KGD Geschädigte oder wie war das so im Osten?

Whilo

Hinternhinterhergucker
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Na dann frag ma Sonic :D

Dieser Thread richtet sich an die alte Männer / Frauen Fraktion bzw. an Interessierte wie es "damals" war. ;)

Zur Erklärung was es mit den KGD (nicht KGB) auf sich hat.

KGD = Konzert- und Gastspiel Direktion der DDR

Zitat: "Konzert- und Gastspieldirektion (KGD) - so hieß die staatliche Künstleragentur der DDR, die in mancher Hinsicht über Wohl und Wehe auch der ostdeutschen Rockbands entschied. Die Agentur (mit Monopolstellung) organisierte über ihre Vertretungen in den Bezirken praktisch sämtliche offiziellen Tour- neen und Auftritte - und sie besaß erhebliche Macht, weil in ihren Aufgabenbereich Zulas- sung und Einstufung der Bands fielen. Wer wie viel verdienen durfte, hing freilich im- mer nur bedingt von Richtlinien und Launen der KGD-Bürokraten ab: Mitzureden hatten gegebenenfalls Funktionäre des DDR-Minis- teriums für Kultur ebenso wie lokale Partei- instanzen oder, natürlich, die Staatssicher- heit. Weit über die eigentliche Agenturarbeit hinaus war es Aufgabe der KGD, staatliche Kontrollvorgaben umzusetzen: etwa die je- weils genau festgelegte Proportion von "Ost- musik" und "Westmusik" auf Tanzveranstal- tungen. Mit ihrem eigenen Doppelcharakter als Organisations-Apparat und "Erziehungs"- Institution, welche auch noch maßgeblichen Einfluss auf die materiellen Lebensumstände der Künstler hatte, war die KGD ein typi- sches DDR-Phänomen."
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, berichtet doch mal...

Du hast geschrieben ihr musstet das Anmelden, und dann wurdet ihr eingestuft?

Wie darf man das verstehen? Einstufung?

Parteitreuer DJ - spielt nur gute Ostdeutsche, politisch reine Musik

Zulassungsfähiger DJ - spielt 30% Westmukke

Staatsfeind Nr. 1 - Spielt politisch unpassende/gefährliche Mukke, und darf net auftreten


...oder wie???

Und du hast was von Quoten gesprochen (soundsoviel DDR Mukke, soundsoviel internationales...)... Wurde das auch kontrolliert?

Was war wenn man ohne diesen Schein einen Gig hatte?

Und wurden die Playlisten zensiert? Gabs ne Auflistung, was nicht öffentlich gespielt werden durfte?

Sorry, ich interessier mich wirklich für sowas ^^
 
Und du hast was von Quoten gesprochen (soundsoviel DDR Mukke, soundsoviel internationales...)... Wurde das auch kontrolliert?

Also erstmal zur Einstufung.
In der damaligen DDR durftest du nicht ohne die Genehmigung der KGD öffentlich künstlerisch Tätig sein. Dazu bedarf es einer "Genehmigung".
Dazu ging man zur KGD und schiderte sein Vorhaben. Die KGD gab dir einen "Gig" (damals Mucke) für das Vorspielen deines Programms vor einer Kommission in einer Diskothek.
Diese Kommission saß tatsächlich den halben Abend da am Tisch und haben sich Notizen gemacht zu a) was für Musik du spielst b) ob du die Quote 70% Ostmusik und 30% internationale Musik einhälst und c) deine Programmführung.

Wenn die Kommission "gewillt" war (tatsächlich entschied sie hier teilweise danach ob ihnen deine Nase passt) bekamst du die "Pappe". Voraussetzung waren natürlich keine "Vorfälle" wie mal erzählte Honecker-Witze oder das man "zweifelhaften Umgang" hat.

//-- Erzähle gleich weiter Frau ist vom Kurzurlaub wieder gekommen .. erstma begrüßen :D --//
 
Hallo auch von mir hier,

ich bin ja gebürtiger (Ost)-Berliner und ich hab es so erlebt, dass 40% Westmusik wie Rolling Stones oder Udo Lindenberg gespielt werden durften und 60% der gespielten Musik musste ausm Osten sein, also Silly, Karat, City, Stern Meißen usw.

Wie war es bei euch?
 
so schlimm das damals auch alles war, muss ich gerade schmunzeln, wenn ich dran denke, wie es wäre, wenn jeder dj erst geprüft würde. da bliebe uns einiges erspart :D
 
// -- So weiter gehts :)

So das hieß dann erstmal, man hatte die Qualifikation für einen Disko-Techniker mehr erstmal nicht.
Dies berechtigte dich, mit einem "echten" SPU (Schallplattenunterhalter) mit zu ziehen und gegebenenfalls selber Musik ab zu spielen.

Um aber selber als alleinspielender SPU eingestuft werden zu können, mußte man einen Lehrgang besuchen/machen (hab den nie gemacht .. kann also nichts genaueres dazu sagen)

Bei der Einstufung gab es verschiedene Einstufungsgruppen.
A - Amateur (Grundeinstufung) // bekam man zum Anfang immer
B - Amateur nach zwei Jahren
C - Amateur nach weiteren zwei Jahren
D - Profi // hier also Berufs-DJ (wurde aber sehr selten ausgestellt)


Das erstmal im Überblick zur Einstufung

Wurde das auch kontrolliert?

Ja wurde sporadisch. War aber weniger wild, da man die Pappenheimer kannte. War so einer aufgelaufen, hat man eben mal seine 20% Quote runtergeleiert :D. Danach ging es volle Kanne mit Ostrock weiter (bis er den Saal verlassen hatte ;))
 
so schlimm das damals auch alles war, muss ich gerade schmunzeln, wenn ich dran denke, wie es wäre, wenn jeder dj erst geprüft würde. da bliebe uns einiges erspart :D

Du wirst lachen .. in gewisser Hinsicht (mal das politische Drumherum bei Seite) fand ich das garnicht mal sooo schlecht. ;) Wenn man es beim ersten Mal Einstufen nicht gepackt hatte ... ok.. ein Jahr weiter üben und neu anmelden. :)

@Topotec
Hmm .. möglich das es auch 60-40 war ... ich habe eh nur 100% gegeben :D
 
Der Vater einer Freundin von mir war einer dieser Profis... Davon gabs in der Tat nicht allzu viele... :)
 
Schreib mal weiter im dem Thread!

Gabs auch Musik die verboten war, also die nicht gespielt werden durfte? Also jetzt nicht rechtsrock oder so, aber so Zeug wo du wirklich schiss haben musstest von der Stasi ins Fadenkreutz genommen zu werden? Ich denk da an amerikanisch westlichen Rock usw...?

Wurde sowas dann unter der Hand trotzdem gespielt?

Diese Einstufungen, was hatten die dann wirklich auszusagen? Also wenn man dann offiziell Schallplattenunterhalter war?

Was is passiert wenn man ohne Schein ne Party geschmissen hat? Wie heute bei uns ne Party mit kopierter Mukke ohne Gema anmeldung?

Mit welchem Equipment wurde überhaupt gelegt? Ich bin da wirklich etwas Fremd, und hab da wahrscheinlich viel zu sehr wetspropagandierte Vorstellungen, aber Technics werdet ihr nicht gehabt haben oder?
 
Die Quote hat sich nicht wirklich ausgewirkt. Gespielt wurde (bei uns) was der RIAS hergab, zu meiner Zeit vorzugsweise Italodisko. Gab auch gerne ne Runde mit Neil Young und Lindenberg oder härter noch Accept und Scorpions. Wenn ich daran denke ... :)
Plattenspieler war auch eher selten, anfangs wurde auf Tesla-Tonbänder und Co gesetzt (mein Vater war so einer), später größtenteils aufs Tapedeck.
Die gespielten Titel wurden, wenn ich mich recht entsinne, auf eine (AWA?) Liste vermerkt. Platten zu bekommen war sehr schwierig, 1XX Mark pro LP, über 1000 Ecken, Amiga hat nur selten verwendbare Sachen in Lizenz (Quartett Serie :)) veröffentlicht, das war dann aber auch Bückware bzw. gab es gar ne Art Abo dafür. Pl, Cz, Hu waren da schon offener ... aber, wie gesagt, zumindest in meiner Gegend waren die "Schlager der Woche" der Quell aus dem geschöpft wurde. Im Tal der Ahnungslosen musste man sogar damit leben, dass es auf der Aufnahme Störgeräusche gab (war wetterabhängig) .. da musste man sich bei der Wiedergabe an der Stelle was einfallen lassen.
Die ersten "Hip Hoper" wurden auch als künstlerisches Kollektiv eingestuft ... die tingelten dann Mitte/Ende der Achziger selbst bis in den Palast der Republik und die haben wohl auch gut Kohle gemacht. Schwerpunkt war da aber Breakdance, nicht DJing. Und VNNAs Heimat war glaube sogar eine der ersten Hochburgen des ostdeutschen Hip Hop.
 
Zuletzt bearbeitet:
Na klar gab es zensierte Musik. Nehmen wir einfach mal "Sonderzug nach Pankow" oder halt Musik von "Flüchtlingen" / "Ausgewiesenen (z.B. Nina Hagen).
Unter der Hand spielen konnte man sowas nur, wenn der Diskothekenbesitzer (die Diskotheken waren ja damals in der Hand der Kulturgesellschaft der DDR - hier also in Verbindung mit der KGD) nicht so Staats-konform war ;)

Ne private Party in irgendeinem Kulturhaus, war nicht drin (Kulturhäuser = staatlich). Ne Privatparty aufn Hof oder im Keller mit 5-6 Mann war ok. Wobei man sagen mußte, hier wurde dann eventl. nur mit ein paar kleinen RFT Heimlautsprecher beschallt. "Gutes" Equipment war in der DDR kaum bezahlbar.
Nehmen wir einfach mal ein Shure-Standard-Kabelmicro welches heute event. so um die 100Euro kostet. Für sowas hatte man damals locker 2-3000 Ostmark gelassen.
"Aufgelegt" wurde hauptsächlich mit Kassettendecks (Sony und Akai waren hier die Favoriten). Besorgt wurde sich sowas unter der Hand .. natürlich auch zu "Sonderpreisen" :)
Witzig ist, man hatte einen Großteil der Musik damal aus dem Radio aufgenommen und in Diskotheken abgespielt. Ich z.B. hatte eine sehr gute Bekannte damals im Intershop (Westware gegen Westgeld). Der habe ich immer leere Kassetten mitgegeben, und sie hatte mir dann die neuesten Platten direkt im Shop überspielt. Ansonsten musste man gute Beziehungen zu Leuten haben, die von der Westverwandschaft Platten oder Kassetten mitgebracht bekommen haben.

Die Einstufung sagte eigentlich nur aus, dass man offiziell Spielen und Geld verlangen durfte (Gruppe A etwa 4-5 Mark die Stunde als Techniker bzw. 5-6 Mark die Stunde als SPU).
So mal schwarz in einer Diskothek spielen war nicht ... die "Kulturhäuser" mußten ja immer mit der KGD abrechnen, bzw. Bericht über die Veranstaltungen und Programm abgeben. Somit mußte man natürlich auch angeben, welcher SPU da gespielt hatte. Aber eigentlich wurden deine Gigs ja zum größten Teil sowieso von der KGD vorgegeben (heute würde man das eventl. als sozialistische Booking-Agentur beschreiben :D)
Als DJ zählte hier Westbeziehungen für Material und Equipment ganz stark.
Ich weiß noch, wir hatten damal "Zeck"-Chassis (Gehäuse wurden selber gebaut) und "Peavey"-Endstufen für ein Heidengeld gekauft. Equipment wurde immer vom DJ mitgebracht .. Resident-Wirtschaft gab es nicht. :p

//PS: Meine erste Zusammenkunft mit Electro bestand damals aus:
Kraftwerk
Yello
Fun Fun (z.B. mit "Station" .. kennts noch jemand :D)
 
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Und VNNAs Heimat war glaube sogar eine der ersten Hochburgen des ostdeutschen Hip Hop.

Und wenn man es genau nimmt, bin ich immernoch amtierender DDR-Breakdance-Meister. (Da wir die letzte gewonnen haben und nach uns keine mehr kam)
Ich scanne ma ein altes Foto :D
Ach ja..fals jemand den Film "Here we come" gesehen hat, da waren wir mit im Film ..hihi :D
 
So da isses: :D

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Big Basti & Family bzw. wir als "Anystar"

Wir waren damals als "Anystar" einer der ersten R&B / Hip Hop Formationen in der DDR die auch live gesungen und "gerapt" haben. Das ganze lief in Halbplayback. Hier also Instrumentals von Band und Gesang bzw. Einspielung von Keys live. War ne geile Zeit.

Auf meiner Einstufung stand übrigens nicht "Breakdance" sondern getanzte Pantomime :rolleyes::D

Paralell hatten wir auch die Formation "Furious Eight" als reine Breakdance-Crew :D
 
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Fun Fun (z.B. mit "Station" .. kennts noch jemand :D)

Happy Station ... da hab ich versucht meine erste Maxi zusammenzuschneiden mit meinem Jugendweihe BRG MK27 und nem Aiwa Rekorder.

@vnna: Ganz groß! :) "Here we come" kommt die Tage im ZDF. Unbedingt anschauen, wenn Interesse an sowas ist ... Beat Street und die Folgen in der DDR.
 
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So da isses: :D

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Big Basti & Family bzw. wir als "Anystar"

Wir waren damals als "Anystar" einer der ersten R&B / Hip Hop Formationen in der DDR die auch live gesungen und "gerapt" haben. Das ganze lief in Halbplayback. Hier also Instrumentals von Band und Gesang bzw. Einspielung von Keys live. War ne geile Zeit.

Auf meiner Einstufung stand übrigens nicht "Breakdance" sondern getanzte Pantomime :rolleyes::D

Paralell hatten wir auch die Formation "Furious Eight" als reine Breakdance-Crew :D

RESTEPC! :eek: :D
 
"Here we come" kommt die Tage im ZDF. Unbedingt anschauen, wenn Interesse an sowas ist ... Beat Street und die Folgen in der DDR.

Und zwar nächsten Montag, 20. Oktober 2008 um 0:00 Uhr :) Schon einprogrammiert...

Insgesamt sehr schön ein bisschen Retrospektive zu lesen, was soll ich bloß in zwanzig Jahren erzählen? »Ähm ja wir stritten uns über Vinyl-, CD- und Laptopdjs«? Gibts heutzutage noch »Revolutionäres« bis auf den ein oder anderen neuen Klang?
 
wow vnna, ich bin beindruckt, der amtierende Meister in tanzender Pantomime - das kommt doch an! :p

Aber mal ernst: dass die damals das musikalische/kulturelle Leben so ersticken mussten mit ihrer grauen Lachhaftigkeit, das war doch nur peinlich und sie haben dem Sozialismus damit wirklich keinen Gefallen getan.
 
wow vnna, ich bin beindruckt, der amtierende Meister in tanzender Pantomime - das kommt doch an! :p

Aber mal ernst: dass die damals das musikalische/kulturelle Leben so ersticken mussten mit ihrer grauen Lachhaftigkeit, das war doch nur peinlich und sie haben dem Sozialismus damit wirklich keinen Gefallen getan.

Also, da muss ich aber sagen, das ich und alle, die ich damals kannte, das nicht so schlimm gesehen haben.
Wenn ein Blinder die bunte Blume noch nie gesehen hat, weil er seit Geburt blind ist, wird er sich höchstwahrscheinlich auch nie darüber ärgern, dass er sie nicht sehen kann:D!!!

So wars doch eigentlich auch bei uns um Osten. Man hat sich eben arangiert mit den Sachen, die man hatte und zu der 60/40 -Quote nochmal: In den Achtzigern ging ja diese ganz krasse Reglementierung schon sehr zurück, das konnte man schonmal den ganzen Abend im Kulturhaus Westmusik spielen, wenns nich grad den ganzen Abend Nina Hagen oder sowas war.

@Anselm: Du wirst genauso viel zu erzählen haben später wie alle heute oder vor 20 Jahren auch. Es gibt immer mal was speziell revolutionäres, aber Du wirst genug Gesprächsstoff haben. Vor 30 Jahren haben die Leute sich auch gefragt, was sie später mal erzählen können, früher wars doch viel spannender mit Krieg, Mauerbau und so.
Aber es gibt eben immer was, auch Musiktechnisch, auch wenn mans jetzt gard nicht so interessant sieht.


In diesem Sinne........
 
vnna: ich brech zusammen. saugeiles foto und geschichte ;).
 

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