Ich werd jetzt erstmal nen Schnupperkurs in Sachen Keyboard machen. Nachdem ich jetzt nochmal ne Nacht drüber geschlafen habe bin ich zu dem Punkt gekommen das Klavier lernen wahrscheinlich schon bisschen arg übertrieben ist.
Gruß Alex
Irgendwie versteh ich offen gestanden Deine Denkweise absolut nicht...
Anscheinend bist Du der Meinung, Keyboard spielen und Klavier spielen seien zwei vollkommen gegensätzliche Dinge...
Erstmal vorneweg: wenn es Dir nur darum geht, auf der Tastatur bzw. Klaviatur (auf Englisch: Keyboard
, schon mal als ersten Hinweis) spielen zu können (im Sinne von: flüssig spielend die richtigen Tasten zu treffen) ist es erstmal Jacke wie Hose, welches von beiden Du Dir aussuchst, da das bei beiden ziemlich identisch ist.
Nun zu den unterschieden:
Ein Klavier ist ein mechanisches Instrument, bei dem auf Tastendruck ein kleiner Hammer eine Saite anschlägt und somit einen Klang erzeugt. Je nachdem, wie fest die Taste gedrückt wird wird somit auch die Saite unterschiedlich schnell und fest angeschlagen, wodurch sich unterschiedliche Attack-Zeiten (Einschwingphasen) und Lautstärken erreichen lassen, was dem Spiel (so man es beherrscht) deutlich mehr Ausdruck verleihen kann. Dieses Verhalten nennt sich Anschlagdynamik. Daneben verfügen Klaviere noch über zwei Pedale (Dämpfung und Sustain), mit denen sich das Ausklangverhalten beeinflussen lässt.
Ein Keyboard ist ein elektronisches Instrument (bzw. streng genommen auch nur der englische Ausdruck für die Klaviatur). Da hier die mechanische Komponente fehlt muss die Anschlagdynamik elektronisch emuliert werden. Hierbei dürften sich vermutlich deutliche Qualitätsunterschiede finden, die eventuell Einfluss auf das Spiel haben. Keyboards mit gewichteten Tasten bzw. Hammermechanik sollen dabei das Spielgeführ klassischer Klaviere nachahmen, sind aber aufgrund der aufwändigeren Technik deutlich teurer.
Wenn es Dir also um das ausdrucksstarke Spielen geht ist für Dich, mit Blick auf die Zukunft, zu Beginn ist es wohl egal, wohl ein Midi-Keyboard mit hochwertiger Klaviatur, mit dem Du dann die Synthesizer (Soft- oder Hardware) ansteuerst, das Beste. Die Qualität der in den meisten Synthesizern verbauten Klaviatur dürftest Du damit wohl übertreffen.
Nun zum musikalischen:
Wenn es Dir nicht nur ums rein mechanische Spielen geht, sondern Du auch Dein musikalisches Wissen rund um Tonarten, Tonleitern, etc. fürs Komponieren erweitern willst bist Du vielleicht bei einem Klavierlehrer mit klassicher Ausbildung (oder auch bei einem Jazz-Pianisten) besser aufgehoben als bei Keyboard-Kalle, der sonst auf 60ten Geburtstagen schmissige Versionen von Evergreens (inkl. Beleitautomatik) zum Besten gibt.
Und nur, um Dich vor Enttäuschungen zu bewahren: alleine schon die rein mechanische Beherrschung des Instruments (flüssiges Spielen, wobei beide Hände unabhängig voneinander arbeiten) braucht einiges an Zeit. Das Instrument letztlich so gut zu beherrschen, dass es nicht nur hölzern hingeklopft klingt sondern musikalisch und ausdrucksstark, nimmt noch mal einige Zeit in Anspruch.
Nachdem Du wohl keine komplexen Klavier-Sonaten spielen willst musst Du zwar wohl nicht ein paar Jahre ans Konservatorium, aber erwarte nicht, dass es von heute auf morgen geht.
Von daher verstehe ich auch nicht, inwieweit es "übertrieben" sein soll, Klavier zu lernen. Die Grundlagen sind erstmal nicht so verschieden, und bis Du die drauf hast dauert's eben eine Zeit, egal welches von beiden Du nimmst.
