schwierige frage
ich würde sagen: es zählt was beim publikum ankommt.
wenn ich als gast (egal ob selbst rauschig oder stocknüchtern) das gefühl habe, dass auf der prioritätenliste des dj an erster stelle das betrinken/feiern mit seinen groupies die auf der bühne oder backstage herumhampeln steht, dann fühle ich mich verarsht.
wenn ich das gefühl habe, dass der kerl eine gute zeit hat WEIL er einem interessierten publikum seinen (einigermaßen fehlerfreien, hauptsache nicht uninspiriert beshissenen) sound und die freude an seiner arbeit vermitteln kann, dann ist mir egal ob er die augen schon schließen muss weil er sonst auf die decks reiert.
beste positive beispiele vom springfestival: marky & stamina mc (die beiden haben sich nicht mehr gespürt, die technik und der spaßfaktor für die zuseher war aber enorm), wighnomy brothers (vodka statt wasser, 2h lang, geniales set mit teilweise übermütig aufgedrehtem bass aber von der arbeitsunfähigkeit waren sie weeeeeeit entfernt)
negative beispiele: im inland bekannte djs auf diversen vice-parties, die in erster linie ihre "publikum? soll doch sheißen gehen. ich bin hier der oberchecker sonst wär ich wohl nicht gebucht worden"-haltung raushängen lassen haben.
wenn ich so drüber nachdenke fällt mir auf, dass internationale profis den richtigen mix, der für sie UND das publikum funktioniert, gefunden haben. stadtbekannte residents und leute, die sich landesweit einen namen gemacht haben, neigen eher zum trügerischen gefühl der unfehlbarkeit. weil in ihrer beschränkten arshkriecherszene sind sie schließlich wer, auch wenn sie international nix reißen und produzieren ein fremdwort ist.
ps: die vergleiche mit bürojobs und bauarbeitern sind ein wenig fehl am platz. ich arbeite seit jahren im sommer als bierlieferant für die brauerei, und dort waren bis vor einigen jahren am nachmittag die meisten leute fett. trotzdem konnten sie ihre arbeit machen. manchmal nicht 100% fehlerfrei, aber jedenfalls über dem niveau von angeheiterten djs. trotzdem gibts aus versicherungsgründen mittlerweile ein striktes alkoholverbot. bei djs sind die kosten, die durch den rausch entstehen, nicht ganz abzuschätzen, weil es könnte ja auch einfach nur ein allgemein "schlechter abend" der grund dafür sein, dass das publikum wenig trinkt und den club schon früh verlässt... ob das der wahrheit entspricht steht auf einem anderen blatt.
