Clubszene in der Schweiz (Interview mit DJ Le Noir)

[jamiie]

In der schweizer Clubbinglandschaft tut sich zurzeit so einiges. Neue Partylabels schiessen wie Pilze aus dem Boden und nie zuvor spielten so viele Internationale Topacts an den verschiedensten Partys. Es scheint als sei eine Sättigung erreicht. Wie weiter?

Wir konnten uns mit einer Person unterhalten, welche trotz seines noch jungen alters schon lange aktiv dabei ist und für uns einen kritischen Einblick in die aktuelle Clubszene gibt.
(o-ton interview)


Le Noir, was hast Du letztes Weekend erlebt?
Am Freitag war ich in Deutschland im Dome (Lindau), es war mega, wirklich super! Die Leute haben toll mitgemacht. Ich habe auch relativ lange gespielt, fast 4 stunden! Es war wirklich cool! Und am Samstag war ich im Lotus in Zürich… es war ok *smile*.

Wie siehst du die allgemeine Clubsituation in der Schweiz heute?
Es hat eigentlich einen coolen Wind gegeben mit der Wiederbelebung vom Club Q, an dem wir (a.d.R. be together) sicher auch einen grossen Teil dazu beigetragen haben. Dadurch hat sich das allgemeine Musikverständnis sicher um einiges verbessert…. ähm… d.h. die Leute sind eher bereit anspruchsvollere Musik zu hören als es auch schon der Fall war. Aber es gibt natürlich immer noch viele Sachen, welche es mir speziell als Dj nicht gerade einfach machen….ähm… nicht um erfolgreich zu sein, da ich das ja mittlerweile bin… aber einfach zufrieden zu sein mit der grundlegenden musikalischen Situation.

Wie siehst du dann die Entwicklung für die Zukunft? Werden die Leute immer mehr anspruchsvollere Musik hören und somit die eher kommerzielleren Partys vernachlässigen?
Ich glaub die Frage die man sich stellen sollte ist nicht anspruchsvolle Musik vs. kommerzielle Partys! Die grundlegende Frage ist diejenige nach der Information! Auch kommerzielle Partys können gut sein wenn die Qualität der Musik stimmt! Von null auf hundert geht nichts. Es hat eigentlich immer alles mit Information und Aufklärung zu tun. Wenn die Partypeople, wie z.B. in England, Italien und Deutschland, Magazine haben in denen sie sich über elektronische Musik informieren können und so auch sehen von wo die Musik kommt, das musikalische Grundwissen ergänzen können ….ähm… dann wird die „kompliziertere“ E-Musik logischerweise auch eher angenommen. In der Schweiz fehlen schlichtweg Dancemagazine, es fehlen Dance-Radioshows, auch im Fernsehen gibt es nicht. Wir haben eigentlich nirgends irgendwelche Informationspools, mit welchen die neue Generation sich identifizieren oder auch auseinander setzen kann. Und so lange es so etwas nicht gibt, wird die Situation immer gleich bleiben.

D.h. die Leute können gar nicht zwischen Kommerz und Clubsound unterscheiden?
Ja, grundlegend können sie es nicht differenzieren! Ich z.B. werde verglichen mit Dj’s die in meinen Augen völlig etwas anderes machen als ich. Es ist einfach nicht zu vergleichen, es sind 2 verschiedene Paar Schuhe! In Riccone z.B. spielt im Club Claudio Coccoluto und Ralf, in der Disco Albertino und Gigi d’Agostino... und dort wissen sie ganz genau: wie unterscheiden zwischen Clubsound und Dancemusic!!! In der Schweiz wird einfach alles in den gleichen Topf geschmissen! Dementsprechend haben die Leute ja auch gar keine Möglichkeit zu unterscheiden!

Warum spielst du dann auch so kommerziellen Veranstaltungen wie Antoine oder Sir Colin?
*gröhl*… ein bekannter Clubbesitzer aus Zürich hat mir letzthin genau die Selbe frage gestellt!
Ich spiele keine plastifizierte *******e, keinen billigen Schrott welchen ich noch in der Hinterhand habe wenn ich merke, shit, wenn ich jetzt keinen billigen Hit spiele, kann ich die Leute nicht mehr unterhalten... das mache ich einfach nicht! Weil ich möchte den Leuten meine Art von Musik näher bringen. Und das geht nicht, wenn ich mich jedes Mal dem jeweiligem Publikum anpasse. Es ist doch schön wenn jemand der sonst eher Dancefloormusic gekauft hat, auch andere Musik cool findet weil er langsam darauf hin geführt wurde. Das ist doch dann auch für jeden anderen absoluten Undergroundkünstler von Vorteil, wenn ein breiteres Publikum beginnt seine Musik zu schätzen. An allen Events an denen ich spiele, versuche ich die Partygänger auf eine Reise mitzunehmen. Und dies ohne Kompromisse! Ausserdem, wie will man mit anspruchsvoller Musik in der Schweiz etwas bewegen wenn man Jahrelang nur an Undergroundpartys spielt und die so die grosse Masse nicht erreicht?

Zurück zum Thema: So würdest du die Zukunft also gerne sehen? Mit mehr Dancemagazinen, mehr Radioshows, mehr Musikspezifische Informationen…Ja genau! Den Vorwurf kann man auch…*studiert, kratzt sich am Kopf*…Ich glaube wir müssen uns auch an der eigenen Nase nehmen! Ein grosser Teil von den Dj’s welche die gleiche Art von Musik spielen wie ich es tue, wie mein Team es macht, haben früher einfach eine zeit lang gepennt! Die andere Abteilung hat sich einfach super vermarktet, haben vorwärts gemacht! Und bei uns hat man sich in der cool in den Liegestuhl gesetzt und es einfach genossen „cool“ zu sein…*smile*… Das ist halt einfach die Situation welche wir jetzt vorfinden! Daran muss jetzt gerüttelt werden! Ich wünsche mir einfach, dass unterschieden wird! Das einem Clubgänger klar ist: Das ist ein Dj, ich muss ihm zuhören und es laufen nicht einfach nonstop Hits im 2minuten-takt! Auch wenn der Clubgänger vielleicht in einem Set keinen einzigen Track kennt, er sich auf die Musik einlässt, die Musik trotzdem gut findet! Und der Clubber danach die gleiche Freude hat wie wenn er in einen kommerziellen Laden rein geht wo die ganze zeit nur Hits laufen.

Jetzt geht ja einiges, es hat sehr viele neue Brands und Label gegeben in letzter Zeit. Die „Undergrounder“ haben gemerkt dass sich mit dieser Art von Musik auch Geld verdienen lässt, wenn man etwas dafür macht. Die jungen fühlen sich auch sehr angesprochen von diesen Labels. Wie siehst du die Zukunft von den vielen jungen Labels?
Es gab schon eine sehr extreme und explosionsartige Entwicklung! Sie sind wie Pilze aus dem Boden geschossen und jeder will jetzt noch irgendein Partybrand machen! Die ersten welche mit dieser Art von Label erfolgreich waren, sind „Life is a Bitch“ und „Blushin Pink“. Danach kamen Fresh&Stable und Private Fiction…. Es ist halt immer die Frage auf welchem Niveau man so etwas macht! Solche Label –und Mottopartys gibt es auf der ganzen Welt und sie sind sehr erfolgreich!
Es ist halt immer eine Trendfrage! Es ist ein Trendprodukt! Wenn heute die weissen Socken trendig sind, sind es morgen die schwarzen! Und man kann ja nicht einfach das ganze Label auf den Kopf stellen wenn plötzlich trash nicht mehr in ist und wieder alles in eine andere Richtung geht. Dann steht man dann halt plötzlich auf der Strasse! Dementsprechend würde ich mir halt wünschen, dass bei diesen jungen Labels, wie schon gesagt, auch dort die Information, die Roots und die Musik wieder mehr im Vordergrund stehen! Nur so sehe ich eine Möglichkeit, dass sie überleben können.
Für viele junge Leute sind solche Label –und Mottopartys auch der erste Zugang zu Clubs. Und wenn man sie dort nicht schon musikalisch schult, ihnen schon den musikalischen Schrott vor die Nase setzt, wenn sie das erste mal richtig an Partys gehen, dann werden sie es auch später nicht mehr lernen! So nach dem Motto: was Hansli nicht lernt, lernt Hans nie mehr!
Der Sound welcher gespielt wird, zielt hauptsächlich darauf hin, den Narzissmus des Partygängers zu stärken. Im Moment ist es Bewegung in der nur zählt: was bin ich? Und was habe ich? Mit Musik hat dies wirklich nicht viel zu tun. Es ist eine art Jugendbewegung, die musikalisch leider definitiv in eine falsche Richtung geht.

 

[jamiie]

Willst du Damit sagen, dass die Musik überhaupt nicht im Vordergrund steht? Sondern nur das Label, Marketing und Geldmacherei?
Nein, es geht um ein Machtgefühl, ums erfolgreich sein. Erfolgreich zu sein ist für jeden Menschen ein Antrieb, ob man jetzt damit Geld verdient oder nicht! Für viele welche sonst im Nachtleben nicht sehr viel zu sagen hatten, oder auch immer noch nichts zu sagen haben, ist es natürlich cool einen Brand zu haben, um sich so selber in Vordergrund stellen zu können! Ich beziehe das jetzt aber nicht auf alle Brands! Ich spiele ja auch bei einigen, welche aber coole, neue Inputs bringen. Ich will auch nicht sagen das diese Brands schlecht sind, sonder ich will damit sagen das man auch die Musik mehr in den Vordergrund stellen sollte, somit wäre die Überlebenschance dieser Brands viel höher und gleichzeitig die Musikkultur in der Schweiz gefördert würde!
Wenn man dann einen David Morales oder John Digweed in die Schweiz holt und die Leute vorher 10 Jahre lang sich nur Schrott angehört haben, dann stehen sie halt einfach nur rum wenn er auflegt…. Auf der ganzen Welt bringt er sonst jeden laden zum explodieren, dann stimmt doch irgendetwas nicht! Die Leute können gar nicht auf so einen Dj eingehen wenn ihr „normaler“ Ausgang total anders ist und sie sonst immer nur den gleichen Einheitsbrei zu hören bekommen!


Es ist ja bekannt das sich Qualität langfristig gesehen immer durchsetzten wird. Glaubst du demnach dass sich in naher Zukunft viele dieser Brands verabschieden werden, wenn sie musikalisch nicht den richtigen Weg einschlagen werden? Da es in der Clubszene vor allem um Musik gehen sollte…
Ich weiss es nicht… *überlegt kurz*… Also verabschieden sicher, ja! Aber dadurch, dass immer neue kommen werden, wird es niemanden gross stören.
Ich finde eine Party zu organisieren ist nicht etwas was man tun sollte um cooler da zu stehen! Es sollte eine Glaubensfrage sein! Ich sehe das wieder im Ausland: Man verkehrt seit 10 Jahren im Nachtleben, man kennt diverse Dj’s, die Leute sind fanatisch, sie leben für die die Musik von all diesen Künstlern, von Elektronika bis hin zu Klassik! Sie haben einen Background! Und das fehlt vielen Veranstaltern in der Schweiz! Dann würden sie automatisch auf qualitativ bessere Musik setzen!


Bei vielen Brands setzt man auch auf junge Dj’s. Viele junge Dj’s konnten mit den Brands ihren Bekanntheitsgrad steigern. Hat man also im Dj-Nachwuchs auf die falschen gesetzt?
*lacht*… ist eine lustige Frage, da ich ja selbst noch fast zu den jüngsten gehöre… *wird ernst und überlegt lange*… es hat natürlich eine Generationenwechsel stattgefunden bei den Dj’s, wie auch bei den Besuchern. Es ist logisch das viele Brands auf jüngere Dj’s gesetzt haben, da die Glaubwürdigkeit von einem jungen natürlich viel höher ist der gleichaltrige unterhaltet, als von einem älteren, der keinen Bezug mehr zum jungen Publikum hat!
Aber um auf die Frage zurück zu kommen: grundlegend JA! Weil es fehlt sicher 80-90%, wenn nicht noch mehr, an Musikwissen.
Dj-ing ist kein Kasperli-Beruf! Dj-ing bedeutet nicht cool sein, ein cooles T-Shirt, eine coole Sonnenbrille auf der Nase zu haben und nebenbei noch ein paar Platten zu drehen!!! Als Dj muss man ein Fachwissen haben, egal ob es nun vom Funk, Soul oder Jazz kommt, man muss die Roots kennen! Wenn man von all dem keine Ahnung hat, was in diesem jungen Alter meistens auch nicht möglich ist, wie will man dann die Musik die man auflegt verstehen? Sie kennen ja nicht einmal die Samples welche benützt werden in den verschiedenen Track mit denen sie die Leute unterhalten, oder unterhalten sollten. Somit können sie nicht annähernd eine Ahnung haben, von dem was sie machen!
Aber es war natürlich ein extremer Hype! Mann hat die Jungen gebucht weil sie, viele Leute an die Partys mitgebracht haben. Und in diesem Moment hat man begonnen, die Qualität zu vernachlässigen.

Bei dir konnte man musikalisch eine extreme Entwicklung vom Garage zum Techhouse beobachten. Du hast auch gesagt dass du dich Weiterentwickeln wolltest. Fehlt das bei den Jungen? Sich weiter entwickeln zu wollen oder dazu zu lernen? Wollen sie erst gar nicht? Oder haben sie in der heutigen schnelllebigen Zeit auch gar keine Zeit mehr sich zu entwickeln?
Das Problem heute ist, dass viele zu schnell zu erfolgreich wurden. Was nicht sehr schwierig war, weil wenn man viele Leute mitbrachte, oder auf die Gästeliste setzte, wurde man viel gebucht. Innerhalb von nicht einmal einem Jahr legten sie in den grossen Clubs auf. Dann war man schnell zufrieden, da der Mensch ja grundsätzlich bequem ist. Es sei denn man hat einen Drang zum Perfektionismus, einen Drang zur Entwicklung und will nicht stehen bleiben! Aber bei vielen ist das nicht vorhanden, weil sie auch gar nicht denn musikalischen Background haben und musikalisch auch nicht wahnsinnig begabt sind um sich musikalisch entwickeln zu können. Sich entwickeln zu wollen ist das eine, aber es auch zu können das andere! Ich meine es gibt ja nach wie vor Dj’s welche heute noch so auflegen wie sie angefangen haben! Dj’s die kein Interesse haben Verläufe zu spielen, kein Interesse sich irgendwie als Dj auch technisch weiter zu entwickeln. Das ist natürlich eine Momentaufnahme von mir. Ich denke diejenigen welche Talent haben, werden sich positiv entwickeln, der Rest wird genau gleich stehen bleiben.
Ich z.B. habe in Bars angefangen, habe jahrelang in Bars aufgelegt. Durfte dann ganz langsam in kleineren Clubs ein Intro spielen. Ich musste zuerst lernen wie man in einer Bar die Leute dazu animiert viel zu trinken oder das sie plötzlich auf der Bar stehen und ausflippen aber ohne einen Hit nach dem anderen zu spielen. Ich musste lernen wie man ein Intro in einem grossen Club vor diversen Dj-Grössen aufbaut. Das sind alles Entwicklungsphasen welche über Jahre hinweg gehen und man automatisch nonstop an sich selber arbeitet! Ja und wenn man halt von null auf hundert in einem grossen Club hinters Pult gestellt wird, nur weil man einen Car voller Leute mitbringt….tja… dann kann man das halt nicht lernen


In der Schweiz gibt es aber Dj’s, wie Antoine oder Sir Colin, welche deutlich mehr Cd’s verkaufen, die aber nicht so anspruchsvolle Musik spielen wie du. Hast du dann bei diesen Jungs das Gefühl dass sie die Musikszene kaputt machen? Oder gar ein Problem damit was sie machen?Überhaupt nicht, ich meine es wäre ja anmassend zu sagen, dass sie die Szene kaputt machen! Sie haben ja wesentlich dazu beigetragen, dass alle so viel Geld verdienen können in diesem Buissnes… *bigsmile*… Aber was bis zu einem gewissen Punkt in eine verkehrte Richtung ging, ist was ich vorher schon erwähnte mit der Unterscheidung! Das sind in meinen Augen Popkünstler, Dancefloorartisten oder wie auch immer… aber sie passen nicht in die Definition des House – oder Techno Dj’s! Für mich ist ganz wichtig dass da unterschieden wird. Weil das sind einfach zwei verschiedene Welten! Es ist total was anderes was ich auflege oder auch wie ich auflege und was oder wie sie dann auflegen. Das kann man einfachen nicht vergleichen und die Leute müssen begreifen dass diese zwei Welten überhaupt nicht miteinander zu tun haben! Aber natürlich nicht im negativen Sinn! Ich persönlich, wenn ich frei habe und nicht wegen der Musik in den Ausgang gehe, hange ich auch in irgendwelchen Discotheken rum! Wenn ich nur Lust ein Bier zu saufen und mit Freunden zusammen ab zu hängen. Dann gehe ich auch nicht in Clubs wo hoch anspruchsvolle Musik läuft. Das muss es geben, wird es immer auch geben und ist auch eine gute Sache. Ich will das gar nicht kritisieren oder schlecht machen. Ich will einfach dass die Leute endlich begreifen, so etwas hat nichts damit zu tun was wir machen.

 

[jamiie]

Aber anscheinend ist diese Unterscheidung den Leuten überhaupt nicht klar. Bei den Kritiken zu deiner Soiree Noire Cd wurde deine Cd stets mit Cd’s von Antoine oder Sir Colin verglichen. Belastet dich das?
*muss sich zuerst eine Zigi anzünden*… Ja also *hust, keuch...*******e* bei diesem Punkt war ich eigentlich eher von einer anderen Seite her gesehen enttäuscht. Das die grosse Masse nicht unterscheiden kann, dass wissen wir ja jetzt. Die Cd war nicht etwas wo ich beweisen wollte was für ein toller Dj ich bin *streckt sein intellektuelles Händchen nach oben*… sondern wir haben einfach eine Compilation gemacht wo wir einfach die Clubhits welche über die Jahre hinweg an der Soiree Noire liefen, drauf gepackt haben. Ob jetzt noch mein Name auf der Cd stand spielte eigentlich keine rolle, klar war es einwenig verkaufsfördernd… aber die Cd widerspiegelte nicht mich als Dj 1zu1! Ich wollte einfach die grössten Momente der letzten 1,5 Jahre der Soiree Noire widerspiegeln und das waren halt eben Techno oder Techhouse Hits. Sonst spiele ich viel mehr in die länge gezogenere Sets und nie so pointiert einen Hit nach dem anderen. Für uns war es eine Tatsache, dass die Masse diese Art von Musik einfach nicht kennt. Wir wollten der Masse diese Musik einfach langsam näher bringen. Das war auch der Grund weshalb wir die Cd so gemacht haben wie sie jetzt ist, dass die Leute einen Widererkennungswert hatten zur Soiree Noire. Für den „Undergrounder“ war die Cd ganz klar zu kommerziell, aber für denjenigen der sonst eine Antoine Compilation kauft war es ein Stoss vor den Kopf. Mein Interesse war es nicht so viele Cd’s wie möglich zu verkaufen, meine Absicht war es eine neue Klientel gewinnen zu können, welche früher diese Art von Musik nicht einmal annähernd kannte.
Vor allem der Vorwurf damit Geld verdienen zu wollen hat mich genervt! Mit einer solchen Cd lässt sich kein Geld verdienen! Im Gegenteil, es war eine grosse Investition, diese Art von Musik der Masse näher zu bringen. Und eine Investition in diese Musik, welche weit abseits vom kommerziellen Dance steht, bringt allen Künstlern etwas welche diese Musik spielen. Ich will mich überhaupt nicht als eine art Messias hinstellen der Ungläubige bekehren will. Jeder der auch nur ein Hauch einer Ahnung vom Cd-Markt hat, wird wissen dass so eine Cd nichts abwirft und man finanziell nur retour macht. Ich meine, wann hat es das letzte Mal eine Compilation dieser Art in Verbindung mit einem solch hohen Werbeaufwand gegeben? NIE! Also locker bleiben und versuchen etwas Positives zu machen anstatt zu motzen.

Kannst du dann beurteilen ob die Leute, welche sonst an eine Double House (oxa) gehen und eine Woche später ins Q an eine Soiree Noire, wegen der Musik kommen oder nur weil die Party gerade inn ist?
Ich glaube 20% kommen… Wenn der Club voll ist und alle schreien, dann findet man die Musik die dazu läuft noch schnell einmal gut. Es ist ein Irrsinn zu glauben, dass alle immer nur wegen der Musik kommen. Das gibt es aber nirgends! Wir haben ja in der Schweiz keine eigentliche House- oder Technoszene. Genau das versuchen wir zu formen. Wir haben Partypeople, die mal da und mal dort hingehen und sich einen Deut um die Musik kümmern. Dieses Verhalten wollen wir mit unseren Plattformen und Investments brechen! Sodass das Verhältnis an Partys dann etwa 50/50 sein wird.

Hast du also den Gedanken nur mit guter Musik eine gute Party zu realisieren schon verworfen?
Nein, überhaupt nicht! Aber ich weiss aus internationalen Erfahrungen, dass es immer nur im kleineren Rahmen funktioniert! Und plötzlich wird es dann zum Hype, siehe DC10 (Ibiza). Am Anfang gingen die Leute wirklich nur wegen der Musik. Aber dass der zusätzliche Besucherstrom dann noch kommt (a.d.R. 2 stunden anstehen kann im DC10 vorkommen), für das muss es einfach eine coole Party sein. Und die Leute wissen auch dass es eine coole Party ist. Klar finden sie dann den Sound auch gut wenn die Meute Schreit

Was ja kein schlechter Weg wäre um die Leute musikalisch einwenig zu schulen?! Sie finden die Party cool und hören dann automatisch die anspruchsvollere Musik…*haut auf den Tisch* Das ist ja genau der Punkt! Um das geht es ja schlussendlich auch! Das ist genau das Ziel welches wir mit „be together“ haben! Und auch andere Labels haben, welche auf die Musik setzen!

Wie willst du dann dieses Ziel erreichen? Einfach nur noch Dj’s buchen welche anspruchsvoll auflegen?
It’s all about the Marketing! Es ist klar, allem was bekannter ist, gibt man auch mehr zeit! Jeder Dj der langgezogen spielt braucht Zeit sein Set aufzubauen! Zusätzlich sind es halt die Kompromisse die ich eingegangen bin, z.B. mit der Cd. Ich wusste, dass es um die Cd eine Schlammschlacht geben würde, da sie den Undergroundern zu kommerziell war. Aber wir haben damit erreicht, dass Leute welche die Musik nicht kannten sich damit auseinander gesetzt haben! Zwar mit den Hits der Szene, aber sie haben sich damit auseinander gesetzt! Und mit solche Umwegen und Kompromissen muss und wird dieses Ziel erreichbar sein!

Herzlichen Dank Le Noir für die Stellungnahme
Ich habe zu danken!


Auszug aus der Biografie von Le Noir
Alles oder nichts! So könnte man das Motto von Le Noir beschreiben. Und dass er damit Erfolg hatte, beweist sein Lebenslauf, der bereits jetzt mit 21 Lenzen mehr Stationen aufweist als derjenige anderer bekannter Schweizer Djs.
Schon mit 16 spielte er in den ganz grossen Zürcher Clubs wie dem Kaufleuten und zog später schon durch die ganze Schweiz. Mit 18 brachte er seine erste Mix-CD auf den Markt und begeisterte das Publikum mit seinen technisch perfekten Übergängen. Dank seines Könnens spielte er bald schon auch im Ausland in den renommiertesten Clubs wie dem Cavo Paradiso (Mykonos), Turnmills (London), Pacha und Space (Ibiza).
Den Musikstil von Le Noir zu beschreiben ist praktisch unmöglich. Einzigartig hingegen sind seine Dj-Sets, wo er sein ganzes Können und sein musikalisches Wissen einfliessen lässt. Am liebsten spielt er über mehrere Stunden. Le Noir passt sich jeweils perfekt den Locations und dem Publikum an, ohne aber von seinem eigenen Stil abzuweichen. Seine Sets sind langezogen und minimalistisch, drücken aber eine wahrliche Flut von akustischen Bildern aus, wie es nur die Weltelite der Djs schafft. So erstaunt es nicht, dass Le Noir im Schweizerischen Underground Dance Bereich momentan an der Spitze steht.
Nach dem Vorbild ausländischer Labels hat Le Noir auch in der Schweiz eine Erfolgsproduktion auf die Beine gestellt. Seine eigene Nacht im Club Q „Soirée Noire“ zieht jedes Mal 1500 Besucher an und das ohne Hilfe ausländischer Gäste. Dieser grosse Besucherandrang ist einzigartig in der Schweiz, egal in welchem Musik-Genre. Und für alle, die nicht genug bekommen können von Le Noirs Sound, schafft die CD zur Eventreihe „Soirée Noire“ endlich Abhilfe. Die CD soll aber nicht nur als Erinnerung für die Events zu Hause dienen. Sie soll den Zuhörern als eine Art Lexikon dienen, um Ihnen seine Musik und seinen Lebenstraum näher zu bringen.
Was im Ausland schon fast Tradition hat, schaffte Le Noir mit seinem Labelpartner Marco Berto endlich auch in der Schweiz. Ein Eventlabel erster Klasse auf die Beine zu stellen. Hinter „be together“ stecken aber nicht nur Events wie die „Soirée Noire“ oder die „be together sessions“. Es ist eine einzigartige Community von musikbegeisterten Menschen und wie Label-Eigner Le Noir hinzufügt: „Wir möchten unsere Philosophie von Musik und Partying mit ‚be together’ den Leuten näher bringen. Das ist unsere Vision, unser Lebenstraum“.
Eingefleischten Clubbern ist es sicherlich aufgefallen: In Sachen Musik und Grafik orientiert sich Le Noir an England und schafft damit bisher unerreichtes in der Schweiz.

 

[ruebi]

Meiner Meinung nach ein super Interview. Der Junge hat einfach Ahnung, das durfte ich auch schon erfahren.

Bei dir konnte man musikalisch eine extreme Entwicklung vom Garage zum Techhouse beobachten. Du hast auch gesagt dass du dich Weiterentwickeln wolltest.

Das hingegen bedauere ich etwas, wie ich ja schon im "Zeigt Euch"-Thread vermerkt habe.

Könntest du vielleicht noch die Quelle angeben?

 

[jamiie]

Meiner Meinung nach ein super Interview. Der Junge hat einfach Ahnung, das durfte ich auch schon erfahren.



Das hingegen bedauere ich etwas, wie ich ja schon im "Zeigt Euch"-Thread vermerkt habe.

Könntest du vielleicht noch die Quelle angeben?

aber gerne doch...

http://www.groovenite.com/news/content.php?id=mp2006-10-09-4817