Drogenkultur - aus soziologischer Sicht

[Mando]

Vorab der Disclaimer:

Dieser Thread soll NICHT dafür dienen, ob nun Jemand für oder gegen Drogen ist, ebenfalls keine Diskussionen daraus!.

Darüber gabs schon zigs Thread, die entsprechend ausgeartet sind.

Jeder muss letztendlich selbst entscheiden, was er seinen Körper zumuten will/kann, ebenso wie er darüber denkt , betroffen oder informiert ist.

Dieser Thread soll eher die soziologischen Backgrounds beleuchten, nachfragen, warum Drogen in der Partylandschaft nicht wegzudenken sind und warum in immer wieder kehrenden "Wellen" ein verstärktes Verlangen von (meist nicht informierten) Partyleuten (Generationswechsel) nach Drogen gegeben ist.

Ebenfalls, warum manche Partyleute nicht ohne Drogen weggehen können.


Eins auch noch:
Sollte dieser Thread zu derbe ausarten, auf persönlichen Streitereien enden oder auf Dissereien ausgehen, werde ich den Thread sofort wieder schliessen lassen.

Sollte jemand eine Meinung hier äussern, die nicht mit Eurer konform ist, tolerliert diese oder hinterfragt es (da dies hier ein sensibles Thema ist), auch wenn Ihr es nicht akzeptiert.



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Für mich kamen die Backgrounds zu diesem Thema (das ja in der Nachtszene allgegenwärtig ist) die letzten Monate verstärkt immer wieder in Frage, weil ich einfach mal behaupten möchte, dass derzeit in ganz Deutschland eine extreme Drogenwelle auf eine neue Generation übergeschwappt ist.

Ich war die letzten Monate in sehr vielen Clubs unterwegs, auf vielen Partys und After Hours gewesen und habe mich mit sehr vielen Leuten unterhalten, oftmals auch die Atmosphäre und Situationen im Allgemeinen im Stillen für mich beobachtet.

Egal, wo ich mich befand, was dieser Faktor sehr sehr erschreckend hoch und auch die nächtlichen Fragen von Leuten "wo es was gibt" war eigentlich überall eher Standard als Ausnahme, wie ich feststellen konnte.
Ebenso die eher flapsige Einstellung "hier nimmt doch jeder was" oder "dann geh ich halt in die locations xy, dort krieg ich was..".

Daraufhin hab ich mir selbst ein Fazit daraus gebildet und frage mich, wie diese Einstellung der Leute zustande gekommen ist (Drogen so zu verharmlosen, als sei es nur ne Flasche Bier) und welchen Einfluss auch die Wirtschafts- und Politiklage in unserem Land damit zu tun hat.

Die meisten Leute haben mir geantwortet:
Ich kann ohne Drogen nicht feiern und gut drauf sein.
Ich kann ohne Drogen diese Nacht nicht "fit" durchstehen.

Als ich dann näher hinterfragt habe, warum diese "Abhängigkeit" der Glücksgefühle so groß ist, waren meistens die Antworten, dass das (Privat)Leben im Moment *******e ist, der graue Alltag, der ganze Stress und die Drogen eine Art "Rettung" und "Hoffnung" und "Fluchtwelt" für wenige Momente im Leben sind, um den Leuten ihre Glücksmoment "vorzugaukeln".

Meist hab ich das auch beobachten können, in welchem "oberflächlichen" Umfeld die meisten Partyleute sich begeben, in dem man nur diverse Leute auf Partys trifft und diese als "Freunde" bezeichnet bzw. einen flüchten Bekanntschaftskreis hat. Ich nenne sie auch immer "falsche Freunde der Nacht", weil man ja nur gemeinsam diese Momente miteinander verbringt.

Bei Leuten, die meiner Einschätzung nach, eher fest mit den Beinen im Leben standen, einen befriedigenden Job und auch einen ausgeglichenen festen Freundeskreis hatten, kam diese Aussage nicht.

Bei Leuten, die eher im Business Bereich waren, hört man oft, dass diverse Drogen ihnen den "Erfolgsdruck" vom Beruf nimmt, damit sie immer auf 100% sind.

Ich hatte mich ebenso hier im Internet in vielen Techno- und Drogenforen mal durchgezappt und habe immer wieder mit Erschrecken festgestellt, wie wenig Informationen die Leute über Drogen eigentlich haben, ausser die allgemeine Aussage: "gut drauf!" "kein feiern ohne Drogen".

Oftmals hat man in vielen Foren nachlesen können, dass einige Leute verzweifelt nach Hilfe gesucht haben, weil sie schlechte Erfahrung gemacht haben, gesehen haben, dass sie davon abhängig sind und nicht mehr davon los kommen. Meist aber NACH dem Konsum bzw nach sehr schlechten Erfahrungen damit.

Ich möchte einfach mal ein Brainstorming (ohne für und wider!) eröffnen, welche Faktoren für viele junge Leute im Nachtleben eine große Rollen spielen, dass Drogen in eine "Abhängigkeit" und "falsche Hoffnungswelt" (ver)führen.

Vor allem das Phänomen "Generationswechsel" zu hinterfragen, warum eine immer wiederkehrende "Welle" im Nachtleben ausgelöst wird.

Ist es die Schuld der Gesellschaft, der alltägliche Druck, die Oberflächlichkeit und vor allem die anonyme Digitalwelt, die diese Leute davor "flüchten" lässt?

Liegt es vielleicht auch daran, dass viele junge Leute keine Perspektiven im Leben haben, ebenso unterstützt durch die schlechte politische und wirtschaftliche Lage?

Ebenso das Phänomen, dass dieser "Drogenkult" unausgesprochen in jeder Stadt vorzufinden ist mit überall den gleichen Reaktionen und Wünschen.

Was mir ebenso als Phänomen erschien, dass keiner dieser Konsumenten gerne über die Tage nach dem Konsum gesprochen hat, über tiefe Depressionsphasen, Entzugsphase und ebenfalls der Wunsch auf das nächste Weekend wieder in seine "Welt" flüchten zu können.
Es wird einfach "in Kauf" genommen, ohne groß darüber zu reden.

Ich möchte auch mal dieses Zitat aus einem aktuellen Jeff Mills Interview posten, ob es vielleicht doch an Techno liegt, sich Hand in Hand mit den Drogen zu verschmelzen, da jeder letztendlich doch nur seine "eigene Welt und Wahrnehmung" erlebt:

"Techno ist eine einsame Musik. Ohne Texte. Er ist schnell und hämmernd, klingt zuerst monoton, doch wenn man genauer hinhört, entdeckt man Tiefe und Kreativität. Techno ist eine Reise, die jeder für sich alleine macht. „Manche Menschen wollen diese Musik der Liebe nicht – Bee Gees und so sexy Sachen. Sie wollen etwas, das zum Nachdenken anregt. Sie wollen mehr durch weniger. Sie wollen etwas gemeinsam mit 3000 anderen erleben und trotzdem allein sein. Elektronische Musik hat sich schon immer mehr auf den Einzelnen bezogen als auf die Masse.“

Meine Frage aus seinem Zitat:
Wollen die Leute wirklich "alleine" sein?


Vielleicht kommen bei diesem Brainstorming wirkliche interessante Aspekte raus.

die Runde ist hiermit eröffnet

 

[alexxus]

und? hat's schon wer ganz durchgelesen? xo)

Topic:

Ich hab es Mando schon gesagt: Es werden sich sicher nicht allzu viele Leute äußern, da man auf breite Ablehnung trifft und wohl nicht als "schwarzes Schaf" dastehen will... Merkt man ja auch in dem Open Floor Thread, wo es darum geht, wie sich die Leute wachhalten... Ein großer Teil hat angekreuzt, dass BTMG zu brechen, aber keiner hat sich dazu geäußert...

Ich finde es bloß erschreckend, dass fast jeder Generationswechsel krasser wird... Jedes mal, wenn ich meiner Meinung nach "newbies" in der Szene sehe, meine ich, dass die immer jünger werden... Ich meine, ich bin selbst nicht wirklich alt aber mit 14, 15, 16, 17 Jahren habe ich nicht so heftig gefeiert... negativer Nebeneffekt ist auch, dass die Jugend mit Drogen nicht klarkommt... Sie denken vielleicht, dass sie es können, täuschen sich aber... Dass merkt man wohl daran, dass die ihren Alltag (Schule, Hausaufgaben, etc.) nicht mehr auf die Reihe bekommen...

Soviel zum Generationswechsel.

Meine Erfahrung mit Leuten ist, dass es unheimlich viele Menschen gibt, die ein ganz ordentliches Leben, also feste Jobs, ein ausgefülltes Liebesleben, viele Freunde, etc., haben und die sich einfach nur ein paar mal im Monat "abschießen" wollen... Ob es nun ne Krankenschwester ist, die Speed nimmt, oder ein Anwalt, der sich mit Acid die Birne weghaut, ist mir pers. egal... Leider gibts aber auch Leute, die ich kennengelernt habe, denen genau das passiert ist, was in den Medien erzählt wird (psychische krankheiten, etc.)

Zur letzten Frage, ob ich "alleine" sein will:

Manchmal ja, manchmal nein... Manchmal genieße ich es, auf dem Floor zu stehen, mich vom Bass durchschütteln zu lassen und quasi in der Menge unterzugehen... Man fühlt sich unter gleichgesinnten irgendwie "geborgen".. Man denkt nicht die ganze Zeit daran, wie man aussieht, ob man sich peinlich bewegt oder ob man beobachtet wird... Das ist es, was ich unter "alleine sein" verstehe...

Das wars erstmal... muss noch weiter überlegen, was ich hier reinschreibe und was nicht...

 

[Beak]

Man merkt ja allein schon, dass Clubbesuche zu 90% ohne das "Vorglühen" gar nicht mehr geht (ob jetzt nur mit Alkohol, was ja hauptsächlich gemacht wird, oder mit anderem Zeugs).
Einen Club nüchtern zu betreten ist einfach nicht in.... ich weiß nicht, die Leute können ohne irgendwie benommen zu sein einfach nicht gut drauf sein.....

Natürlich ists lustig angesoffen zu sein, und es tanzt sich auch besser, aber übertreiben muss mans ja auch nicht, so wie manche....da sind ab und zu (noch relativ junge) Leute in der Schlange vor der Disco, die sich noch grad halten können....

Das wird aber sicherlich durch die hohen Preise in den Clubs forciert...
Aber im Endeffekt hast ja dann so oder so die Besoffenen rumrennen, wenns billig Alk gibt...

 

[alexxus]

hier gehts ja nicht um alkohol...

ich denke, es geht hier speziell um speed, kokain, xtc, acid (lsd) und noch ein paar mehr, die nicht so oft konsumiert werden...

 

[Beak]

Drogen sind halt Drogen.... und dazu zählt halt auch der Alkohol
Und ich sag ja nicht, dass mit Alkohol alleine vorgeglüht wird.

"Ohne 3 Huterln intus geh ich nicht in einen Club!"... hör ich sehr oft.

Die Frage mit dem Alleinsein......hmm...
Also es gibt sicherlich die Leute, die total eins mit der Musik sein wollen, jedoch ist der Großteil der Drogenkonsumenten einfach ein Teil einer Massenbewegung, die es entweder einfach mal ausprobieren oder weils halt cool ist.

Letztens haben mich auf einem Techno-Clubbing ca. 5 Leute angesprochen, ob ich eh scho wissen haben möchte - und die waren nicht älter als ich, wenn nicht sogar jünger..
Es ist halt erschreckend, dass das Alter rapide abnimmt, aber das wissen wir eh...

 

[trænq]

es gibt sicherlich die Leute, die total eins mit der Musik sein wollen

das geht sehr wohl auch ohne drogen...
ich werte das nicht als argument, sorry.

 

[Beak]

Ja klar, hab da schneller gedacht als geschrieben (du nimmst das aber genau )
Dazu gehört noch:

Es gibt sicherlich Leute, die total eins mit der Musik sein wollen
...und als Hilfsmittel dazu Drogen hernehmen...

Das man ohne Drogen eins mit der Musik sein kann, merkt man allein schon beim Auflegen...also ich jedenfalls...für mich die beste Droge..

 

[yamin]

mando, ich glaube einfach, dass drogenkonsum zu einem unausgesprochenen 'trend' mutiert ist. in der heutigen konsumgesellschaft werden sogar kleinkinder manipuliert und somit erübrigt sich die frage, wie jugendliche durch die medien und durch sponsoring bombardiert werden. fast alle veranstaltungen werden gesponsert. z.b. biermarke 'x', die natürlich auch harmlose biermix-getränke anbietet. so finden jugendliche leichten einstieg in die drogenwelt.... drogen waren zudem schon immer allgegenwärtig..... hinzu kommt die cannabis-debatte, in der ständig zu hören ist, es sei sogar gesund und nur verboten worden, weil in usa die holzindustrie in gefahr war bla bla.....usw.... schau dir mal das tokio-hotel-syndrom an: (wenn 14-jährige auf plakaten stehen haben: ich will dich fi::en, bla$ mir einen usw....)
dazu noch viele wohlfühl-komödien, mit vielen coolen leuten, coolen sprüchen und coolen parties

die jugendlichen können sich dem ganzen gar nicht entziehen. dann kommt noch gruppenzwang dazu. ein drogen-newbee sieht zu, wie fünf seiner freunde lachen und spaß haben, weil sie einen joint geraucht haben......

ich glaube, die drogenprävention (eltern, schule, andere institute) hat keine chance mehr, den jugendlichen die gefahren näher zu bringen, den freunden gehts ja schließlich auch gut, obwohl sie jedes wochenende einen drauf machen....

über moralische aspekte und defizite in der erziehung könnte man auch sinnieren....

kurzum, wir leben in einer schnellebigen, konsumgierigen welt. schnell gut drauf sein, auch die klamotten haben, auch einen mp3-player, auch dsl, auch playstation haben wollen, ergo auch bekifft sein lautet die devise....

die größere gefahr sehe ich darin, wenn jugendliche anfangen zwischen den einzelnen drogen zu unterscheiden.... da wird schnell mal die eine oder andere droge als harmlos betitelt.....und schon kann der teufelskreis beginnen.....

....und diese jugendlichen sind dann die erwachsenen von morgen, die sich einreden, alle drogen 'freiwillig' zu sich zu nehmen.......

 

[bassline8]

Drogen hat es schon immer gegeben, korrekt, aber ich glaube, daß Drogen und der Umgang mit diesen immer Spiegel der Gesellschaft sind.

Ich hatte schon immer den Eindruck, daß die meisten Menschen versuchen, etwas mit Drogen zu kompensieren oder zu steigern, daß es in dieser form in ihrem Leben nicht gibt.

Daher neigen viele erfüllte und ausgeglichene Menschen nach meiner Erfahrung eher dazu Drogen abzulehen. Wieso sollte ich als glücklicher Familienvater mit Job und allem drum und dran all das risikieren, weil ich einen kurzen Kick mit illegalen Substanzen suche?

Aktuell erzeugen gerade die Medien eine sehr ausgeprägte Zukunftsangst. Wer in dieser Gesellschaft noch nicht seinen Platz gefunden hat, der wird schnell verunsichert. Viele Jüngere wollen halt am Wochenende ihren Fun und da ja auch immer mehr Perspektivlosigkeit vorherrscht, wird diese in einem gemeinsam erlebten Drogenrausch gesucht.

Und es gibt unterschiede bei Drogen. Cannabis ist in der Summe nicht so gefährlich wie LSD oder GHB, weil zweiteres sehr schwer zu dosieren und daher bereits viel schneller zu körperlichen Schäden führen kann.

Allerdings bin ich aktuell nicht mehr so viel Unterwegs, daher krieg ich auch nur noch einen Bruchteil mit.

Eines aber hat sich nicht geändert: Ein junger Mensch, der gerade voll auf Drogen abgeht, wird durch gute Worte nur selten zu überzeugen sein. Fast alle, die ich kenne, mußten erst richtig auf die Nase fallen, um vernünftig zu werden.

 

[Beak]

Ich hatte schon immer den Eindruck, daß die meisten Menschen versuchen, etwas mit Drogen zu kompensieren oder zu steigern, daß es in dieser form in ihrem Leben nicht gibt.

Daher neigen viele erfüllte und ausgeglichene Menschen nach meiner Erfahrung eher dazu Drogen abzulehen. Wieso sollte ich als glücklicher Familienvater mit Job und allem drum und dran all das risikieren, weil ich einen kurzen Kick mit illegalen Substanzen suche?

Kannst du mir den Bezug zwischen den beiden Absätzen genauer erklären?
Und was sollen die steigern? Glück? Mut?
Ich denke, dass die meisten das eher nehmen, weils einfach cool ist, ohne wirklichen Hintergrund - weil man halt besser feiern kann...

 

[Dom]

Drogenwelle, naja, kann ich eigentlich hier nicht so feststellen. Vor n paar Jahren wars in der Ecke FFM schlimmer. Ich meine, man wenn man weiß, wo man zu suchen hat, findet man immer gewisse Läden. Aber die großen, bekannten sind definitiv cleaner, als sie noch vor n paar Jahren waren.

Im eigenen Freundeskreis herrscht aber auch die Problematik (egal ob jetzt legal oder illegal, kommt ja aufs gleiche drauf raus). Geht soweit, das die Hälfte von den Leuten nicht mitkommt auf Party, weil sich keiner bereit erklärt zu fahren. Oton: "Wenn ich nüchtern im Club hock, zieh ich den ganzen abend eh nur ne Fresse!".

Aber woran liegts? Wohl hauptsächlich daran, dass sie nicht in der Lage sind loszulassen, wenn sie nix Intus haben. Wobei ich nichtmalmehr glaube, dass sie nicht in der Lage sind - sie probieren ja nichtmalmehr, obs überhaubt möglich ist. Und von vorneweg mit der Alles-******e Einstellung rangehen werte ich da mal nicht als Versuch.

Und da sehe ich das Problem - diese ich kann nur Spaß haben, wenn ich high bin Mentalität. Wo die herkommt? Gewohnheit. Und warum man überhaub damit anfängt, also sich daran gewöhnt, sowie was man dagegen tun könnte - da haben wir ja schon genug in anderen Threads drüber diskutiert.

 

[Mando]

Ist das alles neu?
Nee.
Die Gründe sind aber auch immer die selben.

Es ging mir weniger darum, ob es neu ist (Drogen Konsum wird es immer geben, wie Du schon schriebst), sondern welche Faktoren für eine immer wieder entstehende Welle entstehen, die eine Runde durch die ganze Partylandschaft macht.

Klar kann ich schreiben: weil es schon immer so war, aber warum?

Da ich ja doch sehr aktiv im Nachtleben bin, hab ich es noch nie so extrem miterlebt und beobachten können, wie in dieser Zeit (ganz unabhängig von verschiedenen Städten und Clubs).

Woher kommt aufeinmal wieder dieser Extrem-Konsum/Verlangen: Wurde das von der vorigen Generation auf die neue einfach so übertragen?

Dass es vor allem auch "labile" Leute trifft, wird auch ein unaufhaltsamer Vorgang bleiben, ohne Frage.

Ich hab es seit einigen Jahren nicht mehr so extrem (in der Masse gesehen) erlebt, wie dieses Jahr, daher hab ich von "Welle" geschrieben.

Letztens war ne interessante Sendung von Welt der Wunder mit Thema Drogen, in dem bestätigt wurde, dass z.B. der Koks Konsum in Deutschland noch nie so hoch war, wie in dieser Zeit.

Ebenso ist ja der Run auf die immer gleichen klassischen Drogen zu sehen.

Obwohl die Polizei-Maßnahmen, Razzien etc. verstärkt eingesetzt werden, ist dieser Run nicht aufzuhalten.

Ein Bekannter von mir arbeitet im Innendienst der Polizei. Er bestätigte mir ebenfalls, dass noch nie soviele Drogenfälle waren, wie je zuvor (überwiegend eben die Lappalien, die dann wegen Geringfügigkeit wieder eingestellt werden oder wegen Wiederholungstat frisch wieder rausgekramt werden).

Diverse Randformen werden da sicher immer wieder zum Vorschein kommen.

Ebenso sehe ich es nicht als "Dummheitsfaktor", weil es alle gesellschaftlichen Schichten betrifft (siehe bei der Edeldroge Koks), sondern eher als "hilfloser" Versuch einen "Ausweg" zu finden.

Mir geht es mehr darum, was all diese Leute in Massen bewegt, durch Drogen ihr Glück zu finden und viele davon in Verbindung mit Partys nicht mehr loskommen davon.

Ich habe die extreme Zeit durch den XTC Hype Anfang Neunzig bis Mitte Neunzig mitbekommen, ebenso die Nachwehen der Rave-Zeit, als die Pillen bereits schon mit jedem Dreck vermischt wurden und neue Randformen ausprobiert wurden.

Danach flachte aber das Ganze (aus meiner Sicht) ziemlich ab und ist (ebenfalls aus meiner Sicht) noch nie so extrem präsent gewesen, wie jetzt.

Und ich denke, dass es mit der gesellschaftlichen Lage etwas damit zu tun hat, dass viele Leute unzufrieden sind und vor etwas "flüchten" wollen.

Ich habs auch lange nicht mehr als so "selbstverständlich" erlebt, wie aktuell.

Das muss nicht mal Labilität etwas zu tun haben, da es letztendlich alle Schichten von Leuten betrifft, die im Nachtleben unterwegs sind.

Oder soll ich es einfach in die Rubrik "Ausprobieren" "Entwicklungs/Experimentierphase" abschieben und mich einfach damit "zufrieden" geben?, das ist die Frage...


Ich habe jetzt nur einen sehr frühen Vergleich von meinen Eltern, die in der 68er Bewegung waren, die Hippiezeit mitgemacht haben und LSD damals die "Freiheitsdroge" war, um durch den ganzen Umbruch damals durch eine "Gemeinsamkeit", "freie Liebe" in Verbindung mit Musik entstehen zu lassen. Beatles, Rolling Stones etc. haben es ja den Fans vorgelebt.

Ich konnte es nachvollziehen, wenn die Leute damals ihre "Freiheiten" erzwingen wollten, nachdem die Gesellschaft immer wieder unterdrückt bzw. geführt wurde.

Damals war aber auch die Aufklärung und Informationen über all die Gefahren noch garnicht so gegeben, wie es jetzt der Fall ist. Ebenfalls waren die gesellschaftlichen Zwänge in den 70igern viel größer, als sie heute gegeben sind.

Heute bekommst Du an jeder Ecke Informationen und Aufklärung, inkl. Therapieplätze und TROTZ ALLEDEM entwickelt sich immer wieder eine Bewegung darin, die diesen Drogenkult aufrecht erhält.

Oder ist es schlichtweg auf den Begriff "Perspektive" abzuschieben, dass nur in einer Zeit ohne Perspektiven und Zukunft ein verstärktes Verlangen nach einer "Fluchtwelt" vorhanden ist?

Ich hoffe, Du verstehst, auf was ich hinaus möchte.

Nicht das Wen oder Was, sondern das "Warum" bzw. "Wie entsteht es".

Warum entsteht diese Bewegung immer wieder in "Massen" unabhängig von Stadt und Location?.

Ich kann doch nicht naiv behaupten, es liegt an der Drogenpolitik, je nachdem wieviele Drogen in den Städten im Angebot sind.

Ich könnte all das jetzt garnicht so beurteilen, wenn ich das wirklich nicht selbst die letzten Monate unabhängig in verschiedenen Städten und Locations so extrem erlebt habe.

Sicher fällt das einem weniger auf, wenn man entsprechend weniger im Nachtleben aktiv ist.

Vielleicht können sich da auch mal andere Leute melden, die sehr oft im Nachtleben unterwegs sind, ob ich das übertrieben sehe oder sie das ähnlich extrem sehen.

Arrgh, wieder viel zu viel geschrieben :/

 

[Mando]

kurzum, wir leben in einer schnellebigen, konsumgierigen welt. schnell gut drauf sein, auch die klamotten haben, auch einen mp3-player, auch dsl, auch playstation haben wollen, ergo auch bekifft sein lautet die devise....

Also hat das doch etwas mit dem Zeitalter zu tun?, worauf ich ja hinaus wollte.

Wer vermittelt dieser Generation die Normalität, immer "gut drauf" zu sein?

Ebenfalls meine Frage, wie sich dieser Gedanke von "kein feiern ohne Drogen" wieder unausgesprochen in die Runde des Feierlebens gezogen hat.

Vor allem wer vermittelt den Nachtleuten den Gedanken, dass es zur "Normalität" geworden ist, dass man heute schon fast garnicht mehr ohne Drogen eine Nacht überstehen kann.

Die Jugendlichen, die dann später zu Clubgängern werden, hatte ich da noch garnicht behandelt, das ist ein zusätzliches Problem.

 

[bassline8]

Und was sollen die steigern? Glück? Mut?
Ich denke, dass die meisten das eher nehmen, weils einfach cool ist, ohne wirklichen Hintergrund - weil man halt besser feiern kann...

Das magst du zu dem Zeitpunkt glauben, wo du dies machst.
Wenn du erst mal etwas gefunden hat, was dich erfüllt, und du dein persönliches Glück und Selbstwertgefühl jenseits von Feierei auf Droge gefunden hast, dann wirst du sehen, was du eigentlich durch die Drogen erreichen wolltest.

Warum finden die es einfach cool? Was ist denn cool in diesem Zusammenhang?
Was ist besser abfeiern?

Kannst du dies genau definieren? Und dann versuch mal das mit dem Glücksgefühl zu vergleichen, welches du erlebst, wenn du selbst was ganz besonderes erreicht hast. Die Geburt deines ersten Kindes, dein Abi, die Meisterschaft deiner eigenen Fußballmanschaft. Die Menge auf deinen Mix abgehen zu sehen. Pur, unverfälscht, ohne Droge.

Die jungen Menschen mögen zwar noch nicht bewußt auf ihre innere Stimme hören, aber daß heißt nicht, daß sie nicht da ist und sie beeinflußt.
Dann versucht man dies mit "weil es eben cool ist" , "weil dann besser feiern kann" zu umschreiben.

Der Mensch sucht den Kick. Immer. Was ist deiner? Sport? Erfolg? Musik? Droge? Daher ist die Droge auch immer da. Denn manchmal ist es eben viel einfacher, den Kick durch die Droge zu erlangen als auf einen anderen Weg.

 

[Mando]

Wenn du erst mal etwas gefunden hat, was dich erfüllt, und du dein persönliches Glück und Selbstwertgefühl jenseits von Feierei auf Droge gefunden hast, dann wirst du sehen, was du eigentlich durch die Drogen erreichen wolltest.

Richtig, es wird zum "Bestandteil" des Lebens der Leute gemacht, was ja eben die größte Gefahr bedeutet, in den "Alltag" verschmolzen zu werden.

Das Hirn speichert dann den wöchentlichen Drogenkonsum als "Routine" ab und fordert diesen auch.

Vorher wars noch "cool", danach wirds "sehnsüchtig wieder erwartet" und später wirds "ohne kann ich nicht mehr".

 

[Miss G]

Also ich bemerke in letzter Zeit oft, dass viele nicht mehr ohne irgendwelche Drogen feiern gehen können... wobei @DDD Recht hat, Drogen gab es schon immer und wurden auch schon immer konsumiert, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es heutzutage für viele einfach zum Leben dazu gehört, ob auf Parties oder im Berufsleben und vor allem, dass die Leute die damit in Berührung kommen immer jünger werden.

Ich sehe es nur bei den Geschwistern in meinem Bekanntenkreis, diese greifen gern zu Speed, Pillen oder Koks sogar während der Arbeit, auf die Frage wieso, bekommt man irgendwelche antworten wie
"um abzuschalten", "um Fit zu sein", "…ohne Ende Sex" (ist doch nix einzuwenden, aber in dem Alter brauchen die schon Hilfsmitteln??) oder sogar bei den weiblichen Konsumenten hör ich oft: "um schlank zu bleiben" (frag mich welchem Mann geht schon einer ab, wenn die Mädels eine Taille einer 13 jährigen haben?!?!?!)...ich glaube nicht, dass darüber wirklich nachgedacht wird, sondern es ist angesagt und dann wird es halt genommen…

Ich selber bin auch kein Kind von Traurigkeit, habe auch das eine oder andere ausprobiert und bin einfach zu dem Entschluss gekommen, dass ich einfach die Kontrolle über mich und meinen Körper behalten will. Wie schnell man abrutschen kann, habe ich vor Jahren bei meiner besten Freundin gesehen, da waren die Parties, die vielen Freunde…doch das Ende vom Lied war, dass Sie Ihren Körper verkauft hat und ´zig Suizidversuche hatte. Heute ist Sie zwar „gesund“ und nimmt auch keine Drogen mehr, aber Sie sagt selber, dass Sie 5 Jahre Ihres Lebens verloren hat.

 

[yamin]

ich glaube, das ganze hat auch was mit der sehnsucht der jugendlichen zu tun, früher erwachsen zu sein, die industrie hat dies natürlich erkannt und fördert das ganze auch noch..... ich trau mich kaum noch, nem schönen hintern hinterher zu schauen, da sich die 'frau' meistens als vierzehn-fünfzehnjährige entpuppt...... wenn das mit normalen konsumgütern schon funktioniert, warum nicht auch mit drogen

 

[Mando]

Hab ich schon geschrieben - Falsches Verständnis von "Be Cool"

Ergo: Liest keiner richtig mit.
Was Imho ja auch hier im Board zu beobachten ist.


Ich glaube wie gesagt, das es diese Art von "Wellen" seit der Rock n Roll Revolution schon immer bestehen, oder damit erst richtig wahrgenommen wurden.
Das geht ja auch mit dem Anbruch des Medien Zeitalters einher.
Und hier sind wir eher an dem Punkt, wo das alles zusammenkommt.

So, hab mir mal die wichtigsten Punkte für ein Fazit rausgepickt, damits kürzer wird

Ergo ist es vielleicht die "Coolness", die eben auch über die Drogen ausgelebt und weitervermittelt wird.

Zweiter Punkt, dass die Leute nichts mehr hinterfragen und sich auch keine Mühe machen wollen, weil sie es einfach "konsumieren"/"haben" möchten.

Und der letzte Punkt, dass Wellen immer wieder da sein werden, aber eben auch daran schuld sind, in einem Zeitalter, das überwiegend von Medien gelenkt wird.

Ergo müsst ich mich jetzt mit der Antwort "das ist für heutige Zeit normal" zufrieden geben

Und wir Beide wissen, dass nur wenige Ausnahmen (wie wir es ja auch sind...lach) im reiferen Alter noch in der Nachtszene unterwegs sind, eben vorwiegend die DJs selbst.

Trotz alledem schreckt es mich extremst, wie leichtsinnig etwas zur "Normalität" geformt wird.

Vielleicht nimmt das im Laufe des Altersprozesses automatisch "bewusster" wahr?

Im gleichen Atemzug kriegt man ja derzeit den Kampf gegen die Zigaretten mit, woraus gleich dreimal mehr ein Drama gemacht wird, als mit den wirklich gefährlichen Drogen.

 

[JUKISCH]

Also um ehrlich zu sein ich hab jetzt knapp 10 Jahre Drogen Erfahrung.
Dazu kommen wesentlich mehr Jahre in denen ich mich umfassend über alle möglichen Drogen Informiert hab.
Das fing ab als ich lesen konnte und einen Bibliotheks Ausweis hatte.
Früher wollte ich nie Drogen nehmen (so zwischen 9 und 14 Jahren), habe Drogen verabscheut.
Bis heute kann ich nicht verstehen wie ich dann doch mal alles ausprobiert hab.
Warum weiß ich nicht mehr.
Wahrscheinlich war es "nur" eine Art Gruppenzwang so wie damals Rauchen.

Ich persönlich hatte nur geringe Probleme mit Drogen.
Ich hab bestimmt 8 Jahre lag täglich gekifft.
Nebenbei hab ich aber die Schule, meine Lehre und später meinen Job gemacht.
Andere Drogen hab ich zwar auch regelmäßig genommen, aber nie täglich.

Das erste was mir in den Drogenkreisen auffiehl war die Zusammengehörigkeit/der Zusammenhalt.
Das war auch das erste wo ich erkennen musste, das ich es mir nur eingebildet hatte.
Ohne Drogen hat keiner auch nur nen ******* auf den Anderen gegeben.
Das gleiche lässt sich ja beim Feiern beobachten, sind alle auf Sendung,
sind alle glücklich und gehören zusammen.
Aber was passiert mit denen die am Rand sitzen zuviel genommen haben oder einfach nur abkacken.
Im seltensten Fall kümmert sich jemand um diese Leute und wenn es jemand tut dann meistens keiner der Drogen nimmt.
Überhaupt, als Aussenstehender kann man oft Beobachten wie Leute auf Drogen Realitätsverlust haben, bestimmte Dinge nicht mehr/oder nicht wie sie sind wahrnehmen können.
Meistens liegt das ja auch am Mischkonsum.
Es ist ja nicht so das die Leute sich auf eine Droge beschränken.
Nein heutzutage nimmt man alles zusammen quer durch den Garten.
Das man dann nix mehr von den einzelnen Drogen wahrnimmt, nur noch ein unkontrollierbares Chaos im Kopf hat, ist sogar erwünscht.
Das ist für viele sogar erst der Zustand den es zu erreichen gilt.
Ich selbst habe diesen Zustand des öfteren erreicht, im nachhinein würde ich mich als völlig andere Person bezeichnen.
Das dieser Mischkonsum einen haufen Gefahren mit sich bringt weiß kkaum einer.
Ich als quasi Drogenexperte im Vergleich zum normalen Konsumenten kann es meitens nicht fassen was dort so für Irrglauben in der Szene existieren.
Die Leute haben kaum Ahnung was die einzelnen Substanzen überhaupt bewirken.
Risiken, Nebenwirkungen... alles Fremdwörter.
An dieser Stelle sei nochmal kurz eine Bekannte erwähnt die z.B. unbedigt schwanger werden wollte, mit jahrelangem xtc und speed Konsum.
Sie dachte das geht klar.

Alles in allem würde ich stark Behaupten, es wird immer schlimmer.
Ich habe kaum ein Problem mit normal druffen Leuten so wie es sie früher öfters gab.
Mittlerweile sind die Leute aber so abgeschossen, das ist nicht mehr feierlich.
So war ich dieses Jahr mal am Mittwoch in der Maria am Ufer zum "Tresor im Exil" und bin echt nach ner Stunde gegangen weil alle so abgeschossen waren , das ich mich absolut nicht mehr wohl gefühlt habe.

Ich weiß auch nicht was mit den Leuten los ist, da tanzt man ohne Drogen mit vollem Einsatz sozusagen die Druffies in den Boden und die kommen auch die ganze Zeit zu mir und Fragen ob es bei mir Stoff gibt?
Ich kann ohne Drogen genauso Lange wach bleiben wie jemand mit Drogen.
Ich allerdings schlafe dann 10h oder mehr und fühle mich am nächsten Tag wie ein Mensch, voll Einsatzbereit.
Die Druffies schlafen falls überhaupt nur wenige Stunden.
Am nächsten Tag fühlt man sich unter Umständen sowas von beschissen wenn man Drogen genomment hat, das man die Nacht davor verflucht.
Als regelmäßiger Konsument von Wachhaltenden Drogen, schläft man ja nicht mehr richtig, der ganze Tagesrhymus wird verpfuscht.
Am Montag morgen wenn die Drogen vom Samstag nicht mehr wirken, wird er sich um überhaupt auf die Beine zu kommen wieder etwas einfahren.
Abends schläft er wieder *******e wegen den Drogen usw...
Ich selbst weiß genau was für ein ******* es war darauf zu warten, das die Droge aufhört zu wirken.
Man fühlt sich z.B. auch so beschissen, weil man im Mischkonsum kaum noch den Alkohol merkt. Der Körper hatte 1,5 promille, gemerkt hat mans am Abend kaum.
Den Kater am nächsten Tag merkt man schon.
Auch wird der Körper zusätzlich zu den anderen Drogenstoffen diese 1,5 promille abbauen und auch den entsprechenden Schaden dafür nehmen.

Auch sollte man vielleicht mal einen Gedanken daran verschwenden, was in dem Stoff so drin ist. Heutzutage wird mit allem gestreckt ohne Rücksicht auf menschliche Verluste.
Zwei Fälle fallen mir ganz spontan ein wo das sogar sofortige Auswirkungen hatte
Einmal war es irgendein Schweinebetäubungsmittel im Speed, woraufhin aus meiner Gegend 2 Bekannte ins Krankehaus eingeliefert werden mussten.
Und das andere mal wahren irgendwelche Pillen, nachem gleich 3 Leute auf ner Privat Party umgekippt sind.
Trotzdem haben alle Betroffenen ihren Konsum fortgesetzt, mit der Begründung jetzt besser aufzupassen.

Warum die Konsumenten immer wachsen kann man nur vermuten.
Es gibt das diese Probleme, die besonders jüngere Menschen kaum noch zu lösen wagen/wissen.
Es gibt Gruppenzwang, man will ja cool sein.
Es muss jedenfalls irgend ein Grund sein, bei dem man nicht mehr hinterfragen muss/möchte was das jetzt ist, was das macht oder warum eigentlich?
So gesehen ist es ein gewaltiger Schritt in Richtung Unmündigkeit.
Man lässt quasi die Droge machen und muss sich nur noch um Drogen kümmern.
Ja wahrscheinlich wollen Drogen nichtmal ne ordentliche Bewerbung oder ein gutes Schulzeugnis sehen.
Für Drogen muss man nichts können, das Ideale Hobby also.
Auf jedenfall weiss ich, die Antwort auf diese Frage wird man nicht finden wenn man Konsumenten fragt, die gerade drauf sind.
Eventuell bekommt man mal eine brauchbare Aussage am nächsten Tag wenn sie down sind.

Ich selbst weiß wie gesagt nicht mehr warum ich es gemacht habe.
"Warum machst du das eigentlich" stellte ich mir irgendwann die Frage.
Ich konnte mich aber beim besten Willen nicht mehr erinnern und hörte auf.

 

[Mando]

"Warum machst du das eigentlich" stellte ich mir irgendwann die Frage.

War das der Zeitpunkt als Du aus dem "Teufelskreis" heraus wolltest, danach oder noch mittdendrin?

Hast Du dadurch auch Dein Umfeld geändert?

Das mit dem ständigen Nachfragen nach Drogen (vor allem wenn man "einfach so" gut drauf ist oder mal euphorisch vor sich hinzappelt) bestätigst Du mir eben, was ich eben noch nie so extrem erlebt habe, wie aktuell. Egal ob als Partygast oder DJ, die Leute scheuen vor nichts mehr zurück.

Klar gibts die einfachste Lösung: nicht mehr diese Locations besuchen (okay, als DJ geht das schlecht...lach). Aber wenn man z.B. nunmal auf elektronische Musik steht, kommt man diesen Problemen (als Partygast) ja nicht aus dem Weg.

 

[Guest]

Drogen gab es schon immer und wird es höchstwahrscheinlich auch immer geben.
Wir sind ja schon eine Drogengesellschaft! Egal ob legal oder illegal.
Drogen können 'bereichernd' sein, aber halt auch gefährlich werden. Die Menge machts.

-Konsummotivation? ganz wichtig und entscheidend, obs ein Problem wird oder nicht!
-Menge
-Information über die Droge " Aufklärung statt Verteufelung"
usw.
Drogenerfahrungen können eben gut, aber auch schlecht sein.
Wenn es sie nicht geben sollte, gäb es sie nicht.--Meine 'Spiri Meinung' dazu--

 

[JUKISCH]

Ich war voll drin im Teufelskreis. Ja mein Umfeld hat sich geändert. Das war auch gar nicht schwer. Einfach nicht mehr hingeangen oder gemeldet. Es hat dann vielleicht noch 2-3 am Telefon jemand gefragt ob ich wüsste wo es Stoff gibt, aber das war es schon.
Ab und zu sieht man ja alte Bekannte wieder, mittlerweile erkennt mich aber keiner mehr.
Also nichtmal auf Nachfrage erinnern die sich als wäre die Erinnerung komplett weg. Vom Charakter her erkenn ich auch keinen mehr.
Der einzigste der geblieben ist, für den ich extrem viel Energie, Nerven und was weiss ich geopfert hab, ist mein bester Kumpel.
Nachdem ich raus war hab ich ihn ganz langsam davon überzeugen können, das es besser ist ohne den ******* zu leben.
Das hat ca 1,5 Jahre gedauert und so etwas mach ich nie wieder in diesem Umfang!
Durch meine schöne Arbeit damals hab ich dann so Sachen wie Autofahren, Kartfahren, Urlaub und die Musik als Hobby wieder Entdeckt.
In meiner Firma hatte ich eigentlich schnell neue Freunde gefunden.
Irgendwann fiehl mir auf das fast alle, den Chef eingeschlossen privat miteinander zu tun hatten.
Das wars eigentlich Zeitraum, vom Gedanken zur Vollendung ca 6 Monate.
Sehr harte Zeit, es wäre ja so einfach gewesen einfach wieder Drogen zu nehmen.....

edit:

Was noch fehlt ist, das in meiner Firma en paar Leute waren, die früher ähnliche Probleme hatten.
Die waren alle mal in einer richtigen in Drogentherapie.
Heute haben fast alle Kinder und sind zwischen 30 und 40 Jahren alt.
Ich konnte auch mit ihnen darüber reden, Erfahrungen austauschen.
Das hat mir besonders bei meinem besten Kumpel sehr geholfen.
Das waren auf jedenfall glückliche Umstände.
Meine Eltern waren nicht brauchbar als Hilfe, haben völlig falsch reagiert.
Wobei das nicht unbedingt ihre schuld ist.
Zum Teil ist es einfach mangelnde Erfahrung damit und ein anderer großer Teil ist meiner Meinung nach ihr Bild über Drogen.
Unsere Drogenaufklärung ist keine Aufklärung sondern pure Abschreckung.
Heute hab ich ein super Verhältnis zu meinen Eltern, wir kommen öfters auf das Thema.
Es ist doch auch ein wichtiger Teil Meiner Jugend gewesen, ohne den ich heute nicht der wäre der ich bin.

 

[klimbim]

Für mich gibt es nicht direkt schwarz oder weiß. Solche Zirkel können sehr unterschiedlich sein.
Aus meiner Sicht ist ein kontrollierter Konsum sehr wohl möglich. Es ist eine Frage strenger Disziplin.
Schön reden will ich aber ausdrücklich nichts !

Glaube dass jeder Mensch anders auf Drogen reagiert und gerade die Ausprägung einer psychischen Abhängigkeit mit dem sozialen Umfeld zu tun hat. Halte es auch für möglich dass gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen Konsum fördern. Nur durch Passivität gibt es so oder so keine Veränderungen, das sollte jedem klar sein.
Ich war bei den letzen Wahlen sowieso erschrocken, über das allgemeine Desinteresse in Form geringer Wahlbeteiligung und manches Ergebniss.

Drogen gibt es in jeder Stadt, hatte aber manchmal das Gefühl, eine unterschiedliche Ausprägung, Art und Weise sowie des Auslebens vorzufinden.
Ein Kumpel erzählte er war in Nürnberg bei Karotte, sowieso erstmal was kennen dort, und der Club hat um 4.°° Uhr dicht gemacht. Ähnlich in London selbst der bekannte Club Fabric.
Je nach Club auch unterschiedlich.

Techno ist mich von Anfang an schon Jugendkultur gewesen und ich möchte auch nicht nur alleine feiern und tanzen. Finde auch es kann gerne mal über das Feiern hinaus gehen. Kannte viele Punks und da war immer noch ein gewaltiger Schuss Politik mit dabei. Zu strenge Hierachien mag ich auch nicht so, diese scheinen sich aber schnell verbreitet zu haben.
Kommerz habe ich eigentlich noch nicht so richtig gemocht, ist mir viel zu oberflächlich geworden.
Jeff Mills hat aber schon auch irgendwo recht, jedoch liegt es auch am Umfeld selbst, auf was man sich beziehen möchte, denke ich.

Einen Trend zu gesteigertem Drogenkonsum habe ich nicht so sehr festgestellt. Aber es scheinen GHB und Ketamin in den letzen 1-2 Jahren verstärkt dazu gekommen zu sein. Das finde ich wiederum dann doch krass.
Es ist eher weniger E, mehr Pep und Koks. So kommt es mir vor, was die harten Drogen betrifft.
Anderes scheint recht konstant. Mal so meine Beobachtungen dazu.

 

[BassTi]

Da ich erst sehr spät hier mitgelesen habe, von meiner Seite mal nur ein paar einzelne Kommentare zu Punkten, die mir aufgefallen sind:

Ein Bekannter von mir arbeitet im Innendienst der Polizei. Er bestätigte mir ebenfalls, dass noch nie soviele Drogenfälle waren, wie je zuvor (überwiegend eben die Lappalien, die dann wegen Geringfügigkeit wieder eingestellt werden oder wegen Wiederholungstat frisch wieder rausgekramt werden).

Mit den Zahlen bezieht der Bekannte sich vermutlich auf die polizeiliche Kriminalstatistik. Die erfasst alle Fälle, die von der Polizei zur Anzeige gebracht werden - eine reine Hellfeldstatistik also.
Dazu muss man wissen, dass Drogenkriminalität sogenannte "Hol-Kriminalität" oder auch Kontroll-Kriminalität ist. D.h. die meisten Fälle werden durch Kontrollen aufgedeckt.
Aus kriminologischer Sicht muss man daher bei solchen Delikten grundsätzlich immer die Frage stellen (d.h. interpretieren): Ist ein signifikanter Anstieg der bekannt gewordenen Fallzahlen wirklich auf einen realen Anstieg der Kriminalität in diesem Bereich (hier: Drogen) zurück zu führen (also Hellfeld und Dunkelfeld) oder werden durch Sensibilisierung der Öffentlichkeit/Politik/Polizei verstärkt Bekämpfungsmaßnahmen betrieben und es gelangen dadurch mehr Fälle vom Dunkelfeld ins Hellfeld?

EDIT:
Wobei der Trend bezogen auf synthetische Drogen und Cannabis wohl zutrifft, während Heroin/Kokain relativ konstant bleibend sind.

Für mich gibt es nicht direkt schwarz oder weiß. Solche Zirkel können sehr unterschiedlich sein.
Aus meiner Sicht ist ein kontrollierter Konsum sehr wohl möglich. Es ist eine Frage strenger Disziplin.
Schön reden will ich aber ausdrücklich nichts !

Das mag natürlich bei Einzelnen so sein, das Problem ist aber: Wer ist besonders anfällig für Drogen? In vielen Fällen genau die Leute, die eher weniger (selbst)diszipliniert und weniger charakterstark sind...

 

[Mando]

Mit den Zahlen bezieht der Bekannte sich vermutlich auf die polizeiliche Kriminalstatistik.

Er sitzt direkt in der zentralen Erfassungsstelle, näher möcht ich nicht drauf eingehen

(und ebenfalls nein, er kann da nichts manipulieren oder unter den Tisch fallen lassen, da jeder Fall, der gelöscht oder geändert wird, ebenso erfasst wird und der Mitarbeiter einen Grund dazu schreiben muss bzw. bei Unklarheit dieser Mitarbeiter sich rechtfertigen muss)

Wegen der Dunkelziffer (bei Kleindelikten): die ist hochgerechnet 10 mal höher, als die erfassenden Fälle.

während Heroin/Kokain relativ konstant bleibend sind.

Stimmt leider nicht, da man festgestellt hat (siehe diverse TV Sendungen und Reportagen, Magazine etc.), dass inzwischen jede Banknote mit den höchsten Werten von Kokainspuren belastet ist, als je zuvor.

Ebenso stellte man durch diese Werte fest, dass die Dunkelziffer einen zigfachen Faktor ausmacht, als man je vermutet hat.

Wer ist besonders anfällig für Drogen? In vielen Fällen genau die Leute, die eher weniger (selbst)diszipliniert und weniger charakterstark sind...

Einige Manager und Leute in den höheren Firmenbereichen müssen charakterstark und diszipliniert sein, nehmen aber trotz dieser "Stärke" durch den alltäglichen Druck, der auf sie lastet, entsprechende Aufputscher, Beta-Blocker, Koks etc.

In der Showbiz Branche ist es der Ausgleich des Erfolgsdruckes von den Künstlern, die im Koks vermutlich ihren Trost suchen.

Eine Sucht kann jeden Menschen betreffen, unabhängig von seinem Charakter. Es kommt meist immer darauf an, in welcher Situation der Mensch lebt.

Im Falle all dieser Geschäftsleute ist es der berufliche "Druck", der auf sie so stark lastet und einige davon in diese Miesere zieht.

Im restlichen Falle, ist es der Wunsch nach einer "heilen Welt" und eben die Flucht vor den "Alltagsproblemen", die mit diversen Glücksmachern unterstützt werden. Die Folgen werden anscheinend alle in Kauf genommen bzw. wollen nicht gesehen werden.

Aber das fängt ja bereits beim Alkohol an, wieviele Leute sich wöchentlich die Birne wegsaufen (und Alkohol immer noch als gesellschaftliches Genußmittel angesehen wird).

Ich kanns nur vermuten, dass eine Wirtschafts- und Politiklage im Lande dafür verantwortlich ist, dass die Bürger in eine heile Welt flüchten wollen und dafür Auswege suchen.

Je besser es einem Land und seiner Gesellschaft geht, desto mehr zufrieden werden natürlich die Bürger sein. Zufriedenheit löst keinen Wunsch nach Auswegen aus.

Letztendlich steckt ja hinter jeden Drogenkonsum auch ein Problem, das von der jeweiligen Person als "Lösung" für diverse Momente konsumiert wird.
(im Falle Partypeople ist es eben der programmierte Knopfdruck aufs "gut drauf sein")