DJ-Dasein und Politik

[oetZi]

Hey Ho liebes Deejayforum und liebe DJ-Kollegen,

momentan schwirrt mir immer öfter der Zusammenhang zwischen dem DJ-Dasein und der allgemeinen Politik im Kopf rum.
Das soll nicht heißen das beides zusammenhängt, aber ob man als DJ - der ja hauptsächlich zur Unterhaltung da ist - auch eine klare politische Position einnehmen darf, und/oder sollte?

Viele heutige Themen, wie z.B. PEGIDA ("Lügenpresse"), Ukraine-Krise oder der islamistische Terror werden brandheiß diskutiert, aber sollte man dazu öffentlich Stellung beziehen als DJ?

Ich selber sehe mich als sehr politischen, aufgeklärten und gut informierten Menschen, der seine Meinung auch gerne teilen möchte, aber wäre dafür eine DJ-Seite z.B. bei Facebook der richtige Platz? Sollte man seine "Fanbase" (als reines Beispiel) zum Protest gegen PEGIDA ermutigen?

Oder seid ihr der Meinung das wirklich strikt zu trennen? Frei nach dem Motto: Arbeit ist Arbeit, und Schnaps ist Schnaps.

Ich hoffe der eigentliche Kern der Aussage ist rüber gekommen. Ich möchte hier auch nicht auf die oben erwähnten Themen direkt ansprechen, sie dienten mehr als aktuelle Beispiele.

Freue mich schon auf Antworten .

 

[komodowaran]

Ich Trenne es. Strickt !

Denn ich möchte meine Meinung nicht anderen aufdrücken. Klar das darf man, und es hat ja auch nicht immer was mit aufdrücke zu tuen. Aber

Ich habe schon mitbekommen wie Leuten der Gig abgesagt wurde weil sie eine Politische Meinung zu stark Äußern.
Wenn ich eine Zene auflege oder der Kreis der Leute die zb. links/grün/ökonom sind, dann sollte ich micht vll nicht auf dei Seite von Atom kraft schlagen. Im ersten Moment interessiert es keinen wie du wirklich dazu steht, man sieht nur das äußerliche bild.

Auch kann es allg. gefasst sein. manchen leuten passt die Meinung von anderen eben nicht. Jeder denkt anderes und vertritt eben auch andere Meinungen.

Daher würde ich sehr Neutral handeln.

 

[ads disco kid]

Wiso nicht als ich noch aktive war hab ich auch über meine Fanpage, meine Einstellung zu Themen geben.
Ich hab nichts zu verheimlichen und kann zu meiner Meinung stehen.
Ich hasse Nazis und das kann jeder wissen. Warum auch nicht und wenn ich mir was gegen den Strich geht hab ich das auch veröffentlich.
Erstens bestimmte Sachen sind mir zu wichtig das ich dieses auch meine " fans " mitteilen will. Und wenns jemand stört kann er ja wech bleiben, für solche Leute spielen hab ich eh keinen Bock. Aber komm ja auch aus der Goa alternative Houseszene.
Und da gehört das zum guten Ton zu sagen was einen gegen den Strich geht.

 

[Gammagoblin]

Wenn ein Gig abgesagt wird, aufgrund der politischen einstellung des Künstlers, stellt sich die Frage ob man nicht sowieso lieber dieser veranstaltung fern bleibt. Natürlich ist jede Form der Lohnarbeit bis zu einem gewissen Masse Prostitution, teils mehr, teils weniger, aber wenn man nicht gerade das Konto in den roten Zahlen hat und nen leeren Kühlschrank kann man sich ja auch Leisten sich für mal nicht für die Kohle zu bücken, sonder zu seiner Meinung zu stehen.
Und ich würd als Veranstalter keine Leute buchen welche eine in meiner Sicht nicht vertretbare politische/soziale/ethische Einstellung pflegen. Dies hat in erster Linie mit meinen eigenen Werten zu tun, kann aber auch aus Wirtschaftlicher Sicht sinvoll sein. Mit so ner Aktion kann man ja auch seinen ruf bei der Kundschaft ramponieren. So ala "Haste gewusst Club XY wird jetzt zu ner Rechtsrock-Kneipe, da hat letztens ein DJ aus der rechten Szene gespielt."

 

[oetZi]

Der größte Teil in mir spricht auch für politische Statements, da ich selber auch keine extremen Meinungen vertrete, halte ich dies auch für relativ unbedenklich.
Allerdings möchte ich auch den Spaß den ich als DJ durch 'meine' Musik vermitteln will, nicht zu sehr durch ernste Themen "belasten". Deswegen gibt's bei mir noch diesen gewissen Zwiespalt.

Ich habe weniger "Angst" Leute zu vergraulen die solch extreme Ansichten vertreten - die würden mir in meiner "Anhängerschaft" so oder so nicht fehlen - als mehr das es schlichtweg nicht passt, oder unpassend rüber kommt.

 

[wizzzo]

Sagen wir es so, wenn Artists die ich bei FB like, ständig inen Zeug posten, dass überhaupt nix mit ihrer Mukke zu tun hat, dann entlike ich die ganz schnell.

 

[oetZi]

Sagen wir es so, wenn Artists die ich bei FB like, ständig inen Zeug posten, dass überhaupt nix mit ihrer Mukke zu tun hat, dann entlike ich die ganz schnell.

Das kann ich gut verstehen, würde ich wahrscheinlich nicht anders machen. Ich würde es auch sicherlich so nicht machen. Mir waren im letzten Jahr zwei bis drei Themen so wichtig, als das ich sie für "erwähnenswert" gehalten habe, habs dann aber wegen dieser Zweifel gelassen.

Aber wäre so was denn schon zu viel? Mir würde es auch mehr um gewisse Denkanstöße gehen als um Überzeugung.

 

[Tobi Agudo]

Kann man machen, muss man aber nicht. Ich bin auch politisch interessiert und teile gerne meine Meinung. Nur teile ich sie lieber dort, wo sie meines Erachtens auch etwas bewirkt und das ist meiner Meninung nach sicherlich nicht auf facebook.

Ich rede mit guten Freunden und Bekannten, diskutiere mit Familienangehörigen und meiner Freundin. Dort gehört die Diskussion hin, dort kann sie wirken und dort können Leute mir auch sagen, wenn sie anders denken.

Wenn ich mich durch mein DJing für die Gesellschaft einsetzen will, dann geh ich halt ins örtliche Jugendhaus und geb den (Imigrations-)Kids dort kostenlos Einblick in mein Feld. Dann organisier ich eben mit meinen Freunden und bekannten DJs eine Benefiz-Party und spende den Erlös an Flüchtlinge, anstatt den 1000. Link gegen Pegida bei facebook zu posten oder "likes für Afrika" Quatsch zu teilen. So gut die Intention dahinter auch sein mag, es bringt doch nichts. Jemand, der eine rechte Grundeinstellung und/oder einen begrenzten Horizont hat, der wird durch keinen Social Media Post erleuchtet.
Wenn ich die Seite eines DJs like, dann möchte ich seiner Musik folgen, über (lokale) Partys und Trends informiert werden. Ich möchte einen Blick hinter die Kulissen bekommen und mir vielleicht auch Inspiration holen. Wenn dieser Künstler mal einen politischen Post bringt, dann ist das halt so.
Wenn der DJ jetzt aber Xavier-Naidoo-mäßig versucht, mich auf Basis seiner meist mäßigen Informationsgrundlage vollzulabern und von irgendetwas spricht, über das er sich vielleicht (mMn) auch nur öberflächlich informiert hat, dann ist mein Interesse an diesem Künstler und seiner Musik schneller wieder vorbei, als es begonnen hat.
Also, man kann politisch aktiv sein, dann aber doch bitte lieber etwas Sinnvolles machen, anstatt nur zu labern. Das machen die Politiker selbst schon häufig genug.