. Und zu guter Letzt ein geeigneter Hörschutz mit speziellen Filtern.
